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Doppeltes Glück: Mutter und Sohn erhalten beide lebenswichtige Herz-Operation in Leipzig

In Deutschland leiden ca. 10.000 Menschen am Marfan-Syndrom. Der seltene Gendefekt löst eine Bindegewebserkrankung aus, die verschiedene Organsysteme betrifft. Am Herzen kann eine Überdehnung der Gefäße zu lebensbedrohlichen Rupturen führen – beispielsweise der Hauptschlagader. Michelle Bönisch und ihr Sohn Jonas sind beide betroffen und erhielten im Herzzentrum Leipzig die notwendige, lebenswichtigen OP – mit Erfolg. Das Besondere dabei: Die David-Operation wird eigentlich nur bei Erwachsenen durchgeführt. Am Herzzentrum Leipzig ist die komplexe Operation an einem fünfjährigen Jungen gelungen.

15.09.2025 Lesedauer: - Min.
Ärzteteam Kinderherzzentrum mit Patienten Michelle und Jonas

Seit ihrer Geburt weiß Michelle Bönisch, dass sie am Marfan-Syndrom leidet. Die Genmutation wird dominant vererbt und tritt nur selten als Spontanmutation auf. Ihr Großvater, ihre Mutter sowie ihre drei Geschwister leiden ebenfalls an der seltenen Bindegewebserkrankung und auch ihr fünfjähriger Sohn Jonas ist betroffen. Die Symptome betreffen zumeist Skelett, Augen und das Herz-Kreislauf-System. Durch den Gendefekt wird die Produktion des Proteins Fibrillin-1 gestört, das wiederum eine wichtige Komponente der Mikrofibrillen darstellt, die das Gerüst der elastischen Fasern im Bindegewebe ausmachen. Die Mutation schwächt demnach das Bindegewebe. Betroffene sind meist großwüchsig und haben lange Arme, Beine und Finger sowie eine Überbeweglichkeit ihrer Gelenke, Augenprobleme und Herzprobleme. 

Herzzentrum Leipzig

Oberarzt Kinderkardiologie

Am Herzen führt die Bindegewebsstörung unter anderem dazu, dass sich die herznahen Gefäße so pathologisch weiten, dass sie ein hohes Risiko haben, zu reißen. Bei dieser sogenannten Dissektion, z.B. der Aorta, entsteht eine lebensbedrohliche Situation, in der äußert schnell gehandelt werden muss. Daher überwachen wir betroffene Kinder und Erwachsene in unseren Marfan-Sprechstunden engmaschig. Dabei messen wir, wie weit die Hauptschlagader erweitert ist. Befindet sich der Wert in einem kritischen Bereich oder nimmt schnell zu, ist eine Operation unausweichlich, um einer lebensbedrohlichen Situation vorzubeugen.

Herzzentrum Leipzig

Leitender Oberarzt Kinderherzchirurgie | Chirurgischer Leiter des EMAH-Programms

In der Regel ist die Erweiterung der Hauptschlagader bei Kindern noch nicht stark ausgeprägt und eine Operation erst im Erwachsenenalter indiziert. Bei Jonas war die Ausweitung so weit und rasch fortschreitend, wie bei einem Erwachsenen und noch dazu unmittelbar im kritischen Teil der Aorta, sodass wir gezwungen waren, den Eingriff bereits jetzt und nur wenige Monate nach seiner Mutter durchzuführen.

Herzzentrum Leipzig

Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Herzchirurgie/ Leiter des HTX- und VAD- Programms

Bei der sogenannten David-Operation werden die Patienten an die Herz-Lungen-Maschinen angeschlossen, das Herz wird angehalten und die erweiterte Aortenwurzel herausgeschnitten. Dabei wird die natürliche Herzklappe erhalten, indem eine Prothese darübergestülpt wird. Bei der Mutter haben wir zusätzlich eine Mitralklappenrekonstruktion durchgeführt, wobei der regelrechte Klappenschluss durch künstliche Sehnenfäden wiedergestellt wurde. Der Eingriff ist hoch komplex und dauert mehre Stunden.

Herzzentrum Leipzig

Leitender Oberarzt Kinderherzchirurgie | Chirurgischer Leiter des EMAH-Programms

Die David-Operation wird eigentlich nicht bei Kindern und wenn frühestens bei Teenagern angewandt. Durch die besondere Expertise des Herzzentrums Leipzig, und die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Kinderherzchirurgie, Kinderkardiologie und Herzchirurgie konnten wir die OP dennoch erfolgreich bei Jonas durchführen. Unsere Erfahrung und das Team vom EMAH-Zentrum, wo Kinder und Erwachsene zusammen behandelt werden, haben maßgeblich zu diesem medizinischen Erfolg beigetragen.

„Da ich die Operation im Januar selbst erlebt habe, wusste ich natürlich genau, was auf Jonas zukommt. Ich war unendlich aufgeregt, konnte ihm aber ganz genau erklären, was passiert und wie es danach weitergeht. Im Nachgang bin ich überglücklich, dass wir die Operationen geschafft haben. Wir wurden als Familie im Herzzentrum Leipzig sehr gut betreut und alle waren für uns da. Jetzt kann Jonas endlich wieder herumrennen, spielen und ist nicht mehr zu bremsen. Und ich kann mich auch wieder richtig um Jonas kümmern. Jetzt ist alles wieder möglich und wir freuen uns auf den Alltag Zuhause“, blickt Mama Michelle dankbar auf die beiden Operationen zurück.