Hildesheim, 28. August 2023 - Zum 1. Januar 2023 wurde das Gesetz für die Ausbildung der medizinisch-technischen Assistenten (MTAG) modernisiert und nach 30 Jahren reformiert. Im nun geltenden MT-Berufe-Gesetz heißen die ehemaligen Medizinisch-technischen Laboratoriumsassistenten (MTLA) jetzt Medizinische Technolog:innen für Laboratoriumsanalytik (MTL). Zudem wurde die Ausbildung um 740 Stunden praktischen Einsatz erweitert. Aufgrund der Gesetzesänderung muss jedes ausbildende Labor nun Praxisanleiter: innen vorhalten, die die Auszubildenden während ihrer praktischen Einsätze begleiten und anleiten. Aus dem Labor des Helios Klinikum Hildesheim hat mit Denise Freitag jetzt die erste Mitarbeiterin die Fortbildung zur Praxisanleiterin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) absolviert. Ihre Kollegin Sandra Plöger hat sich zur POCT-Koordinatorin (Point Of Care Testing/patientennahe Sofortdiagnostik) fortbilden lassen und koordiniert nun die Sofortmessungen für das gesamte Klinikum. Durch die gezielten Qualifizierungsmaßnahmen sowie die Ausbildung von Nachwuchskräften wirkt das Labor dem fortschreitenden Fachkräftemangel entgegen und sichert weiterhin die bestmögliche Versorgung der Patient:innen.
„Überall herrscht Fachkräftemangel, der macht leider auch vor Krankenhauslaboren keinen Halt“, sagt Corina Schmidt, Leiterin des Labors am Helios Klinikum Hildesheim. „Deshalb muss man kreativ sein und über den Tellerrand hinausschauen, was in der Zukunft wichtig sein könnte“, fährt sie fort. Umso glücklicher ist sie darüber, dass ihre Kolleginnen diesen Einsatz zeigen und sich fortbilden. Denise Freitag hat den erst zum zweiten Mal angebotenen Praxisanleiterkurs an der MHH erfolgreich absolviert. „300 Stunden Kurs mit pädagogischem Schwerpunkt, zumeist an den Wochenenden, über einen Zeitraum von rund einem Jahr. Das war schon eine Herausforderung. Aber es hat sich wirklich gelohnt“, berichtet sie. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Kurs ist eine abgeschlossene Ausbildung zur MTL, sowie mindestens ein Jahr Berufserfahrung. „Durch das neue MT-Berufe-Gesetz liegt der Schwerpunkt der MTL-Ausbildung viel stärker im praktischen Bereich. Auch die Abschlussprüfungen finden nun nicht mehr in den Schulen, sondern direkt in den Laboren statt“, erzählt sie. Als Kooperationspartner der Schulen müssen die Labore nun zwingend Praxisanleiter vorhalten, sonst dürfen sie nicht ausbilden. Die Auszubildenden werden 15 Prozent ihrer Zeit durch Praxisanleiter betreut. Sie helfen ihnen beim Ankommen in der Abteilung, führen Feedbackgespräche während der Ausbildung, schreiben Ausbildungspläne und bewerten den Leistungsstand. Diese Bewertung fließt prozentual in die Note ein. Denise Freitag hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit ein neues Tool zur Bewertung von Sozial,- Personal- und Fachkompetenz der Auszubildenden entwickelt. Es wird für zukünftige Benotungen im Helios Klinikum Hildesheim angewandt werden.
