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Herzwochen 2023 „Plötzlicher Herztod“

Jährlich versterben in Deutschland schätzungsweise 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Das entspricht 20 Prozent aller durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten Todesfälle. Was sind die Ursachen? Und wie kann man dem plötzlichen Herztod am besten vorbeugen? Wir haben bei Prof. Dr. René Andrié und Prof. Dr. Marc Vorpahl nachgefragt. Beide sind Chefärzte Kardiologie, Rhythmologie und Angiologie am Helios Klinikum Siegburg.
06. November 2023

Prof. Andrié, was passiert, wenn unser Herz plötzlich versagt?

Normalerweise schlägt unser Herz 60 bis 80 Mal in der Minute. Aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen kann es passieren, dass der Herzmuskel nicht mehr koordiniert pumpt, sondern nur noch zuckt oder mit einer hohen Taktfrequenz flimmert und zwar ohne das Blut weiter durch den Körper zu transportieren. Es kommt zum so genannten Kammerflimmern. Innerhalb weniger Sekunden bricht unser Kreislauf zusammen, das Herz hört also auf zu schlagen, die normale Atmung setzt aus und die Person verstirbt, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Häufig passiert das ohne Vorwarnung.

Welche Krankheiten sind für den plötzlichen Herztod verantwortlich, Prof. Vorpahl?

In den meisten Fällen ist der Grund eine langjährige koronare Herzkrankheit (KHK). Diese wird durch Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin) verursacht. Weitere, jedoch seltenere Ursachen sind Herzklappenerkrankungen und angeborene Herzfehler. Auch eine Herzmuskelentzündung kann den plötzlichen Herztod auslösen. Generell steigt das Risiko mit zunehmendem Lebensalter, ganz einfach, weil dann auch viele Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems häufiger auftreten. Und Männer sind stärker als Frauen gefährdet. Das hat hormonelle Gründe.

Wie lässt sich der Herztod denn am besten vermeiden Prof. Vorpahl?

Die gute Nachricht ist: Der plötzliche Herztod lässt sich oft vermeiden. Und zwar zum einen indem man die Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und hohes Cholesterin auf ein Minimum reduziert. Zum anderen ist eine frühzeitige Diagnose koronarer Herzerkrankung wichtig. Bei folgenden Warnzeichen sollte man daher zum Kardiologen gehen: Brustschmerzen, Luftnot, Herzrasen das mit einer Einschränkung der Belastbarkeit einhergeht, hartnäckiges Herzstolpern, kurze Bewusstlosigkeit und Schwindelanfälle.

Wie können Sie im Herzzentrum ganz konkret helfen?

Prof. Andrié: Zum einen können wir Herzrhythmusstörungen als Folge einer koronaren Herzerkrankung ganz gezielt und individuell behandeln. Als Beispiel möchte ich hier schnelle Rhythmusstörungen aus der Herzkammer nennen, aus denen das oben bereits genannte Kammerflimmern entstehen kann. Das einzig wirksame Verfahren, um hier das Risiko eines plötzlichen Herztods zu verringern, ist die Implantation eines Defibrillators. Über Elektroden, die zum Herzen führen, erkennt er eine lebensgefährliche Herzrhythmusstörung und gibt im Bedarfsfall über die Elektroden selbstständig einen Elektroschock ab. Bestimmte Herzrhythmusstörungen lassen auch im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung behandeln. Dazu nutzen wir das Verfahren der Ablation.

Prof. Vorpahl: Außerdem haben wir in unserem Klinikum exzellente Diagnostikmöglichkeiten. In unserem Herzkatheterlabor etwa führen wir alle gängigen Untersuchungen am Herzen sowie an den großen Gefäßen, am Herzmuskel und den Herzklappen durch. Bei der häufigsten Herzkatheter-Untersuchung, der Koronar-Angiographie, führen wir den Katheter über eine Schlagader zum Herzen, spritzen ein Röntgenkontrastmittel in die Herzkranzgefäße und können so Verengungen oder Verschlüsse der Gefäße feststellen und weitere therapeutische Schritte einleiten.

Herzlichen Dank für das Interview Prof. Andrié, Prof. Vorpahl.

Herzwochen 2023 „Plötzlicher Herztod“