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Neuroonkologie

Die Neuroonkologie beschäftigt sich mit der Behandlung von gut- und bösartigen Tumoren im Bereich des Gehirns und seiner Hüllen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen: Hirneigene Tumore (z.B. Astrozytome wie das Glioblastom), Metastasen und Tumore der Hirnhäute bzw. Nervenscheiden (z.B. Meningeome/Neurinome).

Alle Fälle werden in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen und in Abstimmung mit den Kliniken für Onkologie/Palliativmedizin und Strahlentherapie behandelt.

Bei hirneigenen Tumoren (Gliome) handelt es sich um Neubildungen des Gehirns, die von Stützzellen des Nervengewebes ausgehen. So genannte Astrozytome machen mehr als 60% der Gliome aus. In Abhängigkeit ihres feingeweblichen Wachstumsmusters werden sie nach Weltgesundheitsorganisation (WHO) in vier Grade eingeteilt. Grad I entspricht einem langsam wachsenden Tumor mit guter Prognose und Grad IV einem bösartigen Tumor mit hoher Wachstumsrate und schlechter Prognose. Neben der feingeweblichen Sicherung (z.B. über eine stereotaktische Biopsie) kommt der mikrochirurgischen Entfernung ein immenser Stellenwert zu. Als Faustregel gilt: je mehr Tumor entfernt werden kann, desto besser ist die Prognose des Patienten.

Um eine Entfernung ohne erkennbare Tumorreste und gleichzeitig eine Verringerung des Risikos neurologischer Defizite gewährleisten zu können, kommen eine Reihe verschiedener Methoden egelmäßig zum Einsatz:

  • intraoperatives Neuromonitoring
  • Neuronavigation und intraoperativer Ultraschall
  • fluoreszenzgestützte Resektion (5-ALA)

Bei ausgewählten Tumoren im Bereich des Sprach- oder Bewegungszentrums kann eine Wachoperation zusätzliche Sicherheit bringen. Zur optimalen Koordination der Behandlung finden wöchentliche interdisziplinäre Konferenzen im Rahmen des zertifizierten Tumorzentrums statt, um eine maßgeschneiderte Therapie zu planen. Die weitere Nachsorge erfolgt in fester Anbindung an unsere neuroonkologische Sprechstunde.

Ca. 50% aller Hirntumore entspringen aus Metastasen. Der Krebs streut von anderen Teilen des Körpers ins Gehirn. Am häufigsten betroffen sind Patienten mit Lungenkrebs, Brustkrebs, Hautkrebs oder Nierenkrebs. Nicht selten wird die Krebserkrankung sogar erst über eine Hirnmetastase erstdiagnostiziert. Neben der Biopsie kommt der Operation bei großen oder symptomatischen Metastasen ein großer Stellenwert zu.

Meningeome sind überwiegend gutartige Tumoren, die von den Hirnhäuten ausgehen. Abhängig von dem Ursprungsort können sie verschiedene Symptome verursachen. Die eigentliche Therapie ist in der Regel chirurgisch. Meningeome können in nahezu allen Lokalisationen entfernt werden. Die Größe des Eingriffs hängt jedoch von der Lage des Meningeoms ab (vgl. Schädelbasistumoren). Die Prognose wird vom Ausmaß der Resektion und vom WHO-Grad bestimmt. Bei schlecht resezierbaren Tumoren oder Tumorresten kann eine Strahlentherapie notwendig werden.

Schädelbasistumoren sind komplexe Läsionen die besondere operative Herausforderungen an den Operateur stellen. Neben Hypophysenadenomen finden sich hier häufig Meningeome oder Akustikusneurinome. Häufig sind sie eng mit Hirnnerven und Blutgefäßen verbunden und können auch knöcherne Strukturen infiltrieren. Eine Resektion findet deshalb üblicherweise unter kontinuierlichem Neuromonitoring statt. Eine interdisziplinäre Behandlung mit Nachbarabteilungen wie z.B. der Endokrinologie / HNO / Strahlentherapie ist wichtig. Mit Hilfe radiochirurgischer Verfahren kann ein nicht resezierbarer Resttumor gezielt ausgeschaltet werden.

Bei bestimmten Fällen von Tumoren in der Nähe des Sprachzentrums des Gehirns bietet die Wachoperation eine zusätzliche Sicherheit, sodass eine radikale Tumorentfernung mit minimalem Risiko gewährleistet werden kann. Das Gehirn selbst besitzt keine Zellen zurSchmerzempfindung. Nach Eröffnung des Schädels wird der Patient erweckt und es wird eine neuropsychologische Testung durchgeführt. So kann man eine Kartierung der Hirnfunktionen durchführen und die Operation mit höchster Sicherheit gewährleisten.

Das intraoperative neurophysiologische Monitoring erlaubt es dem Neurochirurgen bei Eingriffen am Gehirn, Rückenmark und peripheren Nerven die Funktion des Nervensystems zu überwachen. Hierbei können einerseits, die im Gehirn und Rückenmark verlaufenden Nervenbahnen kontinuierlich untersucht werden. Bei Veränderungen der Potentiale kann der Operateur sofort Maßnahmen ergreifen, um einen drohenden Schaden zu verhindern. Andererseits können, durch direkte Stimulation, wichtige Nerven und Funktionszentren identifiziert werden. Auf diese Weise kann z.B. eine Kartierung der Hirnoberfläche erfolgen. Diese Möglichkeiten führen zu einer deutlichen Senkung des Operationsrisikos und erhöhen die Sicherheit des Patienten.

Wir verwenden das neurophysiologische Monitoring routinemäßig bei Operationen am Gehirn, Rückenmark und an peripheren Nerven.

Mit Hilfe der Neuronavigation kann aus Bilddaten einer Kernspintomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) eine virtuelle Landkarte des Gehirns erstellt werden. Diese wird dann zur Orientierung während der Operation genutzt. So können durch präoperative Planung Hautschnitt und Zugang möglichst klein gehalten werden. Auch kleine oder tiefsitzende Läsionen werden so sicher aufgefunden und entfernt.

5-Aminolävulinsäure (5-ALA) ist ein Medikament, das vor einer Operation eines hirneigenen Tumors verabreicht wird. Es reichert sich in Tumorzellen an und wird dort in einen fluoreszierenden Stoff umgewandelt. Dadurch kann der Tumor dann bei einer Operation sichtbar gemacht und vollständig entfernt werden.

Die stereotaktische Biopsie ist ein minimalinvasives Operationsverfahren, das höchste Genauigkeit gewährleistet. Mit Hilfe bildgesteuerter und computerassistierter Berechnung der Wege und Abstände erlaubt die Stereotaxie ein nahezu verletzungsfreies Bewegen im Schädel, sodass gezielte Probeentnahmen millimetergenau durchgeführt werden können.