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Durchblutungsstörungen und Schaufensterkrankheit

Schaufensterkrankheit und Beinamputation – Gefahren bei Verengung und Verschluss der Beinarterien

Die Verhinderung einer lebensbedrohlichen Katastrophe - Moderne Behandlung des Aortenaneurysmas

Der Begriff Schaufensterkrankheit beschreibt anschaulich die Symptome die durch eine deutliche Einschränkung der Durchblutung der Beine entstehen. Durch Verengung oder Verschlussprozesse der Becken- oder Beinarterien (Schlagadern) kommt es beim Gehen oder Treppensteigen zur unzureichenden Blutversorgung der Muskeln der Wade oder auch des Oberschenkels. Hierdurch entstehen dann Schmerzen oder Verkrampfungen in der Wade oder in anderen Muskelgruppen der Beine. Es kann nur noch eine bestimmte Gehstrecke zurückgelegt werden, nach der dann der Betroffene stehen bleiben muss. Diese sog. Gehstrecke kann nur leicht eingeschränkt sein, so dass noch mehrere hundert Meter zurückgelegt werden können, sie kann aber auch so stark verkürzt sein, dass normale Aktivitäten des Alltags nur noch schwer möglich sind. Beim Stehenbleiben kann sich die Durchblutung dann langsam wieder erholen. Die Schmerzen und Krämpfe verschwinden und der Betroffene kann seinen Weg fortsetzen bis die Durchblutung erneut unzureichend wird.

Ist durch einen ausgedehnten Befall der Becken- und Beinarterien die Blutzufuhr sehr stark reduziert, kann sogar Gefahr für das von der Minderdurchblutung betroffene Gewebe entstehen. Wenn die Durchblutung in Ruhe unzureichend ist, kommt es zu anhaltenden Schmerzen im betroffenen Fuß. Besonders nachts beim Liegen im Bett können sich diese so verstärken, dass der Betroffene aus dem Bett aufstehen muss um sich Linderung zu verschaffen, da im Sitzen oder Stehen die Schmerzen etwas nachlassen können. In vielen Fällen wird die Durchblutung aber schon so stark reduziert, dass es zum Absterben von Gewebe am Fuß (sog. Gangrän) oder zur Ausbildung von schlecht heilenden Geschwüren kommen kann. Diese Situation ist oft von dauerhaften Schmerzen und Entzündungen am Fuß begleitet. Zusätzlich ist auch hier die Gehstrecke dramatisch verkürzt.

Durch Ablagerung von Blutfettbestandteilen in der Arterienwand entstehen allmählich zunehmende Verdickungen der Gefäßwand und Engstellen, die auch zu einem kompletten Verschluss der Arterie führen können. Man spricht von der sog. Arteriosklerose, einer schon sehr lange bekannten Zivilisationskrankheit. Als Hauptursachen sind das Rauchen, ein Bluthochdruck, ein erhöhter Cholesterinspiegel und auch der Diabetes mellitus bekannt.

 

Je nachdem in welcher Gefäßregion sich diese Verengungen und Verschlüsse entwickeln, bilden sich bestimmte Symptome aus.

Alle Arterien, die für die Beindurchblutung wichtig sind, können betroffen sein. Dies beginnt schon bei der Bauchschlagader. Häufig sind die sog. Beckenarterien betroffen. In den meisten Fällen kommt es jedoch zur Erkrankung der Oberschenkelarterie. Beim Diabetiker sind besonders häufig die Arterien des Unterschenkels befallen. In vielen Fällen sind auch mehrere Gefäßregionen gleichzeitig betroffen. Die Lokalisation des Verschlusses bestimmt wiederum die Symptome des Patienten, so stehen bei der sehr häufigen Verengung der Oberschenkelarterie der Schmerz und die Verkrampfung der Wade im Vordergrund.

Bei der Einschränkung der Gehstrecke ist die Lebensqualität des Betroffenen deutlich eingeschränkt. Treten Schmerzen in Ruhe auf oder kommt es zu der sog. Gangrän von Zehen oder Geschwüren besteht die Gefahr dass der Fuß absterben kann und eine Amputation des Beines notwendig werden kann. Besonders groß ist diese Gefahr beim starken Raucher und beim Diabetiker.

Schon das Tasten der sog. Pulse kann gute Hinweise auf die Diagnose geben. Auch das Messen des Blutdrucks am Fuß ist eine einfache Methode zum Nachweis von Durchblutungsstörungen. Sehr wichtig ist die Untersuchung mittels eines speziellen Gefäßultraschalls, der Verengungen und Verschlüsse gut erfasst.

 

Zur Planung einer möglichen Therapie brauchen wir allerdings eine exakte Darstellung des Gefäßbaumes der Becken und Beinarterien, eine sog. Angiographie. Dies kann mittels einer sog. MR-Angiographie (einer Magnetfelduntersuchung), einer CT-Angiographie (Darstellung der Arterien mit Kontrastmittel) und einer Kontrastmitteldarstellung der Arterien durch Punktion und Injektion von Kontrastmittel als Röntgenuntersuchung geschehen.

