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Hydrocephalus

Das Nervenwassersystem des Menschen umfasst ein komplexes Netz aus Kanälen und Kammern. Durch Missverhältnisse aus Produktion und Resorption in Folge von Altersveränderungen, Blutungen, Tumoren oder Entzündungen, kommt es zu einem Aufstau des Nervenwassern und der Ausbildung eines Hydrozephalus.

Krankheitsbilder

Der Normaldruckhydrozephalus tritt typischerweise im fortgeschrittenen Lebensalter auf. Er beruht auf einer strukturellen Degeneration, der für die Wiederaufnahme des Liquors notwendigen Strukturen. Hierdurch kommt es zu den 3 klassischen Kardinalsymptomen: breitbasig-kleinschrittiges Gangbild, Blasenschwäche und Merkfähigkeitsstörung (Demenz) - die Hakim-Trias. Die Symptome entwickeln sich langsam, akute Beschwerden sind selten. Eine Schwierigkeit in der Diagnosefindung besteht in der Abgrenzung zu anderen Alterserkrankungen und der klaren Zuordnung zwischen Beschwerdebild und bildgebenden Befunden. Es bedarf oft einer Vielzahl verschiedener Untersuchungsmethoden im Vorfeld einer operativen Versorgung. Diese besteht aus einer Ventiloperation mit dem Ziel der Ableitung des Hirnwassers in Herz oder Bauchraum (Shunt-Operation).

Bei dieser Form kommt es zu einem Liquoraufstau oberhalb eines mechanischen Passagehindernisses im Verlauf des Nervenwassersabflusses. Ein solches Hindernis können gutartige und bösartige Neubildungen, Gefäßfehlbildungen oder entwicklungsbedingte Verengungen der Nervenwasserwege darstellen. Die Therapie erfolgt hier in Abhängigkeit der Grunderkrankung entweder mittels endoskopischer Ventrikulo-Zisternostomie oder Tumorresektion. Bei drohendem Verschluss des Liquorabflusses und Nichtbehandlung, kann diese Erkrankung durch Verdrängung von gesundem Hirngewebe zum Tode führen.

Der akute Verschlusshydrozephalus zählt daher zu den neurochirurgischen Notfällen, die i.d.R. einer sofortigen operativen Therapie bedürfen.

Bei dieser Form ist die Liquorresorption in Folge altersabhängiger Degeneration (Normaldruck Hydrozephalus), Hirnhautverklebungen nach abgelaufenen Hirnblutungen (posthämorrhagischer Hydrozephalus) oder Hirnhautentzündungen (postinfektiöser Hydrozephalus) vermindert. Die Therapie der Wahl stellt hier die Implantation eines in den Bauchraum führenden Shunt-Systems dar.

Behandlungstechniken

Die häufigste Therapieoption besteht in der Anlage einer inneren Liquorableitung mit Hilfe eines unter der Haut verlaufenden, dünnen Silikonschlauches. Diese schaffen eine Verbindung (Shunt) zwischen den äußeren Hirnwasserkammern und dem Bauchraum (ventriculo-peritonealer Shunt) bzw. der vorderen Herzkammer (ventriculo-atrialer Shunt). Diese Abflusswege können mit Hilfe kleiner, magnetisch gesteuerter Ventile durch die Haut (perkutan) in ihrer Fördermenge reguliert werden. Die eingebrachten Ableitungen und Ventile sind besonders unempfindlich gegenüber äußeren Einflüssen und können so ein Leben lang verbleiben. Gern übernehmen wir in unserer speziellen Shunt-Sprechstunde die Betreuung und ggf. Einstellung Ihres Shuntsystems.

Endoskopische Verfahren können in bestimmten Fällen Ventiloperationen ersetzen oder erleichtern. Anlagebedingte Engstellen können mit Hilfe einer Kamera gestützten (endoskopischen) Spiegelung erweitert oder eröffnet werden. Bei Auftreten eines Hydrocephalus in Folge einer Aquaduktstenose, einer Verengung des Liquorabflußweges zwischen der 3. und 4. Hirnwasserkammer, kann mit Hilfe einer Ventrikulo-Zisternostomie der Boden der 3. Hirnwasserkammer zu den äußeren Liqurräumen hin eröffnet werden. Auch in Folge von Fehlbildungen auftretende zusätzliche Hirnwasserkammern (Arachnoidalzysten) können mittels endoskopischer Verfahren, zu den äußeren Liqourräumen hin, eröffnet werden.

Die Diagnostik umfasst moderne Schnittbildverfahren wie die Computertomographie (CT) und spezielle Liquorflussmessungen mittels Kernspintomographie (MRT), Liquordruckmessungen, die Anlage äußerer Liquorableitungen im Bereich der Lendenwirbelsäule und standardisierte Testpunktionen (Tap-Test) bei welchem ca. 30ml des Nervenwassers abgelassen werden. Die Zusammenschau von Klinik, Bildgebung und invasiven Testverfahren ermöglicht eine exakte Diagnosestellung und Abwägung potentieller operativer Therapieoptionen.