Sehr geehrte Patient:innen,
uns ist es ein großes Anliegen, dass Sie während Ihres Aufenthaltes bei uns rundum bestens versorgt werden. Damit Sie möglichst schnell wieder gesund werden, und es auch bleiben, ist neben der eigentlichen Behandlung oftmals auch die Einnahme von Medikamenten erforderlich.
Im Krankenhaus erhalten Sie oftmals andere Medikamente, als die, die Sie von zu Hause gewohnt sind.
Die Medikamente kommen aus den Krankenhausapotheken und werden dort für die Versorgung der Patient:innen vorrätig gehalten oder auch bestellt. Auch wenn die Medikamente einen anderen Namen haben oder anders aussehen, können Sie sicher sein, dass sie gut wirksam und verträglich sind. Die Ärzt:innen und Apotheker:innen überwachen Ihre Arzneimitteltherapie sehr sorgfältig.
Ihre Medikamente im Krankenhaus
Unsere Leistungen im Überblick
Arzneimittelversorgung
Unsere Hauptaufgabe ist es, die kontinuierliche Versorgung der Patienten und Patientinnen mit den benötigten Medikamenten sicherzustellen.
Die Arzneimittellogistik umfasst dabei alle Prozesse, die mit der Beschaffung, Lagerung, Verteilung und Entsorgung von Arzneimitteln verbunden sind. Digitalisierung und Automatisierung unterstützen diesen Kernprozess. Unter anderem nutzen wir als Maximalversorger die elektronische Patientenakte (e-PA) sowie einen Kommissionierautomaten (ROWA) mit über 70.000 eingelagerten Arzneimittelpackungen um eine sichere und evidenzbasierte Arzneimitteltherapie für 15 Kliniken und Ambulanzen sowie 7 Rettungsdienste sicher zu stellen.
In Zeiten sich häufender Lieferengpässe stellt uns dabei häufig schon die Beschaffung von Arzneimitteln vor große Hürden. Um Engpässe oder Lieferverzögerungen möglichst zu vermeiden, arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen. Bei Problemen sorgen unser pharmazeutisches Beschaffungsmanagement und der starke Verbund der Helios-Apotheken dafür, dass die Versorgung für unsere Patient:innen auch unter widrigen Umständen gesichert ist.
Die beschafften Arzneimittel werden sorgfältig gelagert und ihre Haltbarkeit regelmäßig kontrolliert, bis sie schließlich von den Stationen angefordert und von uns zur Verfügung gestellt werden.
Auch auf den Stationen überprüfen wir regelmäßig die korrekte Lagerung und stehen mit Rat und Tat bei sämtlichen Fragen zum Arzneimittel zur Seite.
Die Unit-Dose-Abteilung versorgt die Patient:innen individuell mit Medikamenten in einem digitalisierten Prozess.
Die von den Ärzt:innen in der elektronischen Patientenakte erfassten Medikamente der Patient:innen, werden von den Apotheker:innen auf Plausibilität geprüft bevor die Herstellung erfolgt.
Ein Automat, der mit den Medikamenten befüllt ist, übernimmt anschließend das Verpacken dieser in kleine Tüten, sogenannte Blister. Die fertigen Blistertütchen werden in mehreren Schritten von den Mitarbeiter:innen der Abteilung überprüft, um eventuell entstandene Fehler (wie zerbrochene Tabletten) zu finden und zu korrigieren. Am Ende erhält jede:r Patient:in eigene Blister-Tütchen mit den passenden Medikamenten, bedruckt mit allen wichtigen Informationen und den Patientendaten.
Die Apotheke des Klinikums setzt damit auf eine technische Innovation, die für maximale Sicherheit in der Arzneimitteltherapie sorgt und zugleich eine Arbeitsentlastung für die Pflege bedeutet.
Pflegekräfte haben viele verantwortungsvolle Aufgaben. Eine davon ist die Verabreichung ärztlich verordneter Arzneimittel. Üblicherweise werden sämtliche Medikamente in rauen Mengen bei der Krankenhausapotheke bestellt und anschließend händisch und nach Vier-Augen-Prinzip vom Pflegepersonal aufbereitet. Auch die Dokumentation läuft dabei ausschließlich manuell. Ein zeitaufwändiger und fehleranfälliger Prozess.