Konservative Therapie

 

Bei geringer Symptomschwere hilft oft schon ein gesünderer Lebensstil mit konsequentem Einstellen des Rauchens, Verordnung von leicht blutverdünnenden Medikamenten (z.B. ASS), Absenkung der Blutfette durch sog. Cholesterinsenker (Statine), Kontrolle des Diabetes und regelmäßiger Bewegung. Vor allem das sog. Gehtraining kann durch die verstärkte Ausbildung von natürlichen Umgehungskreisläufen (sog. Kollateralen) die Gehleistung deutlich verbessern.

 

Behandlung mit Ballonkatheter oder Stent

 

Diese Therapieform hat in den vergangenen Jahrzehnten die Therapie von Durchblutungsstörungen erheblich vereinfacht, da man teilweise ohne Operation zum Ziel kommen kann. Durch einfache Punktion einer Arterie (vor allem der Leistenarterie) kann man das verengte oder verschlossene Gefäßsegment dabei von innen wieder eröffnen und mit einem Ballon die Ablagerungen in der Gefäßwand zusammendrücken. In vielen Fällen wird oft in die erkrankte Arterie ein sog. Stent (ein durch einen Ballon entfaltbares flexibles röhrenförmiges Metallgitter) eingebracht. Dies hat sich vor allem in den größeren Arterien des Beckens sehr gut bewährt und vermeidet in vielen Fällen dauerhaft eine Operation. Auch in der Oberschenkelregion sind Ballonmaßnahmen bei begrenzter Ausdehnung sehr sinnvoll und können auch mit einem Stent unterstützt werden. In den Unterschenkelarterien können ebenfalls sehr gut Ballonaufdehnungen erfolgen und diese auch mit medikamentenbeschichtete Ballons durchgeführt werden. Hier sind durch die Weiterentwicklungen von Beschichtungen und zusätzlichen Medikamenten noch weitere Verbesserungen zu erwarten. Der Vorteil der Ballonbehandlung besteht auch darin, dass sie im Bedarfsfall wiederholt werden kann.

 

Operative Behandlung

 

Hier stehen uns sehr bewährte dauerhafte Verfahren zur Verfügung, die auch teilweise gut mit den modernen Kathetertechniken kombiniert werden können.

 

Ausschälplastik: bei dieser Operation wird das verkalkte Material aus der freigelegten und eröffneten Arterie entfernt und diese dann mit einem eingenähten Flicken in Form eines Streifens (sog. Patch) rekonstruiert. Diese Technik wird vor allem in der Leistenregion angewandt. Sie hat sehr dauerhafte Ergebnisse in Bezug auf die Langzeitoffenheit und kann ausgezeichnet mit der Kathetertherapie der Becken- oder Beinarterien kombiniert werden.

 

Bypass: hier handelt es sich um eine schon fast seit 70 Jahren zur Verfügung stehende Operationsmethode bei der die verschlossene Gefäßstrecke durch Implantation eines Blutleiters umgangen wird. Dabei wird das Gefäßgebiet jenseits eines Verschlusses durch den Bypass wieder an den Blutkreislauf angeschlossen und damit die Symptome deutlich verringert.

 

Eine Bypassoperation kommt immer dann in Betracht, wenn lange Gefäßstrecken verschlossen sind oder wenn die Kathetermethoden nicht mehr zum Erfolg führen. Im Bereich der großen Beckenarterien verwendet man hierzu normalerweise sog. Gefäßprothesen aus flexiblen Kunststoffen wie Dacron (Polyester) oder PTFE-Material um eine neue Verbindung zwischen der Bauchschlagader und der Leistenarterie herzustellen.

 

Die häufigste Anwendung findet das Bypassverfahren am Bein. Hier kann praktische jede längere Verschlussstrecke erfolgreich überbrückt werden, vor allem wenn eine schwere Gehstreckeneinschränkung oder eine Amputationsgefahr besteht. Ein Bypass ist auch dann noch durchführbar, wenn es zum erneuten Verschluss von bereits aufgedehnten oder mit Stents versorgten Arterien kommt. Sehr gute Langzeitergebnisse erzielt man dabei durch die konsequente Verwendung von körpereigenen Venen aus den Beinen oder auch aus den Armen. Sollten keine eigenen Venen zur Verfügung stehen, können auch künstliche Blutgefässe aus synthetischen oder biologischen Materialien implantiert werden. Sowohl für die operativen Verfahren als auch die Kathetermethoden spielt die Nachsorge eine große Rolle. Mittels Ultraschall wird die entsprechende Rekonstruktion überwacht und neu entstehende Engen dann bevorzugt mit Kathetertechniken behandelt.

Durch konsequente Anwendung und Kombination dieser Verfahren können heute sehr gute Langzeitergebnisse in Hinsicht auf die Lebensqualität und die Vermeidung einer Beinamputation bei der Schaufensterkrankheit und beim Raucherbein erzielt werden.