Nach über einem halben Jahr und mehreren Arztbesuchen später kann Birgit J. bald wieder mit beiden Händen das Leben anpacken. Die Paderbornerin ist für eine seltene Operation an ihrem linken Arm 270km nach Oschersleben gereist. Vorher hat sie schon einige Arztgespräche und Diagnosen hinter sich.
Wie macht sich das seltene Nervenkompressionssyndrom bemerkbar?
Anzeichen können Schmerzen im Bereich von Arm und Hand sein. Viel häufiger berichten Betroffene über eine zunehmende Muskelschwäche oder sogar Lähmungserscheinungen, die vor allem die ersten drei Finger betrifft und bei gezielten Bewegungen, wie dem Greifen oder dem Halten von Gegenständen bemerkbar wird.
„Ich konnte plötzlich nicht mehr richtig zugreifen – nicht mal mein Handy halten. Daumen und Zeigefinger wollten einfach nicht mehr“, erklärt Birgit J. „Zuerst dachten die Ärzte an ein Karpaltunnelsyndrom, aber das passte nicht. Ein Neurologe hat dann endlich die richtige Diagnose gefunden und mich in die Klinik nach Gütersloh verwiesen“, fasst die 64-jährige kurz zusammen. Ihr behandelnder Handchirurg am Krankenhaus Gütersloh unterstützte seine Patientin, um einen Spezialisten für die besondere OP zu finden. Er entdeckte, nach intensiver Internetrecherche, eine Veröffentlichung zur minimalinvasiven Behandlung der Nervenkompression von Dr. Hans-Georg Damert aus der Helios Bördeklinik in Neindorf/Oschersleben – und schickte die Patientin gezielt dorthin.
Das sogenannte Kiloh-Nevin-Syndrom oder auch Nervus interosseus anterior-Syndrom betrifft einen rein motorischen Nerv, der unter anderem für das Beugen des Daumens und des Zeigefingers verantwortlich ist. „Typisches Zeichen: Patientinnen und Patienten können kein „O“-Zeichen mehr mit Daumen und Zeigefinger formen – das sogenannte Circle Sign“, erklärt der Handchirurg.
Alltagstätigkeiten wie das Greifen mit Daumen und Zeigefinger, das Öffnen einer Flasche werden unmöglich. „Versuchen sie einmal mit Messer und Gabel zu Essen, auf der Tastatur zu schreiben – alles wird erschwert“. Da merkt man erst einmal wie wichtig beide Hände sind.
Die Patientin aus Paderborn litt bereits seit mehreren Monaten unter den Symptomen. Da konservative Therapien wie Physiotherapie nicht anschlugen und sich der Nerv nicht spontan erholte, war eine Operation unumgänglich. Die endoskopische Methode, wie sie Dr. Damert anwendet, ist in Deutschland bislang nur wenigen spezialisierten Zentren vorbehalten.