Mit POCT zu den richtigen Therapiemaßnahmen
„Zu POCT zählen Testungen wie Blutzuckermessungen oder Blutgasanalysen direkt am Patienten“, erklärt Sandra Plöger. Sie hat sich über zwei Jahre am Deutschen Institut zur Weiterbildung für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin e.V. (DIW-MTA) zur POCT-Koordinatorin weitergebildet. „Aus den Messungen werden immer direkt Therapiemaßnahmen abgeleitet. Wobei keine Maßnahme auch eine Maßnahme sein kann“, erläutert sie. Jede Station im Helios Klinikum hat einen eigenen POCT-Beauftragten inkl. Stellvertretung. Diese Personen sind ihre Ansprechpartner:innen: „Ich bin die Mittelsfrau zwischen Medizintechnik, Stationen, Labor und IT. Ich schule die Kolleg:innen an neuen Geräten, koordiniere Termine für Herstellerfirmen zur Einweisung und unterrichte Schüler:innen in unserem Bildungszentrum zum richtigen Umgang mit Blutzuckermessgeräten“, beschreibt sie ihre Aufgabengebiete. Ein Schwerpunkt der Weiterbildung ist das Qualitätsmanagement. Im Zuge dessen hat Frau Plöger in Zusammenarbeit mit der Helios Zentrale ein e-Learning-Konzept für die jährlichen Pflichtunterweisungen zu Blutzuckermessungen erstellt. Da POCT einen immer höheren Stellwert einnimmt, haben auch schon externe Anbieter angefragt, ob sie sich vorstellen könne, dort zu unterrichten.
Die Aufgaben eines POCT-Koordinators zur Qualitätssicherung unterliegen der Richtlinie der Bundesärztekammer. Daher sind Fort- und Weiterbildungen zukunftsweisend. „Wir wissen ja, wie schnell aus einer Empfehlung zur Ausbildung eine Pflicht werden kann“, sagt Corina Schmidt. Überhaupt wird im Hildesheimer Labor viel Wert auf die qualifizierte Ausbildung von Nachwuchskräften gelegt. „Es ist nicht selbstverständlich, so gut ausgebildete Kolleginnen zu haben, die auch bereit sind, diese Zusatzaufgaben zu übernehmen“, betont sie. Ab September erwarten sie und ihr 20-köpfiges Team acht neue Auszubildende. Der ein oder andere zukünftige Anleiter oder Koordinator wird bestimmt dabei sein.
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Medizinische Technolog:innen für Laboratoriumsanalytik (MTL)
MTL sind weit mehr als Assistenten in einem Labor und arbeiten zumeist eigenständig. Sie führen mit Hilfe verschiedener Verfahren und Techniken hochqualifizierte labordiagnostische Untersuchungen durch. Gegenstand der Untersuchungen ist das von den Ärzt:innen entnommene Material. Die Arbeit der MTL ist somit ein wichtiger Baustein für eine gesicherte ärztliche Diagnose. Wichtige Fachbereiche, in denen sich die MTL bewegen, sind Molekularbiologie, Hämatologie, Hämostaseologie, Immunhämatologie, Histologie/Zytologie, Klinische Chemie und Mikrobiologie. Die Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst Theorie und Praxis.
Helios ist Europas führender privater Gesundheitsdienstleister mit insgesamt rund 126.000 Mitarbeitenden. Zum Unternehmen gehören unter dem Dach der Holding Helios Health die Helios Gruppe in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika und die Eugin-Gruppe mit einem globalen Netzwerk von Reproduktionskliniken. Mehr als 24 Millionen Menschen entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2022 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von rund 11,7 Milliarden Euro.
In Deutschland verfügt Helios über 87 Kliniken, rund 240 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit etwa 600 kassenärztlichen Sitzen, sechs Präventionszentren und 21 arbeitsmedizinische Zentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,5 Millionen Menschen behandelt, davon 4,4 Millionen ambulant. Helios beschäftigt in Deutschland mehr als 76.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von rund 7,0 Milliarden Euro. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.
Quirónsalud betreibt 58 Kliniken, davon acht in Lateinamerika, über 100 ambulante Gesundheitszentren sowie rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 18,9 Millionen Patient:innen behandelt, davon 17,8 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt mehr als 47.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro.
Das Netzwerk der Eugin-Gruppe umfasst 44 Kliniken und 37 weitere Standorte in zehn Ländern auf drei Kontinenten. Mit rund 1.800 Beschäftigten bietet das Unternehmen ein breites Spektrum modernster Dienstleistungen auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin an und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 250 Millionen Euro.
Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius.