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„In gemischten Teams herrscht oft die beste Stimmung“ - Interview zum Weltfrauentag 2025

Alexandra Peters (53) ist pflegerische Bereichsleitung der Kardiologie am Duisburger Helios Standort St. Anna und seit über 30 Jahren am Patientenbett. Sie würde die Krankenpflege gerne aus der unterschätzten „Kümmer“-Ecke holen und hofft, dass sich zukünftig auch mehr Männer für den Beruf begeistern.

07. März 2025

Warum haben Sie sich für die Pflege entschieden?
Ich wusste schon als Kind, dass ich diesen Beruf ergreifen will. Wir haben uns damals in der Familie intensiv um meine Großmutter gekümmert, die schwer krank war und für mich war klar, dass ich das auch später beruflich machen möchte. Verschiedene kleine Arbeitseinsätze in Krankenhäusern bestärkten meine Pläne und die Begeisterung für die Pflege ist bis heute – mehr als 30 Jahre später – geblieben.

 

Was genau macht diese Begeisterung aus?
Die meisten Menschen wissen nicht, wie vielseitig und hochkomplex die moderne Pflege eigentlich ist. Unser Beruf bietet so viel mehr als sich „nur“ um kranke Menschen zu kümmern und Bettpfannen auszuleeren. Man hat viel Verantwortung und kann sich umfassend weiterbilden, ob in der Intensivpflege, im Wundmanagement oder in der Versorgung von Tumorpatienten, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Natürlich ist die Basis weiterhin, dass man für erkrankte Menschen da sein möchte, aber es ist gleichzeitig auch technisch und intellektuell höchst anspruchsvoll.

 

Über 80 Prozent der Pflegekräfte in den Krankenhäusern sind immer noch weiblich. Woran liegt das?
Ich glaube, das hängt sehr mit dem gerade erwähnten Klischee des Kümmer-Berufes zusammen. Es wird angenommen, dass das eine typisch weibliche Eigenschaft sei, aber ich sehe ja an unseren männlichen Kollegen, dass es für sie genauso erfüllend sein kann. Und ihre Anzahl steigt seit Jahren an. Langsam, aber kontinuierlich. Interessant ist allerdings, dass die männlichen Pflegekräfte eher in den trubeligen und körperlich herausfordernden Abteilungen wie in der Notaufnahme oder im operativen Bereich zu finden sind. Ein Beispiel: Die Männerquote in unserem pflegerischen Team des Herzkatheterlabors liegt bei 80 Prozent, auf der kardiologischen Station dagegen bei nur etwas über 12 Prozent.

 

Würden Sie sich mehr Männer als Kollegen wünschen?
(schmunzelt) Ich würde mir wünschen, dass sich grundsätzlich mehr Menschen für den Pflegeberuf entscheiden. Und gerne auch mehr Männer. Denn wenn wir dem Fachkräftemangel etwas entgegensetzen wollen, müssen wir so viele Menschen wie möglich für diesen wichtigen Job gewinnen. 

 

Hat das Geschlechterverhältnis Einfluss auf die Stimmung im Team?
Aus meiner Erfahrung heraus: Ja. Denn meist ist die Stimmung entspannter, wenn es gemischte Teams sind. Es ist zwar auch immer die Frage, welche individuellen Charaktere eine Abteilung hat, aber es bringt eine besondere Art von Ruhe hinein, wenn es sowohl Frauen als auch Männer im Team gibt.

 

Das Klischee des männlichen Arztes und der weiblichen Pflegekraft hält sich ja leider hartnäckig. Wie erleben Sie das im Alltag?
Bei uns intern hat sich da in den letzten Jahren sehr viel getan, zum einen, weil die Hierarchien stark abgeflacht sind. Früher war es undenkbar einen Oberarzt oder eine Oberärztin zu duzen. Heute agieren wir alle als Team und die Meinung und Kompetenz der Pflege hat viel mehr Gewicht bekommen. Zum anderen gibt es heute viel mehr Ärztinnen als früher und sie bringen den Wandel glücklicherweise automatisch mit.

 

Alexandra Peters im Gespräch