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Notfallsanitäter für einen Tag

Das Krankenhaus einmal von der anderen Seite erfahren – diese Möglichkeit hatte Klinikgeschäftsführer Christian Thiemann bei seiner Hospitation beim DRK. Gleich bei fünf Einsätzen war Thiemann dabei, einer davon sehr kritisch. Die Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten ist für die Helios Kliniken Mittelweser besonders wichtig. Das sagen schon die Zahlen: Alleine in 2022 sind 13.155 Patientinnen und Patienten über den Rettungsdienst zu uns ins Krankenhaus gekommen.
28. April 2023

Die Arbeit des anderen wirklich zu verstehen, funktioniert am besten, wenn man einmal die Blickwinkel tauscht. Gerade bei wichtigen Partnern wie dem Krankenhaus und den Rettungsdiensten ist dies Gang und Gäbe – krankenhausseitig vor allem im Bereich der Notaufnahme. „Dies geschieht im Rahmen von Hospitationen, um einen besseren Einblick zu erhalten. Die ersten haben bereits stattgefunden und wir wollen dies unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zentralen Notaufnahme auch weiterhin ermöglichen“, erläutert Klinikgeschäftsführer Christian Thiemann. Doch auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rettungsdienste sind im Krankenhaus zu finden. „Praxiseinsätze in unterschiedlichen Bereichen der Klinik sind eine normale Vorgabe im Rahmen der Ausbildung zum Notfallsanitäter“, so Mike Plate, Leiter Rettungsdienst des DRK Kreisverbandes Nienburg. 

Nun hat auch der Klinikchef selbst den Rollentausch gewagt. „Im Rahmen verschiedener gemeinsamer Termine und eines Qualitätszirkels entstand bei mir diese Idee - da habe ich mich sehr gefreut, dass dies direkt auf offene Ohren stieß und mir diese Gelegenheit geboten wurde“ bErikhtet Thiemann. Gesagt – getan. Bei Ankunft in der Rettungswache wurde er direkt mit der richtigen Kleidung ausgestattet. Zunächst gab es einen kurzen, gemeinsamen Austausch mit dem Team. „Hier konnten wir positive, aber auch verbesserungswürdige Faktoren der Zusammenarbeit gleich direkt ansprechen. Ich bin wirklich dankbar für die Offenheit und die Konstruktivität, mit der mir die Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes begegneten “, so Thiemann. 

Dann ging es auch schon los zu den Einsätzen. „Insgesamt habe ich über den Tag verteilt an fünf ganz unterschiedlichen Einsätzen teilgenommen. So habe ich einen sehr guten Eindruck davon bekommen, wie die Kollegen an die Sache herangehen“, so Thiemann. Der Klinikgeschäftsführer war an diesem Tag überwiegend mit Erik Siepmann, Auszubildender zum Notfallsanitäter im 3. Lehrjahr, sowie mit Notfallsanitäter Florian Gentemann unterwegs. „Ihre Arbeitsweise war sehr genau und professionell. Vor allem konnten sie die Situation sehr schnell einschätzen und hatten einen wirklich tollen Umgang mit den Patienten.“ Die ersten vier Einsätze, bei denen Thiemann dabei sein durfte, waren vergleichsweise harmlos. Beim letzten jedoch ging es sprichwörtlich um Leben und Tod – und um Zeit. „Das Zusammenspiel mit dem Notarzt und der Feuerwehr, die Versorgung des Patienten – da saß einfach jeder Handgriff. Im Gegensatz zur gesicherten Krankenhausumgebung musste hier aufgrund der häuslichen Umgebung immer wieder improvisiert werden“, erinnert sich Thiemann. „Im Krankenhaus sehen wir die Patientinnen und Patienten erst, wenn sie durch die Tür der Notaufnahme gefahren werden. Was in den Schritten zuvor durch die Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes alles passiert, ist uns zwar teilweise bewusst, doch es geht in der Hektik des Arbeitsalltages schnell unter. Meinen größten Respekt vor dieser Leistung.“

Doch auch Thiemann selbst scheint sich an diesem Tag ganz gut geschlagen zu haben. „Er hat sich sofort ins Team integriert und ist jederzeit wieder willkommen. Wenn ihm die Arbeit im Krankenhaus mal keinen Spaß mehr machen sollte, kann er jederzeit bei uns anfangen“, scherzt Notfallsanitäter Gentemann. 

Die gegenseitige Wertschätzung und auch Unterstützung weiter zu fördern, ist dem Klinikchef sehr wichtig: „Schauen wir einfach mal auf die Zahlen: Alleine in 2022 sind 13.155 Patientinnen und Patienten über den Rettungsdienst zu uns ins Krankenhaus gekommen. Da ist es immens wichtig, dass die Abläufe stimmen und die Schnittstellen funktionieren, um die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Natürlich richtet sich diese Aufforderung auch an uns selbst: Auch wir möchten unsere Prozesse dahingehend kontinuierlich verbessern. Das Feedback der Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes ist hier sehr hilfreich und willkommen.“

Dem stimmt auch Plate zu. „Optimierungsbedarf gibt es bei Partnern, die ständig zusammenarbeiten, immer auf beiden Seiten. Ich bin sehr froh und dankbar über das kollegiale Verhältnis, gerade mit dem Team der ZNA. Dass auch Herr Thiemann sich die Zeit genommen hat, uns einmal über die Schulter zu schauen, hat nicht nur mich, sondern auch meine Kolleginnen und Kollegen ganz besonders gefreut.“

Für Thiemann war der Exkurs auf die andere Seite des Krankenhauses sehr lohnenswert und lehrreich. „Den Kollegen hier einmal über die Schulter schauen zu dürfen und in diesen Situationen hautnah dabei zu sein, war schon ein besonderes Erlebnis. Ich danke ihnen ganz besonders für das Vertrauen und die Einblicke. Sie haben mich wirklich mitgenommen als einen von ihnen, so dass ich auch das Gefühl hatte, in jeder Situation wirklich voll dabei zu sein. Es war sehr schön, auch auf diesem Wege einmal in unserer zentralen Notaufnahme anzukommen und auf ein ausgesprochen professionelles Krankenhausteam zu treffen. Daher möchte ich mich an dieser Stelle von Herzen auch bei all meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz bedanken.“ 
 

Foto: v.l.: Erik Siepmann, Auszubildender zum Notfallsanitäter, Klinikgeschäftsführer Christian Thiemann, Florian Gentemann Notfallsanitäter, Mike Plate, Leiter Rettungsdienst des DRK Kreisverbandes

Notfallsanitäter für einen Tag