„Wir sehen uns in der Verantwortung, mit dem Erinnern regelmäßig ein Zeichen für die Menschen zu setzen, denen hier unter Beteiligung von Ärzten und Pflegemitarbeitern Unrecht widerfahren ist“, betonen Priv.-Doz. Dr. Deborah Janowitz, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, und Dr. Jan Armbruster, Leitender Oberarzt der Klinik für Forensische Psychiatrie. Man freue sich sehr, Regina Scheer für die Veranstaltung gewonnen zu haben, da sie sich als Autorin unter anderem mit dem Alltag im Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat.
Regina Scheer berichtet in ihrem Debütroman aus dem fiktiven Dorf „Machandel“ in Mecklenburg-Vorpommern und stellt verschiedene Personen der Dorfgemeinschaft dar. Das Buch handelt vom Ende der DDR, von ihren Anfängen und auch der Zeit davor, deren Spuren bis in die Gegenwart reichen. Zentral für die Lesung wird die Figur der jungen Frau Marlene sein, die – obwohl sie Opfer einer Straftat wird – denunziert, sterilisiert und in eine psychiatrische Klinik überführt wird. Diese Darstellung soll stellvertretend stehen für viele Opfer der missbräuchlichen Unterbringungen, Behandlungen und Ermordungen in Psychiatrien. Die individuelle Darstellung der Marlene führt die Geschichte des einzelnen Schicksals vor Augen.
Regina Scheer ist 1950 in Berlin (DDR) geboren. Sie hat Kulturwissenschaft und Theaterwissenschaft studiert, für verschiedene Zeitungen und den Rundfunk geschrieben, an Filmen und Ausstellungen mitgewirkt, mehrere Bücher veröffentlicht und sich besonders, aber nicht nur, mit dem Alltag im Nationalsozialismus, mit Widerstand und Verfolgung beschäftigt. Ihr letztes Buch „Bittere Brunnen“ bekam im Frühjahr 2023 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch.
Nach der Lesung erfolgt neben der Kirche vorgezogen auch die jährliche Kranzniederlegung am Mahnmal mit den Namen der Patientinnen und Patienten, die vor 85 Jahren aus der ehemaligen Landesheilanstalt Stralsund deportiert und überwiegend ermordet wurden.
Der 27. Januar ist bundesweit der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz, wodurch rund 7.500 Häftlinge aus der Gefangenschaft befreit werden konnten.