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Alzheimer – rätselhaftes Vergessen

Mit zunehmendem Alter treten häufiger Gedächtnisprobleme auf. Aber wann ist Vergesslichkeit krankhaft? Zum Welt-Alzheimer-Tag am 21. September erklärt Dr. Christian Lechner, Chefarzt der Neurologie und der Neurogeriatrie am Helios Amper-Klinikum Dachau, welche Faktoren das Risiko, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, verringern, wie die Diagnose gestellt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
20. September 2023

Was ist der Unterschied zwischen Morbus Alzheimer und Demenz?

Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit dem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern und Orientierung einhergehen. Der Morbus Alzheimer ist mit etwa 60 Prozent die häufigste Ursache einer Demenz. Er führt dazu, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns allmählich Nervenzellen und Nervenzellkontakte absterben.

Warum steigt die Zahl der Alzheimer-Erkrankten zunehmend?

In Deutschland sind laut der Deutschen Alzheimergesellschaft etwa 1,6 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen. Das Risiko einer klinisch manifesten Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Da die Zahl alter Menschen in den nächsten Jahren zunehmen wird, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Menschen, die an Demenz und somit auch an Alzheimer erkranken, weiter steigt. Man geht von etwa 25 Prozent Demenzerkrankungen bei Menschen über 80 Jahren aus.

Wie viel Vergesslichkeit ist normal? Und wann ist ein Arztbesuchsinnvoll?

Ausgeprägte Vergesslichkeit mit Beeinträchtigung des Alltagslebens, Orientierungsprobleme in vertrauter Umgebung oder Verhaltensauffälligkeiten sind kein normales Altersphänomen, sondern Anlass zu einem Besuch beim Arzt. Fachleute können dann klären, ob die geistige Leistungskraft eines Menschen seinem Alter und seinen früheren Fähigkeiten entspricht oder ob die Vergesslichkeit auf eine Demenz hindeutet. Sollten sich Anhaltspunkte für eine Erkrankung ergeben, ist eine frühe Diagnose für den Betroffenen und seine Angehörigen wichtig.

Wie wird die Diagnose Alzheimer gestellt?

Die Diagnose dieser Erkrankung, die Lebenszeit und Lebensqualität reduziert, sollte sorgfältig und präzise gestellt werden. Wichtig sind dabei die Erhebung der Krankheitsgeschichte sowie genaue körperliche und neurologische laborchemische Untersuchungen und bildgebenden Verfahren. Auch die ausführliche neuropsychologische Diagnostik ist von zentraler Bedeutung. Mit dieser Kombination aus verschiedenen Untersuchungen und durch Ausschluss anderer Erkrankungen kann die Diagnose einer Alzheimer-Demenz gestellt werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Alzheimerkrankheit ist bisher unheilbar. Es gibt trotz intensiver Forschung bislang kein Medikament, das den Verlust der Nervenzellen im Gehirn zuverlässig aufhalten kann. Trotzdem kann der Verlauf durch eine medikamentöse Behandlung moderat verzögert und die Symptome gelindert werden. Eine spezielle Impfung gegen die Erkrankung ist in den USA bereits zugelassen. Die zunächst vielversprechenden Ergebnisse werden nun leicht relativiert, da zwar in der Bildgebung Verbesserungen zu erkennen sind, es jedoch auch klinisch zu schweren Nebenwirkungen bei nur diskreter Linderung der Symptome gekommen ist. Begleitsymptome der Erkrankung wie Depression, Rückzugstendenzen, Schlafstörung, Verwirrungssymptome und Halluzinationen sollten in jedem Fall spezifisch behandelt werden. Um die Lebensqualität zusätzlich zu verbessern, stehen auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Musik- und Kunsttherapie sowie Logopädie und Ergotherapie zur Verfügung. Besonders wichtig ist die Beratung von Angehörigen und Betreuungspersonen, etwa zu medizinischen Aspekten der Erkrankung, aber auch pflegerischen und rechtlichen Fragen der Weiterversorgung.

5 Tipps, um das Alzheimer-Risiko zu verringern

  1. Gesunde Ernährung. Wichtig ist vor allem vitaminreiche Kost. Auch Fisch sollte jede Woche auf dem Speiseplan stehen.
  2. Viel Bewegung. Regelmäßige Bewegung hält nicht nur den Körper, sondern auch den Geist in Form.
  3. Geistige Aktivität. Lesen, das Erlernen und Sprechen von Fremdsprachen, kreative Aktivitäten oder auch das Lösen von Kreuzworträtseln halten geistig beweglich.
  4. Soziale Kontakte. Soziale Beziehungen halten den Kopf rege, sind gut für das Selbstwertgefühl und steigern die Lebenserwartung.
  5. Risikofaktoren vermeiden. Bluthochdruck, starkes Übergewicht, Diabetes und Depression – all diese Erkrankungen stehen in Zusammenhang mit späteren Demenzerkrankungen und sollten nicht nur aus diesem Grund konsequent behandelt werden.
Alzheimer – rätselhaftes Vergessen