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Statement zur Darstellung der aktuellen Corona-Situation im Altkreis Osterode

Bezugnehmend auf die Pressekonferenz des Landkreis Göttingen vom Dienstag, 14. April 2020, und die aktuelle Berichterstattung haben wir ein Statement zur Darstellung der aktuellen Corona-Situation im Altkreis Osterode veröffentlicht.
16. April 2020
Die Helios Klinik Herzberg/Osterode steht als Versorger der Region im Fokus des COVID-19-Geschehens. Wir tragen eine hohe Verantwortung für die Bürgerinnen und Bürger im Altkreis Osterode, insbesondere für die Risikogruppen in den Alten- und Pflegeheimen. Auf diese Verantwortung und einen deutlichen Anstieg auch schwer verlaufender COVID-19-Erkrankungen sind wir seit Ende Februar vorbereitet. Seither standen wir bis vergangenen Mittwoch mit dem Landkreis bzw. dem dort zuständigen Gesundheitsamt in einem engen, regelmäßigen Austausch. Wir bedauern sehr, dass es in Pflegeheimen vermehrt zu Todesfällen gekommen ist und fühlen mit den Angehörigen.  

Präventive Maßnahmen der Helios Klinik Herzberg/Osterode
Die Gefahr einer Ansteckung für Krankenhausmitarbeiter ist leider nicht völlig auszuschließen. Ursache hierfür können bereits kurze Kontakte von Mitarbeitern zu unerkannt infizierten symptomlosen Mitarbeitern und Patienten oder im privaten Bereich außerhalb der Klinik sein.
Deshalb haben wir uns frühzeitig mit weitreichenden Maßnahmen darauf eingestellt. Wir testen unsere Mitarbeiter, die Kontakt zu COVID-19-Erkrankten hatten, zeitnah und wiederholt, was über die aktuellen Empfehlungen des RKI hinausgeht.
  • Bereits ab Mitte März wurde festgelegt, dass alle Klinikmitarbeiter auch in den patientenfernen Bereichen verpflichtend einen Mund-Nasen-Schutz während ihrer Dienstzeit tragen. Auch diese Maßnahme empfiehlt das RKI erst seit dem 8.4.2020.
  • Die Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen sowie unsere Belegungsstrategie in der Helios Klinik Herzberg/Osterode haben zu jedem Zeitpunkt konsequent den Vorgaben und aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts entsprochen. Noch bevor der erste COVID-19-Patient in unserem Haus lag, wurden selbstverständlich COVID-19-Bereiche, Non- COVID-19-Bereiche und Bereiche für unbekannte Fälle geschaffen und strikt voneinander getrennt - auf verschiedenen Ebenen der Klinik. Bereits Mitte März umfasste diese Trennung auch den Isolationsbereich auf der Intensivstation, der durch spezielle bauliche Maßnahmen über eine getrennte Wegeführung verfügt.    

    Behandlung und Entlassung von Patienten aus Pflegeheimen
    In der Helios Klinik Herzberg/Osterode werden Zuweisungen aus Alten- und Pflegeheimen unabhängig von sonstigen Verdachtsmomenten konsequent abgestrichen und getestet. Bei einem negativen Testergebnis führen wir bei gleichzeitig bestehenden typischen Symptomen einer COVID-19-Erkrankung oder einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes zusätzlich ein Thorax-CT durch, um den Verdacht auf eine durch COVID-19 ausgelöste Lungenentzündung weiter abzuklären. Wir entlassen Patienten, wenn kein Grund mehr für eine stationäre Behandlungsbedürftigkeit besteht. Dabei nehmen wir frühzeitig Kontakt zu den jeweiligen Alten- und Pflegeheimen auf und setzen die Entlassung erst um, wenn die Einrichtung die Versorgung des Bewohners entsprechend der für Alten- und Pflegeheime geltenden Vorgaben organsiert hat.  

    Grundsätzlich müssen auch Pflegeheime eine getrennte Unterbringung von infizierten Bewohnern und solchen, die keine Symptome einer COVID-19-Erkrankung zeigen, aber bei denen noch kein negatives Testergebnis vorliegt, sicherstellen. Das RKI hat hierzu für Pflegeheime die entsprechenden Vorgaben und Hilfen erstellt. Voraussetzung ist eine entsprechende Schulung und Ausstattung des pflegenden Personals mit ausreichender Schutzkleidung.  

