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Aus der Geriatrie entlassen – und nun? Der Weg nach dem Krankenhaus

Wenn Patientinnen und Patienten in die geriatrische Fachabteilung in den Standort Stolzenau kommen, stellt sich oft schon bei Aufnahme die Frage, was nach dem Krankenhausaufenthalt passiert. Können sie zurück in die Häuslichkeit oder muss ein Reha- oder Pflegeplatz gefunden werden? Genau das ist der Job von Janine Bösche aus dem Sozialdienst der Helios Kliniken Mittelweser.
31. März 2022

Es gibt Abteilungen im Krankenhaus, von denen viele noch gar nichts gehört haben. Doch es ist gerade deren wichtige Arbeit im Hintergrund, die das große Ganze am Laufen hält und sie damit zu einem unverzichtbaren Teil des Teams macht. So auch der Sozialdienst. In der Stolzenauer Helios Klinik ist diese Abteilung dafür zuständig, dass die Patientinnen und Patienten nach der geriatrischen Komplexbehandlung Behandlung nicht sich selbst überlassen sind. 

Janine Bösche ist seit September 2017 im Sozialdienst der Helios Kliniken Mittelweser. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit zusätzlicher Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen hat in ihrer vorherigen Tätigkeit im Pflegeheim und bei einem ambulanten Pflegedienst gearbeitet, was ihr bei ihrer jetzigen Tätigkeit zugutekommt. „In Stolzenau arbeite ich erst seit ca. eineinhalb Jahren. Vorher war ich mit den anderen Kolleginnen des Sozialdienstes in Nienburg tätig. Auch dort haben die Kolleginnen viel zu tun und sind dauerhaft dafür im Einsatz, dass die Patientinnen und Patienten nach ihrem Krankenhausaufenthalt bei Bedarf in einer entsprechenden Reha- oder Pflegeeinrichtung unterkommen, z. B. nach einem Schlaganfall“, so Bösche. 

In Stolzenau kümmert sie sich ausschließlich um die Patientinnen und Patienten, die eine geriatrische Komplexbehandlung durchlaufen. Ca. 70 % der Patientinnen und Patienten benötigen die Behandlung im Rahmen der alterstraumatologischen Versorgung. „Brüche treten häufig auf bei alten Menschen und können sie in ihrer Selbständigkeit eine lange Zeit einschränken“, erklärt Bösche. 

Daher beginnt ihre Tätigkeit schon direkt bei Aufnahme der geriatrischen Patientinnen und Patienten. „Es gilt, keine Zeit zu verlieren, denn wir möchten sichergehen, dass sie auch nach Ablauf der meist 14-tägigen Behandlung gut untergebracht sind. Die Wartelisten sind häufig lang“, erklärt sie. Oft sieht sie schon an der Diagnose, was für die Patienten am Ende des Klinikaufenthalts die beste weiterführende Lösung ist. Doch es gilt weitaus mehr zu prüfen. So führt sie auch das sog. soziale Assessment durch – d. h. sie bewertet das Wohnumfeld, ob Treppen vorhanden sind oder nicht, wie selbständig die Patienten sich vor ihrem Krankenhausaufenthalt versorgt haben, ob ein Pflegegrad vorhanden ist, wie das soziale und familiäre Umfeld ist, ob die Patienten bereits Hilfsmittel wie Rollatoren nutzen vieles mehr. 

Hierbei ist der direkte Kontakt zum Patienten das A und O. „Ich bin auf der geriatrischen Station viel in den Patientenzimmern. Nur so kann ich den richtigen Eindruck gewinnen, wie es den Patientinnen und Patienten geht, welche Fortschritte sie machen und was sie sich auch selbst wünschen. Der persönliche Kontakt ist hier sehr wichtig“, so Bösche. 

Jedoch ist auch das Gespräch mit Angehörigen entscheidend. „Gerade bei den Patienten unserer Altersklasse muss es letztlich für alle passen und alle müssen mit der gefundenen Lösung zufrieden sein.“ 

Wenn die Patientinnen und Patienten unheilbar krank sind und sich in der unmittelbar letzten Lebensphase befinden, nimmt sie auch Kontakt mit dem Palliativstützpunkt auf. „Die meisten Menschen möchten nicht im Krankenhaus sterben. Wenn die Kolleginnen und Kollegen der palliativen Dienste in der eigenen Häuslichkeit unterstützen, können sie die Versorgung mit Morphium oder Sauerstoff übernehmen. Das ist für viele ein echtes Geschenk“, beschreibt die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin. 

Ihren Job schätzt Janine Bösche sehr. „Mich macht es einfach glücklich, wenn ich im engen Kontakt mit den Patienten und Angehörigen stehe und in vielen Situationen auch Trost spenden kann. Gerade bei den Angehörigen ist es so, dass viele auf die neue Situation nicht vorbereitet sind. Jeder hat sein eigenes Leben. Man fährt zu seinem älteren Verwandten vielleicht alle zwei Wochen sonntags zum Kaffee und merkt vielleicht auch, dass alles Zuhause nicht mehr ganz so gut in Schuss ist und der Angehörige vielleicht nicht mehr so ganz ideal zurechtkommt. Doch das ist ein schleichender Prozess. Wenn der Angehörige jedoch von jetzt auf gleich pflege- und hilfebedürftig ist, haben viele Panik, dass sie der Situation nicht gewachsen sind. Viele machen sich auch Vorwürfe, dass sie nicht schon vorher eingeschritten sind. Doch so ist das Leben nun einmal und diese Dinge geschehen auch nicht aus böser Absicht. Ich freue mich dann immer, wenn ich die Situation für die Angehörigen entschärfen kann.“

Wir danken Janine Bösche für das Interview und ihren täglichen Einsatz!

Foto: Ob mit Rollator oder im Rollstuhl: Janine Bösche kümmert sich darum, dass jeder geriatrische Patient nach der Behandlung im Krankenhaus nicht auf sich alleine gestellt ist.

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