Die untere, mittlere und obere Nasenmuschel, ausgehend von der seitlichen Nasenwand, stellen Schwellkörper zur Vergrößerung der Nasenschleimhautoberfläche dar. Die untere Nasenmuschel ist für die respiratorische Funktion der Nase zuständig (Anwärmung, Anfeuchtung und Reinigung der Atemluft). Die Nasenmuscheln durchlaufen einen Zyklus. Das heißt, die Nasenmuscheln einer Seite schwellen in regelmäßigen mehrstündigen Abständen an und ab. Wenn sie dauerhaft stark angeschwollen bleiben, dann behindern sie die Nasenatmung. Die mittlere Nasenmuschel ist Teil des so genannten Infundibulum, welches den Eingang zu den Nasennebenhöhlen darstellt. Die obere Nasenmuschel trägt einen Teil der Riechzellen. Bei ständig vergrößerten Nasenmuscheln können verschiedene Verfahren zur Verkleinerung zur verbesserten Nasenatmung durchgeführt werden.
In unserer Klinik verwenden wird schonende Verfahren wie die Elektromuschelkaustik und die Radiofrequenztherapie (CELON-Therapie). Letztere wird jedoch von verschiedenen Kassen nicht getragen, so dass bei Wunsch dieser Behandlungsmethode eine Zuzahlung erhoben wird. In seltenen Fällen wird eine schmale Kappung der unteren Nasenmuscheln (Conchotomie) notwendig.
Nicht nur verbogene Nasenscheidewände oder vergrößerte untere Nasenmuscheln können zu einer Nasenatmungsbehinderung führen. Auch Krankheiten der Nasenflügel wie zu schwache Nasenflügelknorpel (Nasenflügelinsuffizienzen) oder Engstellen im Bereich der inneren Nasenklappen, der engsten Stelle der inneren Nase, können z.B. ein Ansaugen der Nasenflügel schon beim leichten Einatmen zur Folge haben.
Hier kommen bei uns verschiedene Verfahren der Nasenflügelchirurgie zum Einsatz wie z.B. eine Verstärkung der zu schwachen Nasenflügel durch Aufnähen von körpereigenem Knorpel aus der Nasenscheidewand oder der Ohrmuschel (Alar batten graft) oder z.B. Aufweiten der Engstellen und Stabilisierung durch Einbringen einer dünnen Titanspange (Breathe-Implant nach áWengen).
Bei stark verformter äußerer Nase wie Schiefnase oder Höcker-/Spannungsnase müssen für eine Optimierung der Nasenatmung diese funktionell korrigiert werden. Weitere Ausführungen hierzu siehe unter funktionelle Septorhinoplastik/HNO-plastische und ästhetische Chirurgie.
Die Nasennebenhöhlen (NNH) sind mit Schleimhaut ausgekleidete, luftgefüllte Nebenräume der Nasenhaupthöhle. Dazu gehören die Stirnhöhlen, die Siebbeinzellsysteme, die Kieferhöhlen und die Keilbeinhöhle. Die Wände der Augenhöhle und die Schädelbasis sind Grenzen der Nasennebenhöhlen. Die Drainage von Sekret und der Luftaustausch der Nasennebenhöhlen erfolgt über enge Zugänge, den Ostien, in die Nasenhaupthöhle und von dort in den Rachen.
Die Funktion der Nasennebenhöhlen ist bisher nicht geklärt, es werden jedoch unterschiedliche Ansätze diskutiert (z.B. Reduktion des Kopfgewichtes, Resonanzraum für die Stimme, Schutzwirkung bei Unfällen, respiratorische Funktionen, Schleim zur Befeuchtung der Riechschleimhaut abgeben). Wichtig ist eine gute Belüftung dieser Höhlen, andernfalls entwickeln sich akute oder chronische Entzündungen.
Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis) und Nasenpolypen:
Polypen sind glasige, traubenförmige Wucherungen von Schleimhaut der Nasennebenhöhlen (NNH) und der Nase. Sie treten in der Regel bei chronischer Nebenhöhlenentzündung auf, die allergischer oder chronisch- entzündlicher Ursache sein können. Die chronische Sinusitis führt vor allem zu verstopfter Nase, Nasenatmungsbehinderung, Nasenlaufen, Kopfschmerzen und Geruchsstörung. Cortisonhaltige Nasensprays oder eine kurzfristige Cortisontherapie mit Tabletten helfen einigen Patienten. Kommt es jedoch nicht zur Abheilung, ist letztlich ein operativer Eingriff nicht vermeidbar.
Nach der endoskopischen Nasenuntersuchung vom HNO-Arzt, bei der Polypen, die in die Nasenhaupthöhle wachsen, sichtbar sind, muss eine Bildgebung der Nasennebenhöhlen mittels einer Computertomographie (bei Kindern Magnetresonanztomographie) erfolgen. Nur hierdurch kann das Ausmaß der chronischen Sinusitis sichtbar gemacht werden, Hinweise auf Engstellen der Zugänge zu den NNH und anatomische individuelle Besonderheiten aufgezeigt werden. Vor jeder Operation der NNH ist eine CT obligatorisch.
Bei der endoskopischen Nasennebenhöhlenoperation werden, je nach Ausmaß und Art der krankhaften Befunde, die Engstellen gezielt funktionell erweitert, Polypen entfernt und gesunde Schleimhaut weitgehend erhalten. Die Operation (FESS – Functional endoscopic sinus surgery – Funktionelle endoskopische NNH- Operation) erfolgt in Narkose. Der Eingriff wird bis auf wenige, seltene Ausnahmefälle, durch die Nasenlöcher ohne äußere sichtbare Narben in video-endoskopischer Kontrolle vorgenommen. Mit leistungsfähigen Endoskopen und mikrochirurgischen Instrumenten werden alle pathologischen Veränderungen beseitigt. Spezialinstrumente, z.B. Navigation, Shaver oder Bohrer, werden individuell ergänzend eingesetzt.
Bei wiederholt notwendigen Eingriffen können langwirksame Cortisondosen über einen beschichteten Stent direkt vor Ort in das Nasennebenhöhlensystem eingebracht werden. Der Stent muss nicht entfernt werden, sondern löst sich über einen längeren Zeitraum hinweg auf.
Eine postoperative Nachsorge mit Nasenpflegen durch Spülungen mit Kochsalzlösungen oder z.B. Emser Salz, öligen Nasensprays zur Anfeuchtung sind für eine komplikationslose Abheilung essentiell. Diese wird durch uns 2-3 Tage lang stationär erfolgen. Die anschließende Kontrolle erfolgt durch Ihren HNO-Arzt. In ausgeprägten Fällen kann auch eine erneute cortisonhaltige Nasenspray-Anwendung notwendig sein, um einer erneuten Polypenbildung entgegen zu wirken. Die vollständige Abheilung nach diesem Eingriff erfolgt ca. in 2-3 Monaten. In den ersten drei Wochen nach dem Eingriff sollten Sie sich körperlich schonen, um eine Nachblutung zu vermeiden.
Neben der kompletten NNH-Chirurgie weisen wir ebenso Erfahrungen in der Therapie von Schädelbasisdefekten (Duradefekte) mit Hirnwasserfluss, der endonasalen endoskopischen Tumorchirurgie, Orbitachirurgie, neurochirurgischer Zugangsweg durch die Keilbeinhöhle zur Hypophyse im Schädelinneren sowie der Tränenwegschirurgie auf.
(AERD, Samter Trias, Morbus Widal)
Sollte der Verdacht auf eine Aspirinintoleranz (AERD= aspirin exacerbated respiratory disease, Samter Trias, Morbus Widal) bestehen, wird Ihnen empfohlen, sich ca. 6 Wochen nach stattgehabter NNH-Operation, einer stationären oralen ASS – Provokation mit folgender adaptiver Desaktivierung zu unterziehen. Die Aspirinintoleranz/AERD äußert sich klassisch mit 3 Symptomen: beginnend mit ausgeprägter und häufig wiederkehrender Polypenbildung der NNH, ein ca. 2 Jahre später hinzukommendes Asthma bronchiale und 2 Jahre später einer Unverträglichkeit von Aspirin, Ibuprofen u.a. nichtsteroidalen Antiphlogistika.
Durch die adaptive Desaktivierung mit Aspirin können die häufige Wiederkehr der Nasenpolypen mit Riechminderung und Nasenatmungsbehinderung, die asthmatischen Beschwerden und die Notwendigkeit der Einnahme von Cortison deutlich reduziert werden.
Die Testung und Einstellung der Therapie beansprucht wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks einen stationären Aufenthalt von 3 Tagen. Hierbei wird unter Beobachtung Ihrer Symptome und regelmäßiger Prüfung ihrer Lungenfunktion Aspirin über ihre Mundschleimhaut in niedriger Dosis appliziert, schrittweise erhöht und in einer Enddosierung von 100 mg pro Tag eingestellt.
Sollte die regelmäßige ASS-Einnahme > 48 h unterbrochen werden, ist eine erneute stationäre Desaktivierung wegen der erneuten Gefahr des anaphylaktischen Schocks notwendig. Cortisonhaltiges Nasenspray, Nasenspülungen sollten Sie als Basistherapie zeitlich unbegrenzt fortführen. Nach einem Jahr wird der Therapieerfolg bei Ihrem HNO-Arzt geprüft. Bei Erfolg wird die ASS-Einnahme fortgesetzt, bei Beschwerden wird zusätzlich ein Leukotrienrezeptorantagonist: Montelukast (Singulair®) verordnet.
Kommt es bei schwerer chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen trotz regelmäßiger Therapie mit cortisonhaltigem Nasenspray, Nasenduschen, mehrfacher systemischer Cortisontherapie (Tabletten) und mehrfachen Nasennebenhöhlen-Eingriffen immer wieder zur Polypenbildung mit Riechminderung und Druckgefühl über den Nasennebenhöhlen ist ggf. eine Antikörpertherapie als eine Add-on-Therapie mit z. B. Dupixent (Dupilumab) indiziert. Dies wird alle 2 Wochen unter die Haut injiziert.
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