Schnelle Hilfe bei Schlaganfall und akuten Brustschmerzen

„Mit den neuen Bereichen bauen wir das Leistungsspektrum der Klinik weiter aus und erweitern die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Menschen. In beiden Einheiten stehen je vier Betten zur Verfügung. Dies ist an den Bedarf in der Region angepasst“, sagt Klinikgeschäftsführer Johannes Richter. Pflegedirektorin Natascha Möller-Seseke ergänzt: „Um die Bereiche aufzubauen, haben wir nicht nur räumlich und technisch investiert. Wir haben zudem neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Stroke-Unit und CPU sind besondere Bereiche, für die entsprechendes Fachwissen benötigt wird.“  

Stroke-Unit: Hilfe bei Schlaganfall
„Die Stroke-Unit ist eine Station, auf der wir Patienten in den ersten Tagen nach dem akuten Schlaganfall engmaschig betreuen. Schnelles Handeln ist hier entscheidend – in jeder Minute gehen Millionen Gehirnzellen unwiederbringlich verloren“, sagt Stephan Matzath, Ärztlicher Direktor der Helios Klinik Herzberg/Osterode. Auf der Stroke Unit arbeiten Neurologen, Kardiologen und Radiologen, speziell geschulte Pflegekräfte, Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten zusammen, um die Ursachen des Schlaganfalls schnellstmöglich zu ermitteln und eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Um eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung zu gewährleisten, ist die Helios Klinik Herzberg/Osterode an das Teleneurologie-Netzwerk der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH TNN) angeschlossen. „Mittels Videokommunikation haben wir die Möglichkeit, den Schlaganfallpatienten jederzeit mit dem Dienstarzt aus Herzberg gemeinsam zu untersuchen. Die CT-Bilder werden ebenfalls unmittelbar an uns übermittelt. So kann die Entscheidung zu Diagnostik und Therapie in dieser zeitkritischen Behandlungsphase ohne Verzögerung getroffen werden.", sagt PD Dr. Hans Worthmann, Koordinator des MHH TNN. „Nach erfolgter Diagnostik leiten wir die sofortige Behandlung ein. Neben einer gezielten medikamentenösen Therapie gehört auch die Frührehabilitation mit der Behandlung von auftretenden Sprach- oder Schluckstörungen sowie Lähmungserscheinungen zu unserem Konzept. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Schlaganfallpatienten von der sofortigen Behandlung auf einer spezialisierten Stroke Unit deutlich profitieren“, so Chefarzt Stephan Matzath. „Kommen wir bei dem Konsil mit der MHH zu dem Schluss, dass der Patient eine Therapie benötigt, die wir in Herzberg nicht anbieten, leiten wir umgehend die Verlegung in ein neurointerventionelles Zentrum ein, das über die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten verfügt.“  

Chest Pain Unit: Diagnose und Behandlung von akuten Brustschmerzen
Für Patienten mit unklaren Brustschmerzen, Luftnot oder anderen unklaren Schmerzen im Brustbereich hat die Klinik eine sogenannte Chest Pain Unit (CPU) eingerichtet. Die CPU ist mit allen modernen Geräten ausgerüstet, um die Beschwerden umgehend abzuklären und die Patienten zu versorgen. „Innerhalb kürzester Zeit erhalten die Patienten ein Elektrokardiogramm (EKG) und eine Echokardiografie (Herzecho) und werden von einem Arzt untersucht. Anhand der Untersuchungsbefunde wird die passende Therapie eingeleitet. Bestätigt sich beispielsweise der Verdacht auf einen Herzinfarkt, erfolgt die kardiologische Weiterbehandlung zunächst im Herzkatheterlabor, um das verschlossene Herzkrankgefäß wieder zu öffnen. Im Anschluss erfolgt eine Überwachung auf der CPU. Herz und Kreislauf werden permanent kontrolliert“, erläutert Stephan Matzath, Chefarzt der Kardiologie. „Vor Einrichtung der CPU erfolgte die Untersuchung der Patienten in der Zentralen Notaufnahme, die Überwachung wurde auf der Intensivstation durchgeführt. Durch den Aufbau der Chest-Pain-Unit können wir diese Bereiche entlasten und gleichzeitig die Versorgung der Patienten mit unklaren Brustschmerzen noch besser aufstellen.“

Mit speziellen Methoden lassen sich die bei einem Schlaganfall typischen neurologischen Symptome meist schnell erkennen. Oft wird dazu der sogenannte FAST-Test genutzt:

F wie Face (englisch für Gesicht)
Der Betroffene wird gebeten, zu lächeln. Verzieht sich dabei das Gesicht einseitig?  

A wie Arme
Der Betroffene soll beide Arme für zehn Sekunden gerade nach vorn strecken und die Handflächen dabei nach oben drehen. Im Falle einer Lähmung gelingt das nicht mit beiden Armen, stattdessen wird ein Arm absinken.  

S wie Sprache
Der Betroffene soll einen Satz nachsprechen (z.B. "Morgenstund hat Gold im Mund"). Bei einem Schlaganfall gelingt das wahrscheinlich nicht, klingt verwaschen oder gestammelt oder es werden falsche Wörter benutzt.  

T wie time (englisch für Zeit)
Kann der Betroffene mindestens einer der drei Aufforderungen nicht nachkommen, darf keine Zeit verloren werden – er benötigt sofort ärztliche Hilfe.

• Jährlich erleiden mehr als 270.000 Deutsche einen akuten Schlaganfall.
• Der akute Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter. Jeder zweite Schlaganfall-Patient ist älter als 75 Jahre.
• Der Schlaganfall ist der häufigste Grund für Invalidität im höheren Lebensalter, etwa ein Drittel der Betroffenen behält nach dem Schlaganfall gesundheitliche Einschränkungen zurück.
• Pro Minute verlieren Patienten mit einem akuten Schlaganfall 1,9 Mio. Neuronen, 14 Mrd. Synapsen und etwa 12 km Myelin.