    Situation im Landkreis
    Das aktuelle Infektionsgeschehen und seine Auswirkungen, insbesondere auf die ältere Bevölkerung der Region, macht ein enges Zusammenspiel zwischen Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Behörden zur Pflicht. Vor diesem Hintergrund ist es für uns nur schwer nachvollziehbar, warum hier ohne den Versuch einer Klärung vor Ort, der Landkreis in Hannover intervenieren musste. Die Anfrage des Sozialministeriums haben wir umgehend und mit allen geforderten Unterlagen und Informationen am letzten Freitag beantwortet, bislang sind keine Rückfragen bei uns eingegangen.  

    Die Krankenhäuser sind aufgefordert, intensivmedizinische Behandlungskapazitäten möglichst auszubauen sowie für Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung freizuhalten und haben hierzu nicht dringend medizinisch notwendigen Behandlungen ausgesetzt. Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung der bestehenden Behandlungskapazitäten ist die zügige Entlassung von Patienten in ihr häusliches Umfeld oder das Altenpflegeheim nach Abschluss der Behandlung. Ohne stationäre Behandlungsbedürftigkeit ist der Verbleib von Pflegeheimbewohnern in Akutkliniken – insbesondere während einer Pandemie – nicht vorgesehen. Aus diesem Grund wurden in anderen Landkreisen entsprechende Entlastungskliniken und Behelfskrankenhäuser errichtet.  

    Die Situation im Landkreis und die Entwicklung in den Senioren- und Pflegeheimen haben wir aufmerksam und mit großer Besorgnis verfolgt. Die durch den Landkreis Göttingen verfügten Maßnahmen setzen wir konsequent um. Dabei ist es uns wichtig, in der aktuellen epidemischen Lage für die Patientinnen und Patienten im Landkreis auch weiterhin dringend benötigte Krankenhaus-Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Auf eine mögliche Last der schnellen, dynamischen Entwicklungen im Landkreis haben wir uns vorbereitet. Wir sind allerdings weder der Ursprung noch der Katalysator dieser Entwicklung.  

    Der in den Medien diskutierte Patientenfall
    Der Pflegeheimbewohner, über den in einigen Medien berichtet wurde, wurde Ende März in der Helios Klinik Herzberg/Osterode aufgrund von Atemproblemen nach RKI-Vorgaben abgestrichen und war COVID-19 negativ. Das Pflegeheim wurde darüber informiert. Da sich seine Symptome bei bestehenden Vorerkrankungen der Atmungsorgane besserten, war eine stationäre Behandlungsbedürftigkeit nicht mehr gegeben und der Patient wurde in das Pflegeheim zurückverlegt; eine weitere Testung auf COVID-19 war zu diesem Zeitpunkt medizinisch nicht begründet.

    Neuerliche, schwere Symptome einer COVID-19-Erkrankung stellten sich erst sieben Tage nach Entlassung aus unserer Klinik in das Pflegeheim ein. Nach aktueller Studienlage und den bisherigen Verlautbarungen des Robert-Koch-Instituts ist damit eine Ansteckung in unserem Haus unwahrscheinlich bzw. hoch spekulativ.  Nach Auftreten der typischen Symptome erfolgte eine weitere Testung des Patienten durch ein regionales Testzentrum im ambulanten Bereich; dieser Test war positiv. Bei der erneuten Vorstellung in unserer Klinik mit nunmehr bestätigter COVID-19-Infektion erfolgten, dem ausdrücklichen Patientenwillen folgend, weder invasive Maßnahmen noch die stationäre Aufnahme. Der Patient wurde also mit bekannter COVID-19-Erkrankung unter palliativem Ansatz in das Seniorenheim zurückverlegt und ist dort verstorben. Warum dieser Fall vom Landkreis diskutiert wird und zur Meldung nach Hannover führte, entzieht sich unserem Verständnis.  

    Dank an unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
    Das Vorgehen und die öffentliche Darstellung werden dem großen Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich in der aktuellen Situation bereits seit Wochen mit hohem Engagement und persönlichem Einsatz um die Versorgung der Patienten kümmern, nicht gerecht.

    Zitatgeber: Johannes Richter, Klinikgeschäftsführer