Zur Person:
Von der Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologin zur Ärztlichen Direktorin in der Arbeitsmedizin – der berufliche Weg von Ann-Christin von Ehr ist alles andere als langweilig. Nach elf Jahren in der Klinik entdeckte sie während der Coronapandemie ihre Leidenschaft für die Arbeitsmedizin und übernahm 2022 die Standortleitung des neu gegründeten Helios-Instituts in Bonn. Seit Januar 2025 leitet sie als Ärztliche Direktorin die Helios Arbeitsmedizin.
Frau von Ehr, was möchten Sie in Ihrer Position als neue Ärztliche Direktorin bewegen? Gibt es Themen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Ich möchte auf jeden Fall das Fachwissen unserer großartigen Kolleginnen und Kollegen bündeln und zielgerichtet einsetzen. Wir haben im Team so viele unterschiedliche Expertisen, die ich gerne zusammenführen möchte, um für unsere Klienten die bestmögliche Arbeitsmedizin zu bieten.
Ein Thema, das mir wirklich am Herzen liegt, ist Prävention. Es geht dabei nicht nur um medizinische Maßnahmen, sondern auch um gesellschaftliche Verantwortung. Wir müssen den Menschen zeigen, wie wertvoll ihre Gesundheit ist und wie wichtig es ist, aktiv etwas dafür zu tun.
Darüber hinaus spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Mein Ziel ist es, erstklassige arbeitsmedizinische Betreuung selbst in den entlegensten Regionen Deutschlands sicherzustellen. Gleichzeitig möchte ich niedrigschwellige Angebote schaffen, die Mitarbeitende dabei unterstützen, ihre Gesundheit bewusster wahrzunehmen und wertzuschätzen.
Was macht die Arbeitsmedizin für Sie so spannend?
In der Inneren Medizin haben wir es oft mit Krankheiten zu tun, die durch Lebensgewohnheiten oder äußere Einflüsse wie Ernährung oder Stress entstanden sind. In der Arbeitsmedizin haben wir die Möglichkeit, viel früher anzusetzen. Wir sehen die Menschen an den Orten, an denen sie viel Zeit verbringen: am Arbeitsplatz. Dort können wir präventiv eingreifen und das Umfeld so gestalten, dass es die Gesundheit der Mitarbeitenden fördert.
Ich finde es unglaublich motivierend, Teil dieses Prozesses zu sein, bei dem wir nicht nur die Arbeitsfähigkeit der Menschen sichern, sondern auch ihre Lebensqualität und ihr Wohlbefinden langfristig verbessern.
Ein weiterer spannender Aspekt meiner Arbeit ist es, dass wir häufig die einzigen Ansprechpartner für Mitarbeitende sind, die keine regelmäßige hausärztliche Versorgung in Anspruch nehmen. In diesen Fällen können wir nicht nur auf akute gesundheitliche Probleme reagieren, sondern auch aktiv auf gesundheitsförderndes Verhalten hinwirken.
Ihre Arbeit führt Sie in ganz unterschiedliche Unternehmen und Branchen. Wie erleben Sie diese Vielfalt?
Das ist wirklich das Beste an meinem Job! Ich treffe auf so viele verschiedene Menschen: aus der Lagerlogistik, der Stahlbranche, Kunstschaffende, Straßenbahnfahrer:innen, Mitarbeitende auf Windkraftanlagen – und dazwischen noch so viele weitere spannende Berufsgruppen. Keiner dieser Berufe ist wie der andere, und deshalb ist jede Aufgabe einzigartig. Es gibt keine Schablone, auf die man alles anwenden kann.
Jeder Tag bringt neue Aufgaben mit sich: An einem Tag unterstütze ich vielleicht einen Arbeitnehmer mit Druckstellen an den Füßen bei der Auswahl passender Sicherheitsschuhe, überprüfe die körperliche Eignung eines Feuerwehrmannes für den Einsatz schwerer Geräte oder spreche mit einer schwangeren Kita-Mitarbeiterin über deren Arbeitsfähigkeit. An einem anderen Tag bin ich in einem Unternehmen vor Ort, begehe die Arbeitsplätze und berate beispielsweise zu Ergonomie und Lärmschutz.
Sie sehen: Die Arbeitsmedizin hat so viele Facetten, und das macht meinen Job so unglaublich abwechslungsreich.
Vielen Dank für das Interview.