Eine Zeitungsanzeige prägte das Leben von Gabriele Lippa maßgebend. Mit ihr suchte das damals im Aufbau befindliche Herzzentrum Leipzig nach Mitarbeitenden. Für Gabriele Lippa kam die Ausschreibung zum rechten Zeitpunkt. Die gelernte Krankenschwester hatte sich mittlerweile zur Hygienefachkraft qualifiziert und als Hygieneinspektorin in den Chemischen Werken Buna gearbeitet. Im Zuge struktureller Veränderungen wurde diese Abteilung jedoch geschlossen. „Das Herzzentrum bot mir deshalb eine neue Chance, die ich unbedingt nutzen wollte“, blickt sie zurück.
Anfangs noch als Krankenschwester auf einer der Stationen tätig, bekam Gabriele Lippa aufgrund ihrer Qualifikation von der Klinikleitung schon bald das Angebot, gemeinsam mit Claudia Stein im Herzzentrum eine Hygieneabteilung aufzubauen. Dass sie dabei in den ersten Monaten je zur Hälfte als Pflege- und Hygienefachkraft arbeitete, kam allen Beteiligten sicher zugute. „Gabriele hat nicht nur die Anfänge bereitet, sondern bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Klinikum 2016 maßgebend geholfen, dass unser Haus heute einen solch hohen hygienischen Zustand vorweisen kann”, sagt Janet Bötz, die aktuell mit dem Team der Krankenhaushygiene im Herzzentrum die Arbeit ihrer ehemaligen Kollegin fortführt.
Der Besuch von Gabriele Lippa im Herzzentrum führte beide Frauen nach längerer Zeit wieder einmal zusammen. Vergessen hat man die einstige Kollegin hier nicht. Immer wieder vernahm sie beim Durchschreiten der Gänge ein freundliches „Hallo, schön dich zu sehen. Wie geht es dir?”. Gleichwohl muss die forsche Seniorin aber erkennen, dass sich das Klinikum seit ihrem Weggang deutlich verändert hat. Viele der jungen Gesichter, die heute ihren Dienst an den Patientinnen und Patienten tun, kennt sie nicht mehr. Auch optisch habe sich so einiges getan, bekennt sie. Gemeinsam mit Janet Bötz durchstreifte Gabriele Lippa das Herzzentrum und ließ sich von ihr die Neuerungen zeigen. Wehmut beschlich die Merseburgerin dabei jedoch nicht. „Alles hat seine Zeit. Es waren schöne 21 Jahre, die ich hier arbeiten durfte, aber nun liegt mein Fokus auf anderen Dingen”, stellt sie heraus.
Gerade einmal vier Wochen des Nichtstuns habe sie mit Renteneintritt geschafft. Dann allerdings brauchte sie dringend eine neue Aufgabe, erinnert sich die Oma von sechs Enkeln. Heute hilft sie einem ihrer zwei Söhne im Büro, pflegt einen kranken Familienangehörigen und vertreibt eventuell aufkommende Langeweile durch Arbeit in Haus und Garten.
Auch als die Stadt Merseburg nach Helfern für ein Impfzentrum suchte, war Gabriele Lippa sofort zur Stelle. Für fünf Monate schlüpfte die gelernte Krankenschwester noch einmal in ihre alte Rolle, setzte drei Tage in der Woche bei Interessierten die Spritze gegen das Coronavirus. „Ich kann die Hände halt nicht in den Schoß legen”, begründet sie ihr Engagement. Obgleich sie schnell merkte, dass dieser Job sie körperlich an Grenzen führte. „Acht Stunden auf den Beinen und dabei immer in Bewegung, das war ich nicht mehr gewöhnt”, bekennt sie lächelnd.
Ihr Anspruch als Hygienefachkraft sei stets gewesen, daran mitzuwirken, dass alle Menschen das Herzzentrum unbeschadet wieder verlassen. „Das ist uns gelungen und wird noch heute so gehalten”, zieht sie ein erstes Fazit ihres Besuch. Zugleich sei es ein gutes Gefühl, dabei mitgeholfen zu haben, etwas Grundsätzliches zum festen Standard werden zu lassen.