Schon als Kind wusste Nadine: Ich möchte Krankenschwester werden. Gesagt, getan – heute arbeitet sie im Helios Klinikum Berlin-Buch auf der Intensivstation, ist zusätzlich Praxisanleiterin und führt als Notfalltrainierin Reanimationskurse für und mit ihren Kolleginnen und Kollegen durch. Als sie 2011 nach einer beruflichen Zwischenstation nach Buch zurückkehrte, fühlte sich der Job an alter Wirkungsstätte wie “nach Hause kommen” an. Und zu Hause ist es ja bekanntlich am schönsten, richtig?
Nadine, stell Dich gerne kurz vor.
Ich bin Nadine, 46 Jahre alt und Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin. Zusätzlich bin ich Praxisanleiterin und Notfalltrainerin hier im Helios Klinikum Berlin-Buch.
Wie bist Du zu Deinem Beruf gekommen?
Es gibt schöne Bilder im Kindergarten- und Schulalter von mir, da habe ich schon den Sani-Kasten getragen. Eigentlich war es schon immer mein Berufswunsch, Krankenschwester zu werden. Ich hatte gar keinen anderen. Obwohl niemand in meiner Familie in der Pflege tätig war. Mein Sohn macht jetzt eine Ausbildung bei der Berliner Feuerwehr, aber ansonsten hatte ich keinen familiären Bezug zu dem Beruf.
Wie verlief Dein bisheriger beruflicher Werdegang?
Ich habe 1994 im Klinikum Berlin-Buch meine Ausbildung gestartet und sie 1997 auf der neuro-chirurgischen Intensivstation im Examen abgeschlossen. Im Rahmen der Umstrukturierung bin ich dann in ein kleineres Krankenhaus am Rande von Brandenburg gegangen und habe dort meine ersten Erfahrungen in der Intensivmedizin und im Schockraum gesammelt. 2011 durfte ich dann wieder nach Hause kommen und seitdem bin ich hier in Buch. Und das rein auf der Intensivstation – ich kenne gar keine anderen Stationen, also nur von der Ausbildung her. 2005 habe ich dann die Ausbildung zur Praxisanleitung gemacht. Die Weiterbildung zur Notfalltrainerin kam 2019 dazu und die Ausbildung zur Fachschwester für die Intensivstation habe ich 2020 drangehangen. Ich bin mittlerweile auch für die gesamten Reanimationskurse im Haus zuständig. Die Kurse bieten wir 1 x die Woche für Schwestern, Pfleger, Praktikanten, Ärztinnen und Ärzte an, je nachdem, wer Bedarf hat. Wir haben einen schönen Skillraum und spielen dort die Notfallsituationen durch. Das machen wir auch ab und an auf den Stationen. Wir haben nämlich recht großen Andrang.
Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Ich arbeite in drei Schichten, der Früh-, Spät und Nachtschicht. In erster Linie bin ich für die Pflege und Versorgung der schwerstkranken Patientinnen und Patienten verantwortlich - je nachdem, was situationsbedingt anfällt. Wir sind ja ein relativ großer Komplex und arbeiten interdisziplinär. Meine Aufgaben variieren also auch immer ein wenig.
Was ist der Unterschied zwischen der Versorgung auf der Intensivstation und anderen Stationen?
Letztendlich ist die Intensivstation wesentlich komplexer. Die Patientinnen oder Patienten befinden sich in einer Ausnahmesituation - teilweise sind sie ja wirklich komatös oder ins Koma gelegt worden. Die Angehörigen sind ganz empfindlich, weil sie ihre Liebsten erleben, wie sie an Maschinen hängen. Es gibt auch selten direkte Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten, weil sie ja komatös sind, dafür aber umso mehr Austausch mit den Angehörigen, die ja auch jederzeit Besuchszeit haben und über Nacht bleiben dürfen.
Wie kommst Du mit dieser Ausnahmesituation zurecht?
Es gibt natürlich immer wieder Schicksale, die mich mehr bewegen. Es gibt hier aber ein speziell geschultes Team, unter anderem unsere Leitung, das natürlich zu Interventionsgesprächen kommt oder uns diese zumindest anbietet. Ich persönlich habe mir ein Schutzschild aufgebaut: Nach dem Feierabend geht die Tür zu und ich denke nicht mehr drüber nach. Ich behalte auch selten die Namen der Patientinnen und Patienten, einfach zum Selbstschutz. Für mich sind es eher die Krankheiten, die ich mir einpräge.
Was begeistert Dich an Deinem Job?
Es ist natürlich eine Herausforderung. Ich mache es mal an einem Fallbeispiel deutlich: Wir hatten vor drei Jahren einen 29-jährigen Patienten bei uns, der einfach umgekippt ist mit seinem 2-jährigen Kind in Begleitung und unter Reanimationsmaßnahmen zu uns kam. Wir dachten schon, dass wir ihn nicht mehr zurück ins Leben holen können. Er hat es dann aber doch geschafft. Seitdem kommt er jedes Jahr an Weihnachten vorbei und bringt uns ein kleines Geschenk mit. Das sind Erlebnisse, an denen wir uns festhalten, und das macht meinen Beruf aus. Wir werden nicht alle durchkriegen, aber genau für so etwas lohnt sich alle Mühe.
Welchen Herausforderungen muss man sich auf der Intensivstation stellen?
Man sollte sich schon bewusst darüber sein, dass wir Patientinnen und Patienten im Ausnahmezustand betreuen – es handelt sich also, wie gesagt, um komplexe Situationen. Das lernt man, aber die Erfahrung muss man auch erst sammeln, um dann wirklich sagen zu können: Das ist der Intensivbereich und das ist normale Pflege. Das Bewusstsein dafür entwickelt sich aber mit der Zeit.
Was macht Dir am meisten Spaß – oder gibt es Aufgaben, die Du nicht so gerne übernimmst?
Letztendlich macht mir mein Beruf allgemein Spaß. Das Klinikum ist mein zweites Zuhause, einfach, weil ich hier auch groß geworden bin. Ich habe natürlich einen Vorteil durch die Notfallkurse, da bekomme ich sehr viel Feedback und wir kommen in den Kommunikationsaustausch mit anderen Stationen. Ich mache meine Arbeit aber einfach gerne. Ich bin auch eher ein offener Mensch. Die älteren Damen wollen mich immer mit ihren Enkeln verkuppeln. Ich komme gerne zur Arbeit, bin gerne mit Menschen im Austausch, auch auf zwischenmenschlicher Ebene. Und was ich nicht so gerne mache? Den Frühdienst – das frühe Aufstehen ist nicht so mein Ding.
Welche Eigenschaften benötigt man für Deinen Beruf?
Sicherlich muss man flexibel sein, weil hier jeden Tag neue Situationen warten, die man stemmen muss. Eine schnelle Auffassungsgabe, schnelles Reaktionsvermögen, Empathie und Offenheit sind auch hilfreich.
Was möchtest Du alle jenen mitteilen, die sich eventuell für einen Pflegejob auf der Intensivstation interessieren?
Ich finde das Motto ganz gut: Einer alleine ist stark, zusammen sind wir unschlagbar. Man hat es gerade in den letzten Jahren während der Corona-Pandemie gemerkt und es ist immer wieder faszinierend, wie Menschen zusammenhalten können. Ich kann nur allen Interessierten sagen: Mit Eurer Hilfe werden wir noch stärker. Von daher würde ich mich freuen, wenn viele junge Leute oder Menschen, die Interesse haben, zu uns kommen. Habt keine Angst davor, wir sind ein tolles Team, wir können aber mit Euch noch besser werden. Und ich kann wirklich aus eigener Erfahrung sagen: Man kann hier jegliche Weiterbildungsangebote wahrnehmen, wenn man möchte. Es lohnt sich also.