Herr Regitz, warum sollten Unternehmen den Jahresbeginn nutzen, um in die Mitarbeitergesundheit zu investieren?
Der Jahresbeginn ist einfach perfekt, um frische Impulse zu setzen – sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeitenden. Viele Menschen starten das Jahr mit guten Vorsätzen, sei es mehr Bewegung, eine gesündere Ernährung oder weniger Stress. Unternehmen können diesen Schwung aufgreifen und neue Gesundheitsprogramme starten oder bestehende Angebote ausbauen.
Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Aktionen, sondern darum, das ganze Jahr über gezielte Maßnahmen zu planen, die die Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig fördern. Wenn die Belegschaft sieht, dass ihre Gesundheit für das Unternehmen wirklich wichtig ist, wirkt sich das positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus. Und nicht nur das – es stärkt auch die Motivation und die Bindung zum Unternehmen.
Wie könnte die Planung aussehen?
Die Planung sollte sich immer an den Bedürfnissen des Unternehmens und der Mitarbeitenden orientieren. Ich empfehle, mit einer Mitarbeiterbefragung zu starten – das ist eine gute Möglichkeit, herauszufinden, welche Themen den Leuten wirklich wichtig sind. Auf dieser Grundlage kann man dann einen Jahresplan erstellen, der verschiedene Schwerpunkte abdeckt, wie zum Beispiel Bewegung, Ernährung oder mentale Gesundheit.
Als konkrete Maßnahmen bieten sich Gesundheitstage, digitale oder präsenzbasierte Impulsvorträge und Aktionswochen an. Sportliche Events wie Firmenläufe stärken zudem den Teamgeist. Besonders gut kommen auch niederschwellige Angebote wie kostenlose Check-ups an – etwa für den Rücken, das Sehvermögen oder zur Suchtprävention. Diese Maßnahmen bringen die Mitarbeitenden dazu, sich aktiv mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen – ein Schritt, den viele sonst gerne aufschieben.
Warum ist Mitarbeitergesundheit heute ein so wichtiges Thema für Unternehmen?
Unternehmen stehen heute vor großen Herausforderungen: Fachkräftemangel, steigende Fehlzeiten und eine alternde Belegschaft. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie attraktive Arbeitsbedingungen schaffen – und die Gesundheit der Mitarbeitenden spielt dabei eine zentrale Rolle.Ein gesunder Arbeitsplatz erhöht die Zufriedenheit, senkt den Krankenstand und sorgt dafür, dass Mitarbeitende länger leistungsfähig bleiben. Betriebliche Gesundheitsförderung ist daher weit mehr als nur eine soziale Verantwortung. Sie ist eine strategische Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Lohnt sich Prävention wirtschaftlich für Unternehmen?
Absolut! Wenn Sie sich die Kosten für Ausfalltage anschauen, wird schnell klar, wie lohnend Prävention ist. Bei psychischen Erkrankungen fällt ein Mitarbeitender im Schnitt 30 Tage aus – das verursacht pro Tag Kosten von rund 347 Euro*.
Wenn durch Gesundheitsmaßnahmen auch nur ein Ausfall verhindert wird, rechnet sich eine Investition von 10.000 Euro schnell. Studien zeigen, dass jeder investierte Euro in die betriebliche Gesundheitsförderung einen Nutzen von mindestens 2,70 Euro bis hin zu 10 Euro bringt.
* Quellen: KomNet (2021), Gesundheitsreport MWV (2022)
Was sind die größten Herausforderungen bei der Einführung von Gesundheitsprogrammen?
Die interne Kommunikation ist oft der Knackpunkt. In vielen Unternehmen gibt es Schwierigkeiten, alle Mitarbeitenden zu erreichen – vor allem, wenn nicht jeder einen dienstlichen Mail-Account hat.
Dazu kommen Vorbehalte oder mangelnde Motivation bei einigen Mitarbeitenden. Gerade diejenigen, die am meisten von solchen Angeboten profitieren würden, sind oft schwer zu erreichen. Es braucht also kreative Ansätze, um die Beteiligung zu erhöhen und Barrieren abzubauen.
Wie kann man diese Hürden überwinden?
Der Schlüssel liegt in niederschwelligen Angeboten, die es jedem ermöglichen, mitzumachen – selbst den „Couch-Potatoes“. Check-ups direkt im Betrieb oder Gesundheitsaktionen während der Arbeitszeit senken die Hemmschwelle und machen es einfacher, sich mit dem Thema Gesundheit auseinanderzusetzen.
Auch spielerische Anreize, sogenannte Nudges, können eine Menge bewirken. Warum nicht mal eine interne Challenge starten, bei der es darum geht, welches Team in einer Woche die meisten Schritte macht? Solche kleinen Wettbewerbe wecken den Ehrgeiz, machen Erfolge sichtbar und sorgen für eine Portion Spaß. Es geht also darum, den Mitarbeitenden den Einstieg so einfach und ansprechend wie möglich zu gestalten.
Was raten Sie Unternehmen?
Warten Sie nicht länger – starten Sie jetzt! Schon mit kleinen Maßnahmen können Sie erste Erfolge erzielen. Wichtig ist, langfristig zu denken und die Gesundheitsförderung in die Unternehmenskultur zu integrieren.
Holen Sie sich professionelle Partner wie den Betriebsarzt ins Boot und setzen Sie auf Vielfalt in den Angeboten: Der eine wird durch einen Impulsvortrag inspiriert, die andere durch das Leasing eines Dienstfahrrads. Entscheidend ist, dass Sie dranbleiben und regelmäßig evaluieren, was funktioniert. Mit der Zeit werden Sie immer mehr Beschäftigte erreichen.
Wie wird sich das Thema Gesundheitsförderung in den nächsten Jahren entwickeln?
Die Bedeutung der betrieblichen Gesundheitsförderung wird weiter zunehmen. Für viele Unternehmen ist sie bereits ein fester Bestandteil der Personalentwicklung. Vor allem die jüngeren Generationen erwarten, dass ihr Arbeitgeber Verantwortung für ihre Gesundheit übernimmt.
Digitale Lösungen werden dabei eine immer größere Rolle spielen – ob in Form von Fitness-Apps, Gesundheits-Challenges oder Online-Coachings. Unternehmen, die hier frühzeitig investieren, sichern sich nicht nur gesunde und motivierte Mitarbeitende, sondern auch einen klaren Wettbewerbsvorteil.