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Helios HSK starten mit Schlaganfall-Lotsen

In Hessen sind die Helios HSK erst die zweite Klinik, die Schlaganfall-Lotsen einsetzt. Die Lotsen leisten einen wichtigen Beitrag dazu, das Rückfall-Risiko für Schlaganfall-Patienten zu reduzieren. Betroffene gibt es viele: Bundesweit rund 270.000 Männer und Frauen.
19. Juli 2022

Schlaganfall. Einlieferung ins Krankenhaus. Akutbehandlung. Entlassung. Aber wie geht es dann für Betroffene weiter? Denn wenn Risikofaktoren für einen Schlaganfall wie Bluthochdruck, Übergewicht, Stress oder Rauchen bleiben, steigt auch die Gefahr, erneut einen Schlaganfall zu erleiden. Oft sind Schlaganfall-Patient:innen überfordert alle nötigen Angebote im Gesundheits- und Sozialwesen wahrzunehmen. Hier setzt ein neues Projekt an den Helios HSK in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe an, das jetzt gestartet ist. Sogenannte „Schlaganfall-Lotsen“ betreuen Patient:innen bis zu einem Jahr nach dem erlittenen Schlaganfall.

Ganzheitliche Unterstützung für Betroffene

„Die ganzheitliche Betreuung von Schlaganfall-Patient durch speziell geschulte Lotsen hat das Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und das Risiko auf einen weiteren Schlaganfall zu minimieren. Schlaganfall-Lotsen beraten die Patientinnen und Patienten und deren Angehörige und unterstützen beispielsweise bei der Kommunikation mit Ärzten, Reha und Krankenkassen“, erläutert Prof. Dr. Dr. Stephanie Tritt, stellvertretende Ärztliche Direktorin der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken (HSK) und Direktorin des Instituts für Radiologie und Neuroradiologie an den HSK. „Patienten werden von der Beratung und der noch stärker vernetzten Versorgung in der Region enorm profitieren. Ich freue mich daher persönlich sehr, dass wir dieses Projekt auch dank des Engagements und Einsatzes vieler Beteiligter erfolgreich umsetzen konnten“, so Professorin Tritt, die auch Vorsitzende der Schlaganfall-Initiative Wiesbaden-Rheingau ist.

Die Helios HSK ist erst die zweite Klinik in Hessen die mit Schlaganfall-Lotsen arbeitet und Patient:innen diesen besonderen Service anbieten kann. Das Modell für die Nachbetreuung wurde ursprünglich von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe entwickelt und in Pilotprojekten getestet. Sie bildet auch die Schlaganfall-Lotsen, die bereits über eine therapeutische, pflegerische oder sozialarbeiterische Grundausbildung verfügen, aus. Auch die neue Bundesregierung setzt auf diese Verbesserung in der Gesundheitsversorgung. Im Koalitionsvertrag ist die Implementierung von Patientenlotsen als Ziel festgeschrieben. Bislang werden die Kosten für die Schlaganfall-Lotsen nicht von den Krankenkassen übernommen.

Ziel ist, einen weiteren Schlaganfall zu verhindern

An den Helios HSK hat Sabine Meister-Dittrich ihre Tätigkeit als Schlaganfall-Lotsin bereits aufgenommen. Sie hat zuvor bereits an einer anderen Klinik als Schlaganfall-Lotsin gearbeitet und bringt ihre Erfahrung nun in Wiesbaden ein, um das Programm an den HSK zu etablieren. „Wir helfen unseren Patienten, sich im Dschungel unseres Gesundheitssystems zurechtzufinden“, berichtet die ausgebildete Physiotherapeutin. In einem festgelegten Prozess werden die Bedarfe und Herausforderung der Patient:innen erhoben und die Patient:innen unterstützt bspw. den passenden ambulanten Therapeuten, eine Unterstützung zu Hause oder eine Sozialberatungsstelle zu finden. Ein weiterer wichtiger Baustein der Lotsen besteht darin, Risikofaktoren im Leben der Patient:innen zu erkennen und dabei zu helfen, die Risiken in den Griff zu bekommen. „Uns leitet ein großes Ziel: Nämlich einen weiteren möglichen Schlaganfall zu verhindern“, sagt Meister-Dittrich. Die Schlaganfall-Lotsen lernen ihre Patient:innen auf der Stroke Unit, der Schlaganfall-Station, kennen und erarbeiten mit ihnen eine Ziel- und Maßnahmenplanung. Sie besuchen ihre Patient:innen in der Reha und halten danach regelmäßig Kontakt. Auch der Draht zu dem behandelnden Hausarzt gehört zum Aufgabenfeld der Schlaganfall-Lotsen. Und sollte der Ziel- und Maßnahmenplan nicht wie gewünscht funktionieren, „dann nehmen wir gemeinsam Anpassungen vor“, so Meister-Dittrich. „Es ist auch nicht leicht, schlechte Gewohnheiten von heute auf morgen über Bord zu werfen.“

Hilfe im komplexen Gesundheitssystem

„Wir führen die Schlaganfall-Patienten durch die Untiefen unseres komplexen Gesundheitssystems“, sagt Elmar Stegmeier, Beauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe. „Unser erfolgreiches Modell bedeutet für die Patienten eine Steigerung ihrer Lebensqualität, zumal wir das Risiko eines weiteren Schlaganfalls und einer Pflegebedürftigkeit reduzieren können“, berichtet Stegmeier über die Erfahrungen des Projekts. Die Stiftung baut ihr Projekt mit lokalen und regionalen Kooperationspartnern sukzessive bundesweit aus.

Alleinstellungsmerkmale in Akutbehandlung und Nachsorge

„Aus medizinischer Sicht können wir dieses Projekt nur begrüßen“, sagt Prof. Dr. Frank Arne Wollenweber, Direktor der Klinik für Neurologie und damit auch der Schlaganfall-Station („Stroke Unit“) an den Helios HSK. „Mit der Einführung der Schlaganfall-Lotsen haben wir an den HSK in der Versorgung von Schlaganfall-Patient:innen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der Region. Wir sind bisher schon die einzige Klinik in Wiesbaden, an der bei einem schweren Schlaganfall verstopfte Arterien im Gehirn durch die Experten der interventionellen Neuroradiologie minimalinvasiv behandelt werden können. Grundsätzlich gilt: Je schneller der Patient bei uns eingeliefert wird, desto besser sind die Chancen, dass der Schlaganfall keine bleibenden Schäden hinterlässt“, so Wollenweber. „Das trifft insbesondere auf Patienten zu, die einen ersten Schlaganfall überstanden haben. Hier gilt es ein zweites, möglicherweise fatales Ereignis unbedingt zu verhindern“, so Wollenweber.

Volkskrankheit Schlaganfall

Pro Jahr erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Es ist die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 60 Prozent der Patienten sind längerfristig auf Unterstützung, Therapie, Hilfsmittel und/oder Pflege angewiesen. Schlaganfälle sind der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Gleichzeitig haben Schlaganfall-Patient:innen ein deutlich erhöhtes Risiko für einen wiederholten-Schlaganfall. Die Risikofaktoren sind vor allem Bluthochdruck, aber auch Bewegungsmangel, Übergewicht, Fettstoffwechselstörung, Rauchen, Vorhofflimmern, Diabetes mellitus und Stress.

Jüngster Patient war erst 15 Jahre alt

An den Helios HSK wurden im Jahr 2021 insgesamt 1097 Hauptdiagnosen mit dem Befund „Schlaganfall“ gestellt. Davon waren 586 Patienten männlich und 511 weiblich. Das Durchschnittalter der aufgenommenen männlichen Patienten liegt bei 71,23 Jahren und bei Frauen bei 76,97 Jahren. Dennoch kann man auch noch in sehr jungen Jahren einen Schlaganfall erleiden, so wurde an den HSK auch schon ein 15-Jähriger behandelt. Die älteste Patientin war übrigens 101 Jahre alt. Mit dem Alter nimmt das Schlaganfallrisiko immer mehr zu. Ab etwa 60 Jahren verzeichnen die HSK einen deutlichen Anstieg bei den Fallzahlen.

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