Mit der neuen Einzeldosis- bzw. Unit-Dose-Versorgung wird der manuelle Stellprozess auf Station durch einen hoch automatisierten, qualitätsgesicherten Produktionsprozess in der Apotheke abgelöst – das spart Zeit und Nerven.
Die Unit-Dose-Versorgung ist vor allem aber der für Patient:innen sicherste Weg, sie mit Arzneimitteln zu versorgen. Das System nutzt die von der elektronischen Patientenakte bereitgestellten digitalen Medikationsdaten. Feste, orale Arzneimittel wie Tabletten und Kapseln können mit einer Maximalgeschwindigkeit von 30 bis 60 Blistern pro Minute verpackt werden – das ergibt rund 10.000 Arzneimittel pro Tag. Die Krankenhausapotheke in Schwelm hat zwei Automaten mit jeweils 336 Kanistern, die mit den unterschiedlichsten Medikamenten befüllt sind.
Der optimierte Medikationsprozess
Kommt ein:e Patient:in ins Klinikum, wird zunächst die Hausmedikation erfasst. Ärzt:innen verordnen diese und gegebenenfalls weitere Medikamente über die elektronische Patientenakte. Ein besonderes Verordnungsprogramm bietet Unterstützung bei der Eingabe von Arzneimittel, Einnahmezeitpunkt und Dosierung. Ist die eingetragene Verordnung nicht sinnvoll, weist ein spezielles Warnsystem darauf hin.
Tagesaktuell verarbeitet der Unit-Dose-Automat die hinterlegten, ärztlichen Verordnungen. Klinische Apotheker:innen überprüfen die eingegangenen Verordnungen auf ihre Richtigkeit und geben sie für den automatisierten Verpackungsprozess frei. Die Bestellungen werden daraufhin vom Automaten einzeln verpackt. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden die Blister mit allen wichtigen Informationen zum Medikament bedruckt, wie Handelsname, Wirkstoff, Stärke und Dosierung.
Im Anschluss durchlaufen die produzierten Arzneimittel-Tütchen ein optisches Kontrollgerät, das Anzahl, Größe und Form der Tabletten gegenprüft und die Bilder elektronisch speichert. Abschließend werden die Medikamentenblister an die Stationen abgegeben. Im Helios Klinikum Schwelm können die Patienten einen QR-Code auf dem Blister mit dem Handy abscannen, der sie direkt zum passenden Beipackzettel ihres Medikamentes leitet.
Der geschlossene Medikationskreis mit elektronischer Patientenakte und Unit-Dose-System gewährleistet, dass alle Beteiligten mit den gleichen Informationen versorgt sind. Auch und insbesondere für Patienten:innen bedeutet das neue System einen Informationsgewinn – denn die einzelnen Blister sind exakt beschriftet. So kann ein Patient genau nachvollziehen, welches Medikament er bekommt und ob es wirklich für ihn bestimmt ist.
Arzneimittelherstellung, Analytik und Qualitätskontrolle
Nicht alle Arzneimittel stehen industriell gefertigt zur Verfügung. Die Herstellung in der Krankenhausapotheke erfolgt:
- patientenindividuell als Einzelanfertigung (Rezeptur) oder
- bei häufig benötigten Zubereitungen im Defektur-Maßstab (bis zu 100 abgabefertigen Packungen pro Tag) im Voraus
Nach der Plausibilitätsprüfung durch Apotheker:innen werden die Herstellungsanweisung und das Herstellungsprotokoll angefertigt. Die Herstellung erfolgt nur durch pharmazeutisches Personal unter Verwendung von zugelassenen und geprüften Rohstoffen und Packmitteln. Somit stellen wir sicher ein Produkt von höchster pharmazeutischer Qualität herzustellen.
Besonders für Kinder sind Arzneimittel häufig nicht in kindgerechten Dosierungen erhältlich, sodass niedriger dosierte Zubereitungen, vor allem in Form von Kapseln, Lösungen oder Suspensionen, patientenindividuell angefertigt werden. Aber auch dermatologische Rezepturen, wie Cremes und Salben, stellen wir auf die individuellen Bedürfnisse angepasst her. Zum weiteren Spektrum gehören Augentropfen, Zäpfchen und Diagnostika.
