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Medizin zum Anfassen

Im Rahmen des Famulaturprogramms „Summer School 2023“ der Gesundheitsregion Plus besuchten 15 angehende Mediziner am Mittwoch, den 13. September 2023 die Helios Klinik Erlenbach. Die Fachbereiche Kardiologie, Neurologie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Orthopädie und Unfallchirurgie boten den Studierenden Einblicke in die akute Patientenversorgung.
14. September 2023

Was ist eine F-Welle? Wann schickt der Gynäkologe Schwangere mit auffälligem CTG in die Klinik? Welche Naht- und Knüpftechnik nehme ich bei Wunden? Mit diesen Fragen wurden die 15 Medizinstudierenden, die am vergangenen Mittwoch, den 13. September 2023 die Helios Klinik Erlenbach im Rahmen eines Famulanten-Tags besuchten, konfrontiert. Nach einer kurzen Begrüßung starten die Medizinstudenten, aufgeteilt in zwei Gruppen, mit dem Besuch der Elektrophysiologie. Hier zeigen Karin Dietz und Stefanie Fröhlich, worauf es bei den verschiedenen Messungen ankommt.

Medizin zum Anfassen

Eine Patientin klagt über Taubheitsgefühle in den Händen und Füßen, die dazu führt, dass sie nicht mehr richtig greifen und seit kurzem auch nicht mehr laufen kann. Das neurologische Team begibt sich auf Ursachensuche: Mithilfe der Elektroneurographie (ENG) und Elektromyographie (EMG), die bei Verdacht auf Schädigungen von Muskeln und Neven zum Einsatz kommen, wird die Nervenleitgeschwindigkeit an den Händen und Füßen der Patientin gemessen. Dabei werden mehrere kleine Elektroden auf die Haut geklebt und mittels elektrischer Impulse stimuliert. „Das fühlt sich an wie ein Klopfen, als würde man an einen Weidezaun greifen“, beschreibt die Betroffene die Impulse. Für die Untersuchung und spätere Befundung brauche es laut Fröhlich viel Erfahrung. Alter, Körpertemperatur und sogar der Beruf des Patienten können Auswirkungen auf die Messwerte haben. Sie empfiehlt, die Untersuchung am eigenen Leib auszuprobieren, um nachvollziehen zu können, was der Patient empfindet. Denn: ENG und EMG seien durchaus körperlich anstrengend und teilweise auch unangenehm – aber aushaltbar. Das kann auch die Rentnerin bestätigen, die mit ihren lockeren Sprüchen die ganze Gruppe unterhält. Selbst zum Patienten durften die Studierenden bei der Elektroenzephalographie (EEG) werden. Anhand einer mit Elektroden versetzten Kopfhaube wird hier die Gehirnaktivität gemessen und graphisch dargestellt. Das kann bei der Befundung von Krampfanfällen helfen, aber auch einen Hirntod feststellen. Bei Tumorpatienten und Schlaganfällen wird das EEG ergänzend zu den bildgebenden Verfahren verwendet.  

Anschließend ging es für die Studierenden ins Herzkatheterlabor und zur kardiologischen Funktionsdiagnostik. Chefarzt und ärztlicher Direktor Michael Weberpals führte die angehenden Ärzte höchstpersönlich in die feinmotorische Handwerkskunst der Kardiologie ein. Dabei stieß besonders auch die Materialkunde auf große Begeisterung. In der Funktionsdiagnostik durften die angehenden Ärzte Oberarzt Amedeo Mazilu bei einer Schluckdiagnostik und einer Kontroll-Echokardiografie nach einem Schrittmachereinsatz über die Schulter schauen.

Zum ersten Mal dabei war in diesem Jahr die Gynäkologie und Geburtshilfe mit Chefarzt Georgi Popivanov. Nach einer kleinen Kreißsaalführung erwartete die Famulanten eine Einführung in die Weiten der CTG-Befundung. Die Kardiotokografie, besser bekannt als das Wehenschreiben, misst gleichzeitig die Herzfrequenz des ungeborenen Kindes und die Wehentätigkeit der Mutter, wodurch Aussagen über die Sauerstoffversorgung des Babys getroffen werden können. Hier unterscheidet der Gynäkologe anhand festgelegter Kriterien, ob das CTG normal, suspekt oder pathologisch ist und wann welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen. „Der kindliche Körper ist sehr strapazierfähig. Ein ungeborenes Kind kann bis zu vier Minuten mit abgeklemmter Nabelschnur aushalten. Das schafft keiner von uns!“, erklärt der Chefarzt. Die Kardiotokografie lässt Rückschlüsse auf verknotete oder abgeklemmte Nabelschnüre, Herzrhythmusstörungen und sogar eine Plazentablösung zu. Unter der Geburt sei das CTG besonders schwer zu interpretieren. Abschließend zeigte Popivanov den Studierenden die Ultraschalldiagnostik im ersten und zweiten Trimester.

Eines der Highlights war auch dieses Mal wieder der Naht- und Knüpfkurs, der von Unfallchirurgin Ariane Lucas betreut wurde, die sich viel Zeit bei der Anleitung und Beantwortung von Fragen rund um das Thema Wundversorgung nahm. Anschließend wurde das Gelernte in die Praxis umgesetzt und verletzte Bananen wieder zusammengeflickt. Auch weit nach Ende des offiziellen Programms waren die Studierenden noch wie gebannt: „Es ist gerade so spannend!“. Das Vernähen und Abschließen von Wunden war für alle neu und die praktische Übung daher eine sehr willkommene Abwechslung.