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So schützen wir den Organismus bei großer Hitze

Es soll wieder heiß werden in der Region. Bei aller Freude über den Sommer darf nicht vergessen werden: Hohe Temperaturen belasten den Organismus. Worauf zu achten ist, erklärt Dr. Mohammed Abdel-Hadi, Chefarzt der Kardiologie und Internistischen Notfallmedizin.
14. Juli 2022

Es soll wieder heiß werden in der Region. Während die einen die Sommersonne in vollen Zügen genießen, schwitzen die anderen schon beim bloßen Gedanken an die steigenden Temperaturen. Extreme Hitze ist in jedem Fall belastend für den Organismus: Herz und Kreislauf müssen zusätzliche Arbeit leisten, um den Körper vor Überhitzung zu schützen. Dr. Mohammed Abdel-Hadi, Chefarzt der Kardiologie und Internistischen Notfallmedizin in den Helios Kliniken Kassel, gibt praktische Tipps und Hinweise, um einen Tropentag gut zu überstehen. Ein paar Stichpunkte:

Trinken

Bei großer Hitze verliert der Körper viel Flüssigkeit. Zweieinhalb bis drei Liter sollten gesunde Menschen daher über den Tag verteilt trinken – nicht nur zu den Mahlzeiten, sondern auch zwischendurch. Wasser ist das ideale Getränk. Wer mehr Geschmack möchte, kann auf ungesüßte Tees oder Wasser mit Zitronen- oder Limettenscheiben zurückgreifen. Limonaden mit hohem Zuckergehalt oder alkoholische Getränke sind ungeeignet. „Zuckerhaltige Getränke steigern das Durstgefühl. Auf eiskalte Getränke sollte ebenfalls verzichtet werden, weil die Magenschleimhaut gereizt werden könnte“, erklärt Dr. Mohammed Abdel-Hadi. Alkohol erhöhe die Diurese (Harnproduktion) und damit zusätzlich den Flüssigkeitsverlust.

Vorsicht

Besondere Vorsicht gilt für Menschen mit Herzschwäche oder Nierenleiden. Betroffene sollten mit ihrem behandelnden Arzt besprechen, welche Flüssigkeitsmengen unbedenklich sind. Bei schwerer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder Niereninsuffizienz (Nierenleiden) dient das Körpergewicht als Gradmesser für den Flüssigkeitshaushalt. Es sei ratsam, das Gewicht täglich zu kontrollieren, um schnelle Veränderungen zu bemerken und dagegen steuern zu können, sagt Dr. Abdel-Hadi. Steigt das Gewicht innerhalb von wenigen Tagen, ist dies ein Hinweis, dass der Körper Flüssigkeit einlagert. Zeigt die Waage hingegen deutlich weniger an und wird der Urin stark gelblich und konzentriert, liegt ein Flüssigkeitsmangel vor.

Elektrolyte

Wer stark schwitzt, sollte dem Körper ausreichend Elektrolyte zuführen. Elektrolyte – das sind die Mineralstoffe im Blut. Insbesondere Natrium, Kalium und Magnesium gehen beim Schwitzen verloren. Herrscht in der Folge ein Mangel, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Der Kardiologe empfiehlt, auf Elektrolytlösungen zurückzugreifen und nicht nur reines Wasser zu trinken. Ungeachtet dessen weist der Experte darauf hin, dass „auch über Lebensmittel zusätzlich Flüssigkeit aufgenommen werden kann“. Leichte Kost wie Salat, Obst und rohes Gemüse spendeten zudem wichtige Vitamine und lägen nicht schwer im Magen.

Kreislauf

Viele Menschen haben bei hohen Temperaturen Probleme mit dem Kreislauf. Das läge vor allem daran, dass der Körper versucht, überschüssige Wärme abzugeben, um die eigene Temperatur bei 36 bis 37 Grad zu halten, sagt Dr. Abdel-Hadi. Um die Temperatur zu regulieren und Wärme nach außen abzugeben, würden wir nicht nur schwitzen, „zudem weiten sich die Blutgefäße in den äußeren Körperbereichen, um einen Wärmeaustausch mit der Umgebung anzukurbeln“. Dadurch falle jedoch der Blutdruck, und Organe würden unter Umständen nicht mehr ausreichend durchblutet. Die Folgen: Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, schwere Beine und Schweißausbrüche bis hin zu einem Hitzekollaps mit Ohnmacht. In diesem Fall müsse unbedingt ein Notarzt gerufen werden. Kühlung von außen helfe, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Betroffene suchen sich am besten ein schattiges Plätzchen, legen ein feuchtes Tuch in den Nacken und die Beine hoch, um das Blut wieder in Richtung Gehirn zu schicken. Was Menschen mit hohem Blutdruck und entsprechenden Medikamenten anbelangt, denen rät der Mediziner, den Blutdruck regelmäßig selbst zu messen – an besonders heißen Tagen kann der niedriger sein als normal. 

Sport

An heißen Tagen sollten Sportlerinnen und Sportler das Training reduzieren.  „Wollen sie dennoch nicht auf die Joggingrunde verzichten, sind sie gut beraten, in den frühen Morgenstunden zwischen 6 und 9 Uhr zu trainieren. Die Luft ist dann noch kühl, die Sonneneinstrahlung nicht zu stark. Bei hohen Temperaturen ist die körperliche Leistungsfähigkeit herabgesetzt“, sagt Dr. Abdel-Hadi. Ab 19 Uhr hat die Sonne wieder einen niedrigen Stand und die Luft kühlt ab. Beides erleichtere das Training und minimiert Risiken wie Sonnenbrand und Hitzeschlag.

Sonnenschutz

Auf Sonnenschutz sollten Sportler:innen auch bei indirekter Sonneneinstrahlung nicht verzichten. „Fetthaltige Sonnencremes sind während des Sports eher ungeeignet. Sie können die Poren verstopfen und erschweren dadurch das Schwitzen“, sagt Dr. Abdel-Hadi. Besser seien leichte Lotionen. Eine andere Variante sei lange, leichte Kleidung aus Funktionsfasern. „Diese leitet den Schweiß von der Haut schnell nach außen ab und kann im Idealfall sogar noch etwas kühlen.“ 

Grundsätzlich ist lange, aber weite und luftige Bekleidung der kurzen vorzuziehen. Denn direkte Sonneneinstrahlung erhöht nicht nur die Gefahr für die Haut, sondern erhitzt den Körper zusätzlich und belastet so mehr den Kreislauf. Menschen in heißen Ländern suchen schattige Orte und ziehen oft weite und lange Kleider an, um sich vor der Hitze zu schützen. Besonders der Kopf sollte bedeckt werden. 

Kinder

Das wichtigste vorab: Für Babys und Kleinkinder im ersten Lebensjahr ist direkte Sonneneinstrahlung tabu. Der Körper der Kleinen ist noch nicht in der Lage, die eigene Temperatur über das Schwitzen zu regulieren. Empfindliche Babyhaut wird am besten durch Kleidung geschützt. „Dies führt nicht zu einem Hitzestau“, erklärt Dr. Abdel-Hadi: „Wichtig ist, auf luftige Kleidung aus Naturmaterialein zu setzen. Außerdem Söckchen und Mützchen mit Nackenschutz nicht vergessen.“ Freiliegende Hautflächen sollten mit Sonnencreme speziell für Babys eingecremt werden, besonders Gesicht, Hals, Nacken und Handflächen.