Am Donnerstag, den 08. Mai 2025, fand im Blattpavillon der DEULA in Nienburg eine aufschlussreiche Informationsveranstaltung zum Thema Organspende statt. Dr. Frank Logemann, Vorsitzender des Transplantationsnetzwerkes Region Nord e.V., hielt einen eindrucksvollen Vortrag, unterstützt von Dr. Paul Frank, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin an der Helios Kliniken Mittelweser. Veranstalter war neben Helios auch die Gesundheitsregion Diepholz-Nienburg.
Mit 8.300 Menschen auf der Warteliste für ein lebensrettendes Organ und lediglich 965 tatsächlichen Spendern im vergangenen Jahr wurde eines deutlich: Es herrscht ein enormer Aufklärungsbedarf.
Logemann zeigte eindrücklich den klassischen Verlauf einer möglichen Organspende – vom plötzlichen Hirntod bis zur Freigabe zur Transplantation – und thematisierte dabei insbesondere die psychologischen Hürden für Angehörige. "Die Aufklärung der Angehörigen ist das Wichtigste", betonte Logemann. "Man muss mit der Entscheidung leben können. Denn selbst wenn ein Organspendeausweis vorliegt, kann im Ernstfall ein Angehöriger die Spende ablehnen.“ Auch wird der Ausweis oft nicht gefunden. „Da macht es Sinn, sich in das Organspenderegister des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte einzutragen“, erläutert der Experte. Hier kann der eigene Wille eingetragen – aber auch jederzeit geändert werden. Die Seite ist erreichbar unter www.organspende-register.de.
Der Vortrag stieß auf großes Interesse beim Publikum – es wurden zahlreiche Fragen gestellt, z. B. „Was bleibt von mir, wenn ich spende?“, „Ist ein würdevoller Abschied möglich?“, „Dürfen Angehörige die Empfänger kennenlernen?“ u.v.m. Diese und viele weitere Fragen beantwortete Logemann ausführlich. Sein Ziel: Missverständnisse beseitigen, alte Vorurteile aufbrechen und Vertrauen schaffen. „Wer sich für einen Organspendeausweis entscheidet, sollte das Gespräch mit seinen Angehörigen suchen. Nur so kann im Ernstfall schnell und im Sinne des Verstorbenen gehandelt werden.“
Um genau dafür mehr Bewusstsein zu schaffen, hat Logemann das „Campen für Organspende“ ins Leben gerufen – eine jährliche Aufklärungstour mit Campervans, die an Schulen, Krankenhäusern und öffentlichen Plätzen Halt machen, um direkt mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. „Ich bin sehr dankbar, dass dieses Angebot so gut angenommen wird“, so Logemann. In diesem Jahr sind sogar fünf Campervans im Einsatz, mit denen das Team durch den Norden zieht.
Auch Dr. Paul Frank machte deutlich, wie wichtig es ist, das Thema vor Ort sichtbar zu machen: „In der Helios Kliniken Mittelweser werden nur selten Organe gespendet – aus den gleichen Gründen wie überall: Unwissenheit, Unsicherheit, Angst.“ Dennoch sei man vorbereitet. Transplantationsbeauftragter der Klinik ist Dr. Juri Ungemach, leitender Oberarzt der Anästhesie und Intensivstation.
Madeleine Kirste von der Gesundheitsregion Diepholz-Nienburg fasst zusammen: „Es war ein sehr interessanter und bewegender Vortrag, der in vielen Punkten die Augen geöffnet hat. Unser herzlicher Dank gilt Dr. Frank Logemann und Dr. Paul Frank sowie allen Teilnehmenden, die zu der lebhaften Diskussion beigetragen haben.“