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Chancen erkennen – die Arbeit eines Geriatrie-Koordinators

Seit fünf Jahren ist Christoph Koloff Geriatrie-Koordinator an den Helios Kliniken Mittelweser. Doch was kann man sich unter diesem Beruf vorstellen? Für ihn bedeutet er: Für die älteren Patientinnen und Patienten Chancen erkennen und ermöglichen.
29. März 2022

„Wir vollbringen keine Wunder – aber wir stempeln auch niemanden ab. Denn jeder hat einen Anspruch auf Verbesserung seiner Lebensqualität.“ Genau das ist das Ziel der Arbeit von Christoph Koloff, Geriatrie-Koordinator an den Helios Kliniken Mittelweser. 

Koloff ist dafür zuständig, bei älteren Patienten im Nienburger Helios Klinikum den altersmedizinischen Bedarf zu erkennen und dann entsprechend die Therapie in die Wege zu leiten. Diese nachfolgende Therapie ist aber nicht irgendeine kurzfristige Maßnahme, sondern eine umfassende geriatrische Komplexbehandlung, bei der die meisten Patientinnen und Patienten für ca. zwei Wochen durch die geriatrische Fachabteilung am Standort Stolzenau – im optimalsten Falle – wieder fit für die Häuslichkeit gemacht werden. 

Doch wie geht Koloff vor? „Mein Vormittag beginnt damit, dass ich mir eine Liste aller aktuell im Nienburger Krankenhaus behandelten Patientinnen und Patienten anschaue, die über 70 Jahre alt sind. Dann lese ich mich zunächst ein über Diagnose und mögliche Vorerkrankungen.“ Aber auch der Grad der Selbstständigkeit und die Art der Häuslichkeit – also Wohnung, Haus oder Heim, allein oder mit Angehörigen, werden geprüft. 

Dann sucht er jeden infrage kommenden Patienten auf und führt ein persönliches Gespräch. „Das ist für eine Entscheidung unglaublich wichtig“, so Koloff. Hier bekommt er einen Eindruck von den Patienten, spricht mit ihnen. Nach fünf Jahren in seinem Job hat er einen Blick dafür entwickelt, bei wem ein Erfolg möglich ist. „Manchmal erscheint ein Patient so dement, dass es auf den ersten Blick keine Chance gibt, dass dieser wieder ein selbstständigeres Leben führen kann. Doch es ist wichtig, genauer hinzuschauen.“ Dabei muss berücksichtigt werden, wie der Patient vor dem Krankenhausaufenthalt gelebt hat oder wie lange der aktuelle Zustand schon andauert. 

„Wir dürfen nicht vergessen, dass ein alter Mensch im Gegensatz zu einem jungen Menschen bei einer vergleichbar harmlosen Erkrankung schon komplett seine Selbständigkeit verlieren kann“, so Koloff. „Nehmen wir einen Harnwegsinfekt. Der ältere Mensch trinkt dann weniger, weil er vielleicht nicht mehr so gut auf den Beinen ist und nicht so oft zur Toilette laufen kann. Durch den Infekt und die reduzierte Trinkmenge kann ein Delir, also eine akute Verwirrtheit, ausgelöst werden. Der Patient ist dann nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Doch das darf man nicht mit einer Demenz verwechseln. Die Patienten haben grundlegend unterschiedliche Ausgangssituationen und damit auch komplett unterschiedliche Chancen in Bezug auf den Therapieerfolg.“ 

Grundsätzliches Ziel ist immer, den Patienten so viel Selbständigkeit wie möglich zurückzugeben. „Wer vorher bettlägerig war, wird nach unserer Behandlung nicht plötzlich wieder laufen können. Aber ein Patient, der nur durch das akute Krankheitsgeschehen beeinträchtigt ist, hat mit unserer geriatrischen Komplexbehandlung gute Chancen, den Zustand vor der Erkrankung zurückzuerlangen“, erläutert Koloff.

Der Großteil der Patientinnen oder Patienten für die geriatrische Komplexbehandlung kommt im Rahmen des Alterstraumazentrums nach Stolzenau. „Dies ist tatsächlich der überwiegende Fall. Ein älterer Mensch bricht sich den Oberschenkelhals, wird in Nienburg operiert und kommt dann nach Stolzenau. Von dort aus geht es dann oft direkt in die Reha“, so der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger und studierter Gesundheitswissenschaftler.

Die Freude an seiner Arbeit zieht Koloff aus seinen Erfolgen. „Ich freue mich immer, wenn Menschen durch die geriatrische Behandlung ihre Selbstständigkeit zurückerlangen. Doch es ist auch schon ein Gewinn, wenn ein Pflegebedürftiger durch unsere Behandlung dreimal am Tag in den Rollstuhl mobilisiert werden kann, um mit anderen an den Mahlzeiten teilzunehmen, anstatt den ganzen Tag im Pflegeheim im Bett zu liegen. Darüber hinaus ist es natürlich auch ein wesentlicher Unterschied bei der Versorgung des Menschen, ob er komplett im Bett versorgt werden muss oder ob Teile des Tages auch außerhalb des Bettes verbracht werden können. Man muss auch an die Kräfte der Pflegenden denken “, erläutert Koloff.  

Häufig sieht er Patienten beim nächsten Krankenhausaufenthalt wieder. „Alte Menschen kommen generell öfter ins Krankenhaus, da in vielen Fällen auch noch andere Erkrankungen hinzukommen. Viele berichten mir, wie gut ihnen die geriatrische Komplexbehandlung getan hat. Dann weiß ich, dass ich alles richtiggemacht habe.“

Wir danken Christoph Koloff für seinen täglichen Einsatz und das Interview! 
 

Foto: Geriatrie-Koordinator Christoph Koloff erkennt die richtigen Patienten für eine geriatrische Behandlung

Chancen erkennen – die Arbeit eines Geriatrie-Koordinators