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15 Jahre beste Aussichten für Frühchen

Rund 30 Prozent aller frühgeborenen Kinder vor der 31. Schwangerschaftswoche haben das Risiko zu erblinden. Dank der hervorragenden Versorgung inklusive eines exzellenten frühzeitigen Augenscreenings hat in den letzten 15 Jahren kein einziges Frühchen im Helios Klinikum Hildesheim sein Augenlicht verloren. Gerade erst wurde die Kinderklinik erneut als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level 1) bestätigt.  

27. August 2024

Hildesheim, 27. August 2024 – Stevie Wonder ist wahrscheinlich das bekannteste Beispiel für eine Erblindung nach einer Frühgeborenen-Retinopathie (Schädigung der Netzhaut). Der amerikanische Pop-Sänger kam als Frühchen auf die Welt und wurde im Inkubator mit hohen Sauerstoffkonzentrationen beatmet. Durch den plötzlichen Sauerstoffreiz nach einer Frühgeburt kann es zu Entwicklungsstörungen kommen, die zu dieser Schädigung und letztlich bis zur Erblindung führen können. Heute weiß man, dass diese Art der Behandlung schädlich ist. Dennoch ist die Netzhauterkrankung ein bekanntes Risiko bei Frühgeborenen, die vor der 31. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. Deshalb erhalten diese extremen Frühchen im Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level 1) am Helios Klinikum Hildesheim ein gezieltes Augenscreening durch einen spezialisierten und erfahrenen Augenarzt. Mit Erfolg. Seit 15 Jahren ist keines der behandelten Kinder erblindet. Ein neues Verfahren soll jetzt sogar dazu beitragen, dass die Frühchen noch schonender behandelt werden.

 

Dr. Levente Bejo und Dr. Lutz Blomberg kennen sich schon lange. Beide waren einige Jahre gemeinsam als Oberärzte in der Kinderklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) tätig. Bejo, heute Chefarzt der Neonatologie am Helios Klinikum Hildesheim, spezialisierte sich dort auf die Behandlung von Früh- und Neugeborenen. Blomberg war zehn Jahre lang operativer Oberarzt an der MHH und hat schon damals die Augen von Frühchen behandelt. Seit 2009 ist er mit einer eigenen Praxis im Medicinum niedergelassen. Genauso lange führt er auch schon das Augenscreening für die Frühgeborenen im Hildesheimer Klinikum durch. „Durch die Frühgeburt wird der Reifeprozess der Netzhäute unterbrochen. Die Netzhaut wächst normalerweise von innen nach außen. Wenn ich sehe, dass sie in die falsche Richtung wächst, müssen wir etwas tun“, erklärt er. Bisher wurde diese Fehlbildung vor allem mit Dioden-Lasern behandelt, um das Fehlwachstum aufzuhalten. „Bei dieser Methode wird die Netzhaut per Laser am falschen Wachstum gehindert. Das funktioniert gut, hinterlässt aber kleine Narben. Und wo Narben sind, geht Sehkraft verloren“, erläutert er. Deshalb setzt er seit kurzem auf die noch relativ neue Methode der Intravitrealen Operativen Medikamentenapplikation (IVOM). Dabei werden spezielle Medikamente direkt in den hinteren Teil des betroffenen Auges, den Glaskörperraum, gespritzt. Damit lassen sich Netzhauterkrankungen an ihrer Stelle des schärfsten Sehens, der Makula, medikamentös sehr wirksam behandeln. Das Auge ist dabei betäubt, sodass die Behandlung für die Kinder schmerzfrei ist. Ein Gewinn, findet auch Chefarzt Dr. Levente Bejo: „Wir sind stolz, dass wir seit 15 Jahren die uns anvertrauten Frühchen auch in diesem Bereich optimal versorgen konnten. Dennoch gehen wir mit der Zeit und gucken immer, was wir noch besser machen können.“ Dass das nicht selbstverständlich ist, weiß Augen-Experte Blomberg: „Ich sehe auch andere frühgeborene Kinder in meiner Praxis, die teilweise mit großen Problemen kommen, weil die Versorgung in diesem Bereich bisher nicht so optimal war.“ Diese Fälle wieder auf einen guten Weg zu bringen ist deutlich schwieriger, manchmal ist es auch ganz unmöglich.

 

Das Perinatalzentrum am Helios Klinikum Hildesheim ist seit Einführung der Level-Einteilung im Jahr 2006 durchgängig als Zentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level 1) eingestuft und gerade erst wieder durch eine Strukturprüfung des Medizinischen Dienstes bestätigt worden. Das heißt, in der Klinik sind weiterhin alle gesetzlichen Vorgaben für die Versorgung von Frühgeborenen ab der 23. Schwangerschaftswoche und mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.250 Gramm erfüllt. „Unser engagiertes Team betreut jedes Jahr etwa 40 frühgeborene Kinder mit einem Gewicht von unter 1.500 Gramm. Das kleinste Frühchen, das wir bisher erfolgreich ins Leben begleitet haben, kam mit nur 350 Gramm auf die Welt. Heute ist es ein gesundes kleines Mädchen“, erzählt Chefarzt Bejo. Auf der Frühchenstation kümmern sich 17 Ärzt:innen, darunter fünf Fachärzte für Neonatologie und zwei Oberärzte in Weiterbildung zu Neonatologen, sowie 35 speziell geschulte Pflegekräfte um die kleinsten Patienten. Für die kompetente und liebevolle Begleitung von Eltern und Kindern gibt es am Helios außerdem die sozialmedizinische Nachsorge „Bunter Kreis“, eine Neonatalbegleiterin, eine Psychologin speziell für Frühchen-Eltern sowie mehrere Stillberaterinnen. Die Elternschule der Klinik bietet zudem ein Rundum-Paket von Geburtsvorbereitung bis hin zu Krabbel- und Rückbildungskursen.

 

BU1: Seit 15 Jahren gemeinsam erfolgreich: Augenarzt Dr. Lutz Blomberg (links) und Neonatologie-Chefarzt Dr. Levente Bejo

BU2: Das Augenscreening bei Frühgeborenen erfordert viel Expertise und Feingefühl.

Behandlung von Frühchen