Für höchste Arzneimittelsicherheit sorgen weiterhin strukturierte Arbeitsabläufe:
- Im ersten Schritt werden die ärztlichen Anforderungen durch Apotheker:innen auf Plausibilität geprüft. Dazu gehört die Kontrolle von Dosierungen, Befunden, Therapieprotokollen, Dosismodifikationen, Therapieabständen, Einhaltung von Maximaldosen sowie die Vollständigkeit der Verordnung.
- Nach der Plausibilitätsprüfung erfolgt die Freigabe zur eigentlichen Herstellung durch speziell geschultes pharmazeutisches Personal auf der Basis von konkreten Herstellungsanweisungen. Dabei kommt Spezialsoftware zum Einsatz, mit deren Hilfe die Kontrolle und Dokumentation jedes einzelnen Herstellungsschrittes sichergestellt wird.
- In einer abschließenden Qualitätskontrolle und arzneimittelrechtlichen Freigabe wird jede einzelne Zubereitung durch Apotheker:innen geprüft. Dabei wird die Übereinstimmung des hergestellten Produktes mit der ärztlichen Verordnung, sowie die Einhaltung vorgeschriebener Qualitätsparameter an das hergestellte Arzneimittel geprüft. So ist sichergestellt, dass den Patienten:innen nur Zytostatika-Zubereitungen verabreicht werden, die den Anforderungen an eine höchstmögliche Arzneimitteltherapiesicherheit entsprechen.
Um eine optimale Therapiesicherheit zu erreichen, besteht ein enger interprofessioneller Austausch.
Die Aufgabe der Abteilung Analytik ist die Qualitätssicherung von Eigenherstellungen und den dafür verwendeten eingekauften Rohstoffen.
Eingekaufte Rohstoffe werden nach den anerkannten pharmazeutischen Standardwerken, wie dem aktuellen Europäischen Arzneibuch, geprüft. Die eigens hergestellten Defekturen werden ebenfalls einer Prüfung unterzogen, die je nach „Risiko“ unterschiedlich aufwändig ausfällt. Das Risiko wird abgeschätzt anhand der Gefahr der eingesetzten Rohstoffe, der jährlichen Produktionsmenge, dem Aufwand des Herstellungsprozesses und der Anwendungsart.
Es werden beispielsweise Gehaltsbestimmungen mittels UV/VIS-Spektroskopie, Osmolaritäts- und pH-Wert-Bestimmungen, Refraktometrie- und Dichtemessungen durchgeführt. Bei steril hergestellten Defekturen wird zusätzlich der Autoklavierprozess überprüft oder es werden Proben an ein externes Labor verschickt, um die Sterilität der Produkte zu bestätigen.
Nachdem alle Prüfungen erfolgreich durchgeführt wurden, kann das entsprechende Produkt von eine:r Apotheker:in freigegeben und anschließend von den Stationen angefordert werden.
Worauf wir außerdem Wert legen
Wir wirtschaften nachhaltig und effizient.
Die Apotheke versteht sich als zuverlässiger, schneller und wirtschaftlicher Versorger von Arzneimitteln und Diagnostika.
Durch wirtschaftliches Handeln tragen wir auch dazu bei, das hohe Gut einer bestmöglichen Patientenversorgung unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten zu erhalten. Wirtschaftlichkeit ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, Innovationen umzusetzen und die medizinische Exzellenz voranzutreiben.
Wir leisten unseren Beitrag zur Einhaltung der wirtschaftlichen Ziele des Klinikums, durch pharmaökonomische Beratung der Fachabteilungen. Unterstützt werden diese Bestrebungen durch unseren strategischen Apothekeneinkauf mit Vertragsmanagement.
Die Sicherung der Versorgung in Zeiten instabiler Lieferketten ist dabei im Fokus und eine beständige Herausforderung. Die lokalen Helios Apotheken und der Zentrale Dienst Apotheke wirken dabei zusammen.
Stellen Sie sich vor, Sie nehmen seit Jahren ein hochwirksames Medikament einmal wöchentlich ein. Sie wollen nicht, dass jemand im Krankenhaus, wenn Sie nicht selbst für die Einnahme Ihrer Medikation verantwortlich sind, hier etwas unabsichtlich ändert. Alle Maßnahmen, die solche möglicherweise kritischen Ereignisse verhindern helfen, werden als Maßnahmen zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit bezeichnet.
