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Stolpersteine: Familie Grünfeld wird nie vergessen werden!

Gestern verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig vor der ENDO-Klinik sieben Stolpersteine. Familie Grünfeld lebte viele Jahre in einer Wohnung in der Holstenstraße 2 - dort, wo heute die ENDO-Klinik steht.
17. Juni 2022

„Ermordet in Ausschwitz“ steht auf einem Stolperstein vor der ENDO-Klinik an der Holstenstrasse 2. Es folgen sechs weitere Stolpersteine mit den Namen der Mutter und der Töchter und des Sohnes der Familie Grünfeld, die vom NS-Regime ermordet wurden.

Mehr als 6.300 Stolpersteine aus Messing hat Gunter Demnig (74) allein in Hamburg verlegt. Gestern ließ der Künstler sieben Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Grünfeld vor der ENDO-Klinik in den Fußweg ein: Abraham und Martha Grünfeld und ihre fünf Kinder Fanny Sara, Alexander Benno, Anni Gertrud, Lotte und Hilde wohnten bis 1938 zur Untermiete im Haus in der Holstenstraße 2.

Familie Grünfeld führte in Altona ein traditionelles jüdisches Leben und stammte ursprünglich aus Polen. Abraham Grünfeld arbeitete als Schneider und Musiker, die Kinder besuchten jüdische Schulen. Ohne Ankündigung wurde die Familie am 28. Oktober 1938 aus ihrer Wohnung mit dem Polizeiwagen abgeholt und zwangsweise an die polnische Grenze transportiert. 

Im Dezember 1938 floh Martha Grünfeld mit Anni, Lotte und Hilde zurück nach Hamburg, um offiziell ihre Auswanderung nach Polen zu beantragen. Hintergrund: Die polnische Regierung hatte gedroht, den früher aus Polen nach Deutschland zugewanderten Juden die polnische Staatsbürgerschaft zu entziehen, wenn sie ihre Pässe nicht innerhalb einer kurzen Frist verlängern lassen würden. Für eine damalige Einbürgerung war die Familie jedoch zu arm gewesen.

1939 kehrte Marta Grünfeld nach Polen zurück. Dort wurde Tochter Lotte mit gerade einmal 16 Jahren zur Arbeit in einer Flachspinnerei in einem Außenkommando des KZ Groß Rosen zwangsverpflichtet, Anni starb an den Entbehrungen, sie ist verhungert und Fanny heiratete. 

Ende 1943 wurden Abraham, Martha, Fanny, Benno, Hilde nach Ausschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden. Lotte wurde als einzige am 8. Mai 1945 in Oberaltstadt befreit. Ob es noch Nachfahren der Familie gibt, wissen wir leider nicht. 

Die ENDO-Klinik hat die Patenschaften für die Stolpersteine übernommen.