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Einwegprodukte bei Helios reduzieren

„Gemeinsam Großes bewirken“ heißt es in der Helios Kampagne Patientin Erde. Helios hat sich das Ziel gesetzt, in drei Etappen bis 2040 klimaneutral zu werden. Und alle Bereiche ziehen mit – so auch der Einkauf und die Logistik. Woran hier genau gearbeitet wird, das berichtet Franziska Wank im Interview. Sie ist im Zentralen Dienst Einkauf und Logistik Lead Project Management Organization und Sustainability Managerin, kümmert sich hier also um Projekte rund um den Einkauf und die Logistik, und legt dabei auch besonderen Wert auf Nachhaltigkeit.

Frau Wank, Sie arbeiten im zentralen Dienst Einkauf und Logistik unter anderem als Sustainability Managerin und beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Bereich. Kam daher der Impuls, sich die bei Helios verwendeten Einwegprodukte einmal näher anzusehen?

Nachhaltigkeit ist ein Thema, was uns in der aktuellen Zeit alle bewegt und umtreibt. Deshalb ist es uns wichtig, auch im Bereich Einkauf und Logistik einen Beitrag zu leisten. Über die Kampagne Patientin Erde wurden mehrere Einkaufsthemen angesprochen. Darunter war besonders häufig die Anfrage zu Einweg- und Mehrwegprodukten. Die Entscheidungen für oder gegen Einwegprodukte ist schon immer ein wichtiges Thema im Einkauf gewesen. Gemeinsam mit den Anwender:innen wird hier abgewogen.

 

 

Welche Einwegprodukte sind die am häufigsten verwendeten Produkte in unseren medizinischen Einrichtungen?

Die höchsten Verbräuche haben wir bei Produkten des täglichen Bedarfs in der Versorgung unserer Patient:innen. In den Top-4 sind an erster Stelle die Untersuchungs- und OP-Handschuhe, gefolgt von Einwegspritzen, Waschhandschuhe und Medikamentenbecher bzw. Medikamentendispenser. Auch die persönliche Schutzausrüstung findet sich wieder: An Platz fünf sind die medizinischen Masken, auf Platz acht Schutzkittel, gefolgt von OP-Hauben. Außerdem in den Top-10: Aufziehkanülen, Schutzkappen für Thermometer und Nierenschalen.

 

 

Können diese Einwegartikel auf Mehrwegartikel umgestellt werden?

Wir haben analysiert und herausgefunden, dass es für alle zehn Produkte Mehrwegalternativen gäbe. Jedoch können fünf der zehn Produkte aufgrund von rechtlichen Vorschriften, aber auch Hygienevorschriften nicht umgestellt werden – hier sind z. B. medizinische Masken oder OP-Hauben zu nennen. Für die weiteren fünf Artikel wurden die Aufbereitungsprozesse, z. B. in der Sterilgutversorgung (Steri), oder die Risiken für die Versorgungssicherheit bewertet sowie eine umfangreiche Kostenbetrachtung durchgeführt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass eine Umstellung aus Prozess- und Kostensicht hier nicht sinnvoll ist.

 

 

Da haben Sie sich viel Arbeit gemacht, auch wenn das Ergebnis zunächst ernüchternd erscheint.

Das stimmt, doch wenn eine Umstellung aufgrund der benannten Parameter nicht möglich ist, können wir einen anderen Hebel nutzen: die Reduzierung von Materialien. Dadurch können wir die Umwelt ebenso schonen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Initiative der zentralen Infektiologie, der Klinischen Hygiene und Arbeitssicherheit, den Umgang mit Einmalhandschuhen neu zu schulen und damit weniger Einmalhandschuhe zu verbrauchen. Diese Aktion läuft unter der Kampagne „Helios lässt das Gummi weg“ zusammen. Ein anderes Beispiel ist das Nutzen vom doppelseitigen Druck als Standardeinstellung – so sparen wir Druckerpapier ein. Auch dazu gab es einen zentralen Aufruf an alle Mitarbeitenden.

 

 

Gibt es Möglichkeiten, noch effizienter Materialien zu beschaffen, wie Pilotprojekte oder Kooperationen mit Produktherstellern?

Produktentscheidungen werden bei uns durch relevante Fachgruppen oder Fachbereiche getroffen und in Beschlüssen verbindlich festgehalten. Zu bestimmten Projekten oder Kooperationen mit Vertragspartnern sind wir im engen Austausch und prüfen, ob angesprochene Ideen oder vorhandene Lösungen für Helios eine Alternative sein können. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation ist uns in der Region West mit einem Vertragspartner gelungen. Hier wurde aufgrund von gemeinsamen Analysen zum Bestellverhalten von OP-Bedarf der Kliniken eine Reduzierung von ca. 525 kg CO2 erzielt.

 

 

Das ist ein toller Erfolg! Wie wird es mit der nachhaltigen Beschaffung weitergehen?

Wir analysieren weiter unser Produktportfolio und prüfen, ob und welche Alternativen es für eine nachhaltigere Beschaffung gibt. Gerade beim Thema Einweg-Mehrweg-Instrumente müssen wir bei jedem Produkt in die Einzelfallbetrachtung gehen und bewerten im engen Austausch mit den relevanten Schnittstellen wie Hygiene, Steri oder Medizintechnik, ob eine Umstellung möglich ist und was ein wirtschaftlich tragbarer Preis zum Produkt sein kann.

 

 

Dabei gehen Sie über die Einweg-Mehrweg-Thematik hinaus…

Genau, der Einkauf prüft laufend Themen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit: Aktuell wurden Desinfektionstücher auf eine nachhaltige Lösung umgestellt. Ab sofort kommen diese neuen Tücher zum Einsatz. Durch diese Umstellung erreichen wir eine Einsparung von ca. 79t CO2 pro Jahr – bei gleichbleibender Qualität und Preis pro Stück.

Um solche Erfolge zu erzielen, benötigen wir Zeit für Analysen, Gespräche mit unseren Lieferanten und weitere Abstimmungen mit relevanten Schnittstellen, wie die Hygiene, Fachgruppen und Fachbereiche.

 

 

Sind aus dem Zentralen Dienst Einkauf und Logistik weitere Projekte geplant, mit denen wir nachhaltiger werden können?

Derzeit arbeiten wir an einer möglichen Umstellung auf Recyclinghygienepapiere. Wir haben bereits über 70 Prozent recyceltes Hygienepapier im Einsatz. Aufgrund von vorhandenen Spendersystemen müssen wir derzeit Umstellungen überprüfen. Gleichzeitig planen wir die mögliche Umstellung auf Recyclingdruckerpapier mit umfangreichen Testungen an unseren Leasingdruckern.

In Summe kann man sagen, dass Veränderungen zum Thema Nachhaltigkeit an vielen Stellen stattfindet. Das sind manchmal Stellen, die den Anwender:innen eventuell nicht sofort bewusst sind.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!