„Es waren drei wundervolle Jahre in Stralsund“, sagt Frieda Messerschmidt. „Man merkt einfach, dass die Chemie zwischen den Hebammen und Ärztinnen stimmt. Ich habe ganz viel gelernt und freue mich auf den nächsten Schritt.“ Doch als selbstständige Hebamme anzufangen war für die 24-Jährige noch zu früh. „Ich habe großen Respekt vor dem Berufseinstieg. Wir wurden super ausgebildet, aber jetzt für alles selbst verantwortlich zu sein, ist doch eine neue Herausforderung.“
Am Helios Hanseklinikum Stralsund arbeiten die Hebammen seit 2018 freiberuflich in der Gesellschaft „Hebammenanker am Sund“. Das Belegsystem ist ein Gewinn für alle Seiten. Doch Frieda möchte erst mehr Erfahrung sammeln, will mit ihrem Freund zurück in die Heimatregion Richtung Thüringen. In welches Krankenhaus es sie genau zieht, steht noch nicht fest. Sie schaue sich gerade um, wichtig sei ihr aber in jedem Fall, dass sie sich dort wohlfühlt und das Team stimmt – wie in Stralsund.
Studium statt Ausbildung
Das gute Klima in der Abteilung und die langjährige Erfahrung der Hebammen, Schwestern und Ärztinnen haben dazu beigetragen, dass Frieda ihr Studium mit Auszeichnung abschließt. Seit 2020 müssen Hebammen ein Bachelorstudium absolvieren, davor war der Berufseinstieg mit Ausbildung möglich. „Ich finde es gut, dass der Beruf durch das Studium aufgewertet wurde, aber es war auch nicht ganz ohne“, gibt Frieda zu. Sie hatte sich damals deutschlandweit um einen Studienplatz beworben, wollte nach dem Abitur weg von Zuhause und Erfahrungen sammeln. Durch verschiedene Praktika unter anderem in der Geburtshilfe habe sie herausgefunden, was sie machen will, sagt Frieda. In Mecklenburg-Vorpommern hat alles zusammengepasst. Den praktischen Teil absolvierte Frieda am Hanseklinikum, den theoretischen an der Uni Rostock. Sie bietet landesweit als einzige das Studium der Hebammenwissenschaft an. Mit 24 Kommilitonen nimmt Frieda das Studium auf. Zwei Wohnungen unterhält sie während der gesamten Studienzeit. Das sei nicht leicht gewesen, aber da das Studium vergütet wurde, habe es gereicht.
Sehr gute Wissensvermittlung
In Stralsund habe Frieda besonders gefallen, dass sie nicht ins kalte Wasser geworfen wurde. „Marie und ich wurden eng an die Hand genommen, alle haben sich Zeit genommen und wir konnten uns untereinander gut austauschen“, erklärt Frieda. Marie-Luise Voß hat zeitgleich am Hanseklinikum angefangen. Sie kommt gebürtig von der Insel Rügen. Die gute Nachricht: Sie bleibt dem Hanseklinikum erhalten und tritt am 15. Mai 2024 in die Hebammengesellschaft ein. Auch sie denkt gern an die Studienzeit zurück: „Wir haben als erster Studienjahrgang und während der Coronapandemie angefangen, daher lief manches etwas holprig. Aber die Zeit in Stralsund habe ich immer genossen. Die Hebammen hatten ein offenes Ohr und waren mit viel Unterstützung in unseren guten und schlechten Zeiten für uns da.“ Marie-Luises Abschlussnote ist ebenfalls nicht zu verachten: Insgesamt 2,1 und im praktischen Teil sogar 1,0. Kein Wunder, dass die Hebammen und Ärztinnen gern über ihre Schützlinge sprechen. „Wir sind unglaublich stolz auf die beiden“, sagt Wiebke Duwe, Ärztliche Leiterin des Kreißsaals. „Sie waren immer wissbegierig und haben sich sehr engagiert. Wenn man sieht, wie sie sich entwickelt haben, ist das einfach ein tolles Gefühl und ein gutes Zeichen für unsere gemeinsame Arbeit“, erklärt die Oberärztin.
Derzeit sind am Hanseklinikum zehn Hebammen-Studentinnen beschäftigt, zum Wintersemester kommen drei weitere hinzu. Übrigens: Der Beruf der Hebamme ist immer noch eine absolute Frauendomäne. In Deutschland arbeiten rund 24.000 Hebammen. Davon sind Schätzungen zufolge lediglich bis zu 30 Männer.