Dies ist die offizielle Definition:
Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ist die Gesamtheit der Maßnahmen zur Gewährleistung eines optimalen Medikationsprozesses mit dem Ziel, Medikationsfehler und damit vermeidbare Risiken für Patienten und Patientinnen bei der Arzneimitteltherapie zu verringern.
Die Krankenhaus-Apotheken bei Helios sind ständig bestrebt die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen. Dies fängt bei der Auswahl der Arzneimittel an (z.B. durch eine geringe Verwechslungsgefahr) und begleitet den gesamten Prozess der Arzneimitteltherapie im Krankenhaus.
Folgende Prozesse leisten einen wichtigen Beitrag zur AMTS:
Arzneimittelauswahl
- Welche Arzneimittel werden in der Hausliste geführt?
- Welches generische Arzneimittel wird besorgt (z.B. Teilbarkeit einer Tablette)?
Verordnung
- Standardisierung und Sicherheit durch elektronische Verordnung in der e-Akte: Therapiestandards werden automatisch vorgeschlagen - auf Wechselwirkungen macht auch das Computerprogramm aufmerksam.
Verabreichung
- Information, Schulung und Standardisierung
- Patientenindividuelle Verpackung für jeden Patienten (siehe Unit Dose)
Offene Fehlerkultur
- Passiert trotzdem einmal ein möglicherweise kritisches Ereignis, wird dieses anonymisiert gemeldet und es werden zentral Verbesserungen im Medikationsprozess angestoßen.
Entlassung: Im Rahmen des Entlassmanagements spielt die Medikation eine wichtige Rolle.
- Ausstellen eines bundeseinheitlichen Medikationsplans
- Organisation der ambulanten Medikationsversorgung
Die Apotheke hat die Maßnahmen und Projekte des Aktionsbündnisses Patientensicherheit im Blick und optimiert somit die Sicherheit. Zum Beispiel werden Methotrexat-Tabletten, die nur einmal wöchentlich gegeben werden dürfen auch so der Station zur Verfügung gestellt, dass keine versehentliche tägliche Gabe erfolgen kann.
In der heutigen Welt der medizinischen Fortschritte und technologischen Innovationen streben Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Fachpersonal ständig nach effektiveren und sichereren Lösungen für die medikamentöse Behandlung von Patienten. In diesem Streben hat sich das Konzept des "Closed Loop Medication Management" (CLMM) als vielversprechender Ansatz erwiesen. Es handelt sich dabei um ein integriertes, automatisiertes System, das den gesamten Prozess der Medikamentenversorgung von der Verschreibung bis zur Verabreichung kontrolliert und überwacht. Dieser Artikel wirft einen genaueren Blick auf die Grundlagen, Vorteile und Herausforderungen des Closed Loop Medication Management.
Was ist Closed Loop Medication Management?
Das Closed Loop Medication Management ist ein computergestütztes System, das die unterschiedlichen Phasen der Medikamentenversorgung miteinander verknüpft und überwacht. Es beginnt mit der Verschreibung durch den Arzt und umfasst die Dosierung, die Abgabe, die Verabreichung und die Überwachung der Medikamenteneinnahme durch den Patienten. Durch den geschlossenen Kreislauf, in dem Informationen nahtlos zwischen den verschiedenen Akteuren ausgetauscht werden, wird die Transparenz und Genauigkeit des gesamten Prozesses deutlich verbessert.
Fazit
Closed Loop Medication Management ist zweifellos ein vielversprechender Ansatz, um die Medikamentenversorgung sicherer, effizienter und patientenorientierter zu gestalten. Obwohl es Herausforderungen bei der Implementierung geben mag, können die Vorteile dieser fortschrittlichen Technologie letztendlich die Gesundheitsversorgung revolutionieren und zu einer besseren Lebensqualität für die Patienten führen. Es ist zu hoffen, dass zukünftige Fortschritte in der Technologie und das Engagement der Gesundheitseinrichtungen zu einer breiteren Einführung des Closed Loop Medication Management führen werden.