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Schwerhörigkeit erhöht das Demenz-Risiko

Schwerhörigkeit im Alter gilt als Risikofaktor für eine Demenz. Deshalb rät unser Experte Dr. Torsten Mewes, das Hörvermögen ab dem 60. Lebensjahr regelmäßig zu testen und einen möglichen Hörverlust frühzeitig mit einem Hörgerät zu behandeln.
01. März 2022

Mit dem Alter lässt vieles nach. Die Beweglichkeit, das Sehen und auch das Hören werden schlechter. Das passiert meist schleichend und wird zunächst von den Betroffenen gar nicht richtig wahrgenommen. Bei Altersschwerhörigkeit sind es oft die Angehörigen, die feststellen, dass der Fernseher immer lauter gestellt wird und der Betroffene nicht mehr alles Gesprochene richtig versteht. Menschen, die nicht mehr gut hören, kapseln sich nach und nach immer mehr ab und meiden Gesellschaft. „Ein Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und einem erhöhten Demenz-Risiko wird in Fachkreisen seit langem diskutiert. Dazu gibt es zahlreiche Studien, die vermuten lassen, dass eine nicht versorgte Altersschwerhörigkeit innerhalb von fünf bis zehn Jahren zu einer Demenz führen kann“, erklärt Dr. Torsten Mewes, Leiter des Hörzentrums an den Helios HSK Wiesbaden. „Die genauen Hintergründe sind noch nicht geklärt.“ Experten gehen davon aus, dass Schwerhörige unverständliche Höreindrücke kognitiv nur schwer verarbeiten können. Außerdem gewöhnt sich das Gehirn an das geringere Hörvermögen, wodurch wiederum der Hörverlust beschleunigt wird. Mit dem einhergehenden gesellschaftlichen Rückzug wird der Abbau der intellektuellen Leistungsfähigkeit beschleunigt.

Warum lässt das Gehör im Alter oft nach?

Die Altersschwerhörigkeit beginnt im Innenohr, in der so genannten Hörschnecke. Dieses Organ ist mit einer Flüssigkeit gefüllt und enthält feine bewegliche Haarzellen, die den Schall aufnehmen. Sie schwingen hin und her und wandeln dabei die Schallwellen in elektrische Signale um. Im Alter verkümmern diese Sinneszellen und die Signalübertragung ist gestört. Das betrifft vor allem die Haarzellen, die hohe Frequenzen übertragen. Nach und nach sind immer mehr Haarzellen betroffen und das Gehör wird immer schlechter.

Hörverlust führt vermutlich zu Schäden am Gehirn

Wie genau die verminderte Hörleistung zur Entwicklung einer Demenz beiträgt, ist bisher nicht vollständig geklärt. Dr. Torsten Mewes: „Vermutlich führt der Hörverlust zu Veränderungen im Gehirn. Durch die Dauerbelastung aufgrund der starken Konzentration auf das Hören werden andere Hirnfunktionen vernachlässigt. Besonders die Hirnrinde und der Hippocampus, die Schaltstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, scheinen dabei betroffen zu sein. Offenbar stören die immer schwächer werdenden Signale von den Haarzellen die normale Funktion der Nervenzellen im Hippocampus. Dadurch gehen Gedächtnisinhalte verloren.“

Schwerhörigkeit mit Hörgerät ausgleichen

Wer auch im Alter gut hört, senkt also sein Risiko, eine Demenz zu entwickeln. Dafür ist es jedoch sehr wichtig, dass eine Hörverminderung möglichst frühzeitig erkannt und behandelt wird. Eine beginnende Hörminderung lässt sich mit einem Hörgerät gut ausgleichen. Je länger man wartet, desto schwieriger wird dagegen die Behandlung, weil sich das Gehirn erst an das bessere Hören anpassen muss. „Hörgeräte können nicht nur dazu beitragen, eine Demenzerkrankung zu beeinflussen, sie wirken sich auch sehr positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen aus. Auch das trägt sicher dazu bei, dass Menschen länger geistig fit bleiben, weil sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können,“ ist Dr. Mewes überzeugt.

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