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„Wer regelmäßig mit vollem Magen ins Bett geht, hat häufig ein Refluxthema“

Dr. Martin Asbach leitet das Refluxzentrum an der Helios Klinik Attendorn. Im Gespräch erklärt der erfahrene Gastroenterologe, wie das klassische Sodbrennen entsteht, wann es für die Gesundheit zum Problem wird und welche Behandlungsmöglichkeiten ein Refluxzentrum anbietet.

 

21.08.2025 Lesedauer: - Min.
Dr. Martin Asbach

Herr Asbach, was versteht man gemeinhin unter dem Begriff „Reflux“?

Das Wort „Reflux“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Zurückfließen“. Medizinisch beschreibt es den Zustand, dass Mageninhalt wie Säure, Galle oder Nahrung zurück in die Speiseröhre oder seltener in andere Bereiche wie dem Rachen läuft – also nicht dahin, wo er hingehört.

Das passiert bei Millionen Menschen in Deutschland und macht den Reflux zu einer regelrechten Volkskrankheit. Der Großteil davon hat jedoch eine klassische Symptomatik und wird zum Glück nie ein Fall für das Krankenhaus. Das bekommen die Hausärzte in der Regel mit den gängigen Säurehemmern in den Griff.

 

Woher kommt dieser Rückfluss?

Es gibt gewisse Risikofaktoren, die bei der Entstehung eine Rolle spielen können, wie Übergewicht, männliches Geschlecht und die Ernährungsgewohnheiten, vor allem auch die Ernährungszeiten. Wer regelmäßig mit vollem Magen ins Bett geht, hat häufig ein Refluxthema.

 

Wie das?

Das ist ein simpler mechanischer Vorgang. Wenn man tagsüber bei aufrechter Körperhaltung einen Rückfluss der Säure hat, hilft die Schwerkraft es wieder in den Magen zu bringen. Liegt der Magen im Bett aber auf dem gleichen Niveau wie der Hals, beginnt die Problematik. Läuft die Säure im Schlaf in die Speiseröhre, verbleibt sie dort über einen längeren Zeitraum. Im Gegensatz zum Magen mit seiner schützenden Schleimschicht, fehlt eine solche der Speiseröhre und macht sie empfindlicher gegenüber der Säure. Sie hat also nichts entgegenzusetzen.

 

Was kann man zunächst tun?

Bei klassischem Sodbrennen können mitunter säurebindende Mittel wie Natron helfen. Wenn das aber nichts mehr nützt, sollte auf jeden Fall der Hausarzt konsultiert werden. Als Standardmittel werden meistens Protonenpumpenhemmer verschrieben, die sehr effektiv und auch für eine längere Einnahmedauer geeignet sind. In den allermeisten Fällen schlagen diese Medikamente an und erhöhen den pH-Wert im Magen. Das Sodbrennen verschwindet.

 

Welche Folgen kann Sodbrennen haben, abgesehen davon, dass es sich unangenehm anfühlt?

Bei einer stärkeren Schädigung der Schleimhaut können sich Geschwüre bilden, die anfällig für Blutungen sind. Diese Geschwüre können durch vernarbtes Gewebe dann zu Verengungen führen, die wiederum Probleme beim Schlucken hervorrufen. Im schlimmsten Fall können Patienten an Speiseröhrenkrebs erkranken.

 

Wann sollten Patienten zu Ihnen kommen?

Liegt eine schulmedizinisch korrekte Behandlung des Sodbrennens vor, bei der die klassischen Medikamente nicht helfen, dann kommt das Refluxzentrum mit seinen speziellen diagnostischen Möglichkeiten ins Spiel. Denn eine Refluxerkrankung kann den Verdacht zunächst auf andere Erkrankungen lenken, wenn zum Beispiel chronische Heiserkeit oder Husten bestehen. Andere Betroffene wiederum verspüren starke Schmerzen in der Brust und gehen zum Kardiologen, der dann aber nichts am Herzen feststellt. Eindeutige Symptome, dass etwas gravierend nicht stimmt, sind aber auch Schluckstörungen, Gewichtsabnahme oder Blutbildveränderungen, oder Hinweise auf Magendarm-Blutungen, wie dunkler Stuhlgang.

 

Welchen konkreten Mehrwert bietet ein Refluxzentrum?

Zu den angesprochenen speziellen therapeutischen Möglichkeiten gehören unter anderem Messungen des Säuregehalts, die Analyse der Speiseröhrenbewegung, sowie Bewegungsmessungen des Magens. Und das alles in Kombination mit dem endoskopischen Verfahren der Speiseröhrenspiegelung. Damit gewinnen wir nicht nur umfassende Einblicke, sondern können dabei auch direkt Gewebeproben entnehmen und ggf. veränderte Zellen nachweisen, die auf Speiseröhrenkrebs hindeuten.

 

Wie wird ein Krankenhaus zum Refluxzentrum?

Damit eine Klinik zum Refluxzentrum – offiziell zu einem spezialisierten Zentrum für die Diagnostik und Therapie der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) – wird, müssen bestimmte strukturelle, organisatorische und fachliche Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehören unter anderem eine nachweisliche interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen, wie unserer Gastroenterologie oder der Chirurgie, falls es zu einem Eingriff kommen muss, eine umfassende Diagnostik mit endoskopischen und radiologischen Verfahren, Atemtest und vielem mehr, sowie eine permanente Qualitätssicherung. Stellen unabhängige Auditoren fest, dass diese Kriterien erfüllt sind, kann es – wie das bei der Helios Klinik Attendorn regelmäßig geschieht – offiziell als Refluxzentrum zertifiziert werden. Und damit besitzt das Attendorner Krankenhaus auf diesem Gebiet seit Jahren ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis Olpe.

Helios Klinik Attendorn

Oberarzt / Leitung Refluxzentrum

Damit eine Klinik zum Refluxzentrum – offiziell zu einem spezialisierten Zentrum für die Diagnostik und Therapie der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) – wird, müssen bestimmte strukturelle, organisatorische und fachliche Voraussetzungen erfüllt sein