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Neuer Parkinson-Therapieraum in den Helios Kliniken Mittelweser

Die Helios Kliniken Mittelweser haben direkt auf der neurologischen Station einen Parkinson-Therapieraum eingerichtet. Ausgestattet mit speziellen Behandlungsgeräten für Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden dient der Raum ebenfalls zur Diagnostik und für Schulungen im Umgang mit Parkinson. Patientinnen und Patienten profitieren nicht nur von den kurzen Wegen, sondern auch von einer ungestörten und reizarmen Umgebung. Obwohl eine Parkinson-Krankheit nicht heilbar ist, so ist mit der richtigen Behandlung eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität möglich.
23. Mai 2022

Seit über zehn Jahren ist die Parkinson-Komplexbehandlung ein sehr erfolgreiches Angebot der Helios Kliniken Mittelweser. Bei der multimodalen Komplexbehandlung arbeiten Ärzte, Pflegepersonal und Therapeuten für die ganzheitliche Betreuung des Patienten und deren Angehörigen zusammen. Das was ist eigentlich die Parkinson-Erkrankung?
„In Deutschland leiden laut Krankenkassendaten etwa 400 000 Menschen an der Parkinson-krankheit. Bei der Erkrankung sterben durch einen Mangel des Botenstoffs Dopamin die Gehirnzellen, die für die Bewegungen zuständig sind, nach und nach ab. Die Bewegungsfähigkeit wird dabei zunehmend eingeschränkt. Eines der Symptome ist das Zittern der Hände und Füße im Ruhezustand“, beschreibt Dr. Martin Bästlein, Chefarzt der Neurologie der Helios Kliniken Mittelweser, die Erkrankung. Neben den motorischen gibt es auch eine Reihe nicht motorischer Symptome, wie beispielsweise spezielle Schlafstörungen oder eine Demenz. „Es handelt sich nach der Alzheimer-Krankheit um die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung“, so der Parkinsonspezialist.

Die Parkinson-Erkrankung schreitet stetig voran und ist nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern. Auch kann der Langzeitverlauf durch aktivierende Therapien positiv beeinflusst werden. Wichtig ist zuvor grundsätzlich die genaue Diagnosestellung und Feststellung der individuellen Problemstellung. 

„Wenn Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Parkinson zu uns ins Krankenhaus kommen, durchlaufen sie mehrere Tests“, erläutert Petra Stolte, Parkinson Nurse an den Helios Kliniken Mittelweser. Um diese ungestört durchführen zu können, nutzt sie den neu eingerichteten Parkinson-Therapieraum auf der neurologischen Station. Die speziellen Tests werden am Anfang, aber auch erneut im Verlauf des Krankenhausaufenthaltes durchgeführt. 

Besonders aussagekräftig bei der erstmaligen Diagnose der Erkrankung ist hier der sog. L-Dopa-Test, bei dem der Test einmal mit und einmal ohne die medikamentöse Gabe des bei der Parkinsonerkrankung fehlenden Botenstoffs Dopamin durchgeführt wird. „Wenn die Person an Morbus Parkinson erkrankt ist, führt die Gabe des Medikaments innerhalb von 30 bis 60 Minuten zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome“, so Stolte. 

Bei anderen Tests werden unterschiedliche Bereiche des Lebens abgefragt und auf einer Skala eingetragen. „Grundsätzlich geht es uns zunächst darum, festzustellen, wie schwer der Grad der Erkrankung ist und in welchen Bereichen besondere Schwierigkeiten bestehen. Ist z. B. eher die Mobilität das Problem oder doch das geistige Wohlbefinden? Entsprechend definieren wir die medikamentöse Behandlung, aber auch die physio- und ergotherapeutischen sowie logopädischen Maßnahmen im Haus“, so Stolte. Nach einigen Tagen werden die Tests wiederholt, um zu überprüfen, ob die beschlossenen Therapien die erwünschte Wirkung zeigen. 

Der neue Parkinson-Therapieraum ist hierbei der Dreh- und Angelpunkt. „Hier haben wir hier die notwendige Ruhe, um die Patientinnen und Patienten zu testen. An Parkinson erkrankte Menschen leiden oft an Konzentrationsstörungen – da ist jede Ablenkung ein Rückschritt“, führt Stolte aus. 

Neben den Tests findet hier dank einer speziell auf den Parkinson-Patienten abgestimmten Geräteausstattung auch die Arbeit mit den Therapeuten statt. Für die Physiotherapie sind dies u. a. eine breite Liege, eine Sprossenwand für Haltungskorrekturübungen und Schrittauslösungen oder auch spezielle Balance-Pads für Gleichgewichtsübungen zur Haltungsstabilität. 

Ergotherapeuten arbeiten neben dem PC u.a. mit einem höhenverstellbaren Tisch, bei dem die Tischplatte ebenfalls im Winkel verstellbar ist. So können z. B. Wischübungen zur Verbesserung der Feinmotorik durchgeführt werden. Doch auch die Logopädie ist ein essentieller Bestandteil im Bereich der Therapie. „Sprachstörungen sind eine typische Begleiterscheinung der Erkrankung. Sie äußern sich in Form einer zunehmend leisen und monotonen Sprechweise.  Auch sprechen Patienten gegen Ende des Satzes schneller und lassen Buchstaben und Silben aus“, so Bästlein. Im späteren Verlauf kommen Schwierigkeiten bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme dazu, so dass auch eine Schluckdiagnostik und ein Schlucktraining erforderlich wird.

Weitere Einsatzzwecke des neuen Therapieraumes sind zudem Teambesprechungen, aber auch die Durchführung von Schulungen für Betroffene, Angehörige und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir haben einen großen Monitor, an dem wir unter anderem Schulungsvideos mit Übungen zeigen, die den Patientinnen und Patienten Erleichterungen im täglichen Leben bringen“, erläutert Stolte. Angehörige werden hier ebenfalls von Anfang an mit einbezogen. „Auch für die Angehörigen ändert sich das Leben von Grund auf. Sie müssen verstehen, was mit dem betroffenen Familienmitglied passiert und wie sie unterstützen können.“ Daher werden auch die Angehörigen befragt und die Aussagen entsprechend evaluiert, wo die größten Probleme sind. 

Patientinnen und Patienten mit einer bereits diagnostizierten Parkinson-Erkrankung können ggf. auch wiederholt stationär untersucht und behandelt werden, um den Grad der Erkrankung neu zu bewerten und die Therapien und Medikamenteneinstellung anzupassen. „Unser grundsätzliches Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität der Erkrankten. Wir erhalten hier sehr viel positives Feedback und Dankbarkeit der Patientinnen und Patienten, wenn sie wieder aktiver am Leben teilnehmen können. Einen schöneren Lohn für die Arbeit kann es gar nicht geben“, freut sich die Parkinsonnurse. 
 

Foto: Im neuen Therapieraum:  v. l. Chefarzt Dr. Martin Bästlein, Logopädin Marie Wittmershaus, Physiotherapeutin Birgit Telling, Parkinson Nurse Petra Stolte, Ergotherapeutinnen Karolina Sala und Leonie Barth

Neuer Parkinson-Therapieraum in den Helios Kliniken Mittelweser