Als Christopher an einem Samstagabend plötzlich über Kurzatmigkeit und Unwohlsein klagte, reagierte seine Mutter Gabriele sofort und fuhr mit dem 27-Jährigen in die Notaufnahme des Helios Klinikums Siegburg. Dachte man zunächst an eine harmlose Erkrankung, stellte sich bei weitergehenden Untersuchungen heraus, dass Christopher an einer erhöhten Wasseransammlung im Bauchraum litt. Die Ursache: Sein Herz wies lediglich noch eine Pumpleistung von 1,2 Litern auf und ein beginnendes Organversagen war bereits zu beobachten. Zum Vergleich: Das gesunde Herz eines erwachsenen Menschen pumpt in Ruhe etwa 5 bis 6 Liter pro Minute. Bei einer körperlichen Belastung steigt dieses Herzminutenvolumen auf 20 bis 25 Liter.
Das bedeutet, dass Christophers Herz zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Pumpleistung von rund 20 Prozent aufwies. Für Mutter Gabriele eine Schockdiagnose. Ihr Sohn litt bereits seit seinem 3. Lebensjahr in Folge einer Stoffwechselