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Umfassende Versorgung der Aorta durch zweizeitiges Verfahren

Erkrankungen der Hauptschlagader (Aorta) sind potentiell lebensbedrohlich. Dabei gehören Einrisse (Dissektionen) in der Gefäßwand mitunter zu den häufigsten und gleichzeitig gefährlichsten Erkrankungen der Aorta – Patient:innen mit Aortendissektionen erreichen meist als Notfälle das Helios Klinikum Siegburg. Durch den Zusammenschluss mehrerer Fachbereiche im Aortenzentrum Rhein-Sieg kann inzwischen nicht nur die akute Dissektion behoben, sondern in einem zweizeitigen Verfahren die komplette Aorta stabilisiert werden. 

13.06.2025 Lesedauer: - Min.

Bereits im Juli 2024 wurde über die Spezialisierung im Aortenzentrum Rhein-Sieg berichtet. Damals hatte Dr. Josepha Köhne (Oberärztin Herzchirurgie) einer Patientin durch das Einsetzen einer speziellen Gefäßprothese (Stent) das Leben gerettet. Die Patientin war als Notfall mit einer Aortendissektion eingeliefert worden. Der Eingriff erfolgte minimalinvasiv – bis dato ein Novum. 

„Bei einer Aortendissektion zerschichtet sich die Wand der Hauptschlagader, sodass nicht mehr genug sauerstoffhaltiges Blut in Kopf und Körper gepumpt werden kann. Die Organe werden unterversorgt, wobei gerade die Unterversorgung des Gehirns kritisch ist. Symptome einer Aortendissektion können akute Brustschmerzen oder Schlaganfallsymptome sein, wie z. B. ein eingetrübtes Sehvermögen. Bei der Schlaganfall-Diagnostik wird stets ein CT angefertigt, das meist bis hinunter zum Aortenbogen reicht. Hier ist dann die Dissektion erkennbar“, berichtet Dr. Köhne.

Zusätzlich zur Gefäßprothese, mit der Dr. Köhne die gerissenen Stelle ersetzte, implantierte sie einen Stent, der unbeschichtet ist, und somit die Kopfgefäße freilässt, weiterhin erhielt die Patientin in einem zweiten Eingriff durch Rolf Dammrau (Sektionsleiter Endovaskuläre Aortentherapie, Gefäßchirurgie) eine ummantelte Aorten-Prothese über die Leistengefäße. Diese stabilisiert die Hauptschlagader im Ganzen, um weiteren Einrissen vorzubeugen. Ein ähnlicher, zweizeitiger Eingriff erfolgte durch Dr. Köhne und Herrn Dammrau wenig später an einer weiteren Patientin. „Der Begriff >zweizeitig< beschreibt in der Medizin einen in zwei zeitlich voneinander getrennten Phasen stattfindenden Eingriff. Patient:innen haben zwischen den Eingriffen die Möglichkeit, sich zu erholen und zu heilen“, erklärt Dr. Köhne.

In beiden Fällen behoben Dr. Köhne und Herr Dammrau zum einen die akute Aortendissektion und setzten zum anderen die Aorten-Prothese ein, die ein Fortschreiten der Dissektion verhindert. Die Eingriffe beziehungsweise das so genannte „Stenting“ fanden unter Röntgendurchleuchtung von der Leiste aus statt – von dort aus wurden die Stents per Draht eingeführt, positioniert und entfaltet. Die Implantate verwachsen mit dem körpereigenen Gewebe und müssen zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr ersetzt werden.

„Durch die Spezialisierung im Aortenzentrum Rhein-Sieg profitieren Patientinnen und Patienten von der Expertise mehrerer Fachbereiche: Kardiologie, Gefäßchirurgie, Herzchirurgie und Radiologie. Diese Bündelung fachübergreifender Kompetenzen ermöglicht es uns, unseren Patient:innen die komplette Versorgung der Hauptschlagader anzubieten. Sie müssen nicht nach zwei verschiedenen Behandlungsorten suchen, sondern sind bei uns durch das gemeinsame Patientenmanagement von der Aufnahme bis zur Entlassung angebunden. Hinzu kommt, dass die Eingriffe finden semi-interventionell stattfinden. Das ist für die Patient:innen eine enorme Erleichterung im Vergleich zu herkömmlichen Operationsverfahren. Wir reduzieren die Belastung für den Körper während der Operation und begünstigen den Heilungsprozess danach deutlich“, so Dr. Köhne.