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Chefarztsekretärin verlässt nach 47 Jahren das Hanseklinikum

Neurologie-Sekretärin Birgit Hochfeld hat ihr gesamtes Berufsleben im Stralsunder Hanseklinikum absolviert. Jetzt, 47 Jahre, fünf Chefärzte und mehrere tausend Arztbriefe später, ist Schluss. Ein neues Kapitel wartet. Und das wird als vierfache Oma mindestens genauso spannend und abwechslungsreich wie das Berufsleben.
26. Juli 2021

Das gesamte Berufsleben bei demselben Arbeitgeber zu verbringen, können sich Berufsanfänger heute kaum noch vorstellen. Genauso wenig, wie ein Leben ohne PC oder Smartphone. 1974 war daran noch gar nicht zu denken, als Birgit Hochfeld gemeinsam mit 14 Schüler:innen ihre Ausbildung zur Facharbeiterin für Schreibkraft am Hanseklinikum begann. An der Schreibmaschine führte kein Weg vorbei. „Das war wirklich zeitraubend“, sagt Birgit Hochfeld. Später kam die Schreibmaschine „Erika“ zum Einsatz, die mit Speicherfunktion immerhin etwas Erleichterung brachte, doch erst die Digitalisierung vereinfachte das Schreiben der Arztbriefe. „Auch wenn ich vor der Umstellung auf den PC große Angst hatte“, gibt die 63-Jährige heute zu, „haben uns die neuen Arztbriefschreibungen Arbeit abgenommen.“

Nicht nur beim Schreibgerät, sondern auch bei den Chefs stellten sich viele Veränderungen ein. Für fünf Chefärzte war die Sekretärin in den fast fünf Jahrzehnten zuständig. Jeder anders, trotzdem stimmte jedes Mal die Chemie. „Für die Zusammenarbeit ist ein gutes Verhältnis zwischen Chefarzt und Sekretärin wichtig. Das hat in all den Jahren gut geklappt“, sagt sie. Unter Chefarzt Dr. Sieblist hatte sie allerdings nur einen Tag gearbeitet. „Das lag aber nicht an mir“, wirft Birgit Hochfeld sofort mit einem Lachen ein.

Prägend für sie war die Anfangszeit nach der Ausbildung. Die erste Station führte sie als Arztsekretärin in die Psychiatrische Klinik unter Prof. Giermann. „Ich habe dort sehr viel gelernt. Daran erinnere ich mich gern zurück.“ Damals gab es vom Arbeitgeber jeden Tag eine kleine Flasche Milch. „Das kann sich heute keiner mehr vorstellen“, sagt sie. Die Zeiten haben sich eben geändert, aber von „früher war alles besser“ will Birgit Hochfeld nichts wissen. „Die Arbeit hat mir zu jeder Zeit Spaß gemacht“, macht sie deutlich. Doch es gab auch aufreibende Momente, unter anderem als 2007 die Übernahme in eine Zentrale Servicestelle für Schreibleistungen geplant war. „Damals haben wir Sekretärinnen und die Chefärzte uns dagegen stark gemacht und es hat etwas bewirkt.“

Nachdem Birgit Hochfeld viele Jahre am Krankenhaus West gearbeitet hatte, folgte 2006 der Umzug in die neu geschaffene Chefarztsekretariatsstelle Neurologie/Geriatrie im Krankenhaus am Sund, zunächst als Arztsekretärin. Zwei Jahre später – und bis zum letzten Arbeitstag am 30. Juni 2021 – war sie Chefarztsekretärin bei Prof. Sieb.

Auf die Frage, was Birgit Hochfeld so lang am Hanseklinikum gehalten hat, sagt sie: „Das Miteinander und die Kollegialität. Und die Abwechslung. Ich bin auch ein wenig stolz, immer hier und nie arbeitslos gewesen zu sein.“ Für die Rente hat sie sich einiges vorgenommen, so wolle sie weiterhin mit ihrem Mann Ausflüge mit dem Boot unternehmen, mehr Zeit mit Kindern und Enkelkindern verbringen und vor allem Auslandsreisen unternehmen. „Einmal Australien, das ist ein Traum, den ich mir unbedingt erfüllen möchte“, sagt sie. Sie könne nun machen,
was sie möchte, ohne Zeitdruck. „Das ist ein gutes Gefühl. Und trotzdem wird mir die Arbeit ein wenig fehlen.“

Auch wenn Birgit Hochfeld nun ihr Berufsleben hinter sich lässt, denkt sie doch weiter an ihre Kolleginnen und Kollegen. „Vor allem für Frau Lau tut es mir leid, da sie nun zunächst meine Arbeit zusätzlich übernimmt. Dafür danke ich ihr und wünsche ihr viel Kraft.“

Chefarztsekretärin verlässt nach 47 Jahren das Hanseklinikum