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Geschwisterliebe in Perfektion

Jedes Jahr am 10. April wird weltweit der Tag der Geschwister begangen. Initiiert wurde der Tag 1997 von Claudia Evart. Neben dem Mutter- und Vatertag wird so eine der wichtigsten familiären Bindungen gewürdigt. Dass dies manchmal auch über das private Umfeld hinausgehen kann, zeigt die Geschichte von Aline und Steffen Papst vom Herzzentrum Leipzig.
09. April 2021

Dass ältere Geschwister auf jüngere Nachkommen einer Familie Vorbildwirkung ausüben, ist hinlänglich bewiesen. Selten ist ein Beispiel dafür aber so anschaulich, wie das von Aline (46) und Steffen (36) Papst. Aufgewachsen in Zeitz, lernte Steffen Papst seine Schwester gerade erst richtig schätzen, als diese das gemeinsame Elternhaus bereits wieder verließ. In der Tasche hatte Aline Papst da schon die Qualifikation als ausgebildete Krankenschwester. Die Voraussetzungen für eine berufliche Übernahme im Lehrkrankenhaus waren seinerzeit jedoch alles andere als komfortabel.

Leipziger Glück

Die rettende Hand bot Aline eine Annonce, welche das Herzzentrum Leipzig schaltete. Gesucht wurden demnach Mitarbeiter für die chirurgische Intensivstation. „Das war genau das, was ich wollte. Ein Job der mich herausfordert“, blickt sie auf das Jahr 1996 zurück. Zu dieser Zeit galt es auch für Steffen Papst, sich langfristig mit dem Thema Berufswahl auseinanderzusetzen. Der Weg der großen Schwester beeindruckte ihn, sodass eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger auch für ihn denkbar schien. Vorerst jedoch wollte der junge Mann seinen Zivildienst absolvieren. Nach Ablauf dieses Jahres zog es Steffen Papst aber mit geballter Kraft ins Ruhrgebiet nach Rüsselsheim, wo er begann, den beruflichen Plan in die Tat umzusetzen.

Gemeinsame Weiterbildung

Inzwischen waren die Geschwister nicht nur beruflich auf dem gleichen Pfad unterwegs, auch der Altersunterschied spielte im Erwachsenenleben eine immer kleinere Rolle.

Geschwisterliebe in Perfektion

Acht Jahre arbeiteten Bruder und Schwester fortan gemeinsam auf Station. Acht Jahre, die sie beruflich weiter voranbrachten, etwa indem beide eine Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivmedizin absolvierten, aber auch als Geschwister enger zusammenschweißten. Mittlerweile haben sowohl Aline als auch Steffen Papst ihren Wohnsitz in Leipzig. Gemeinsame Freizeitaktivitäten, unter anderem Dauerkarten für RB Leipzig, festigen die familiäre Verbundenheit auch nach Dienstschluss.

Neue Herausforderung

Sich in den weichen Sessel der Zufriedenheit zu legen, kommt für beide jedoch nicht infrage. Steffen Papst nutzte deshalb 2016 das Angebot, sich zwei Jahre lang berufsbegleitend zum Kardiotechniker ausbilden zu lassen. Seine Aufgabe ist es fortan, während einer Herz-OP unter anderem die Herz-Lungen-Maschine eigenständig zu steuern. Ein Job mit hoher Verantwortung, zumal eine unsachgemäße Bedienung der Herz-Lungen-Maschine direkte Auswirkungen auf das Leben des Patienten hat. „Ich mag es, mich neuen Anforderungen zu stellen“, begründet der 36-Jährige den Seitenwechsel. Seiner Schwester bleibt er dennoch treu. Wann immer es die Schichten zulassen, treffen sich beide zur gemeinsamen Pause oder statten dem jeweils anderen einen Kurzbesuch ab.

Familiäre Verbundenheit

„Wer nicht weiß, dass wir Geschwister sind, kommt sicher nicht drauf“, sagt Aline Papst mit einem Augenzwinkern. Selbst als sie für acht Jahre seine Chefin auf der Intensivstation war, wurde diese familiäre Verbundenheit nicht offen publiziert. „Schon während der Einarbeitungszeit von Steffen habe ich mich, wenn möglich, herausgehalten. Er sollte seinen eigenen Rhythmus finden, eigene Erfahrungen machen. Das hat auch gut funktioniert. Ich bin stolz auf ihn“, betont Aline Papst und kann sicher sein, dass diese Wertschätzung auch für sie gilt.

Die Eltern der beiden sind nicht minder begeistert vom erfolgreichen Weg der Geschwister. Das medizinische Gen haben Bruder und Schwester von ihnen zwar nicht in die Wiege gelegt bekommen, den beruflichen Ehrgeiz und die Liebe zur Familie aber schon. Gaben, die bei Aline und Steffen Papst auf fruchtbaren Boden fielen.