„Ich habe aus dem Treffen ganz viele Impulse mitgenommen. Hier in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird viel Netzwerkarbeit betrieben mit allen Beteiligten aus Eltern, Schule, Kita, Jugendamt und vielen weiteren. Es geht nicht nur um das medizinische Gesundwerden, sondern vor allem darum, die Systeme miteinander zu verzahnen und damit Kindern und Jugendlichen Halt zu geben“, sagte die Ministerin. Dabei leiste die Stralsunder Klinik großartige Arbeit, insbesondere mit dem Ansatz, bereits Kinder von null bis sechs Jahren und ihre Eltern zu behandeln.
Das unterstrich der Chefarzt der Klinik, Dr. Martin Herberhold. Er zeichnet seit 21 Jahren für die Stralsunder Kinder- und Jugendpsychiatrie verantwortlich und bietet mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für das gesamte Bundesland einen Behandlungsschwerpunkt für Suchterkrankungen. „Je früher wir bei der Interaktion mit Kindern unterstützen, desto stabiler funktionieren die Beziehungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. Bei Kleinkindern findet diesbezüglich die größte Prägung statt. Kleinkindlotsen und viele andere Angebote könnten eine Menge bewirken, dem System Ressourcen und Kindern Leid ersparen“, sagte er.
Drese interessierte sich in dem Gespräch insbesondere für die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder. Der Chefarzt machte deutlich, dass diese Zeit gesamtgesellschaftlich nicht ohne Folgen blieb. Dabei treffe es leider oft die Schwächste am härtesten, sagte er. „Kinder verlieren immer häufiger den gesellschaftlichen Halt. Dafür können sie selbst jedoch am wenigsten. Erwachsene haben es teilweise verlernt, auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Eine Lösung könnten zum Beispiel Elternschulen sein, damit sie von Anfang an lernen, mehr Verständnis für die Kinder aufzubringen und so Spätfolgen vermieden werden“, erklärte der Chefarzt.
Auch die Herausforderungen der Suchttherapie stellte die Ministerin in den Mittelpunkt des Treffens und lobte die besondere Expertise für das gesamte Land und den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Erfolg stellt sich nicht immer sofort ein, manchmal dauert es einfach länger, um ein Ziel zu erreichen. Das ist in der Politik ja irgendwie auch so“, scherzte die gutgelaunte Ministerin.
Neben dem Haus Löwenherz, das fünf Stationen, zwei Tageskliniken und Eltern-Kind-Appartements beinhaltet, bietet die Klinik eine Multifamilientherapie in einem – inzwischen in die Jahre gekommenen – Gebäude an. Die Ministerin verschaffte sich bei einem Rundgang einen Eindruck von den nicht mehr zeitgemäßen baulichen Gegebenheiten und stellte in Aussicht, sich für eine Förderung einzusetzen. Hintergrund: Das Land fördert bereits den Bau des Psychosozialen Zentrums am Krankenhaus West in einem ersten Bauabschnitt mit mehr als 10 Millionen Euro. „Wir hoffen, dass der zweite Bauabschnitt, der dann auch die Familientagesklinik umfassen würde, in die Haushaltsplanung des Landes 2026/2027 einfließt. Ich bin froh und dankbar, dass Ministerin Drese ein offenes Ohr und guten Blick für die Themen hat, die uns beschäftigen“, machte Klinikgeschäftsführer Simon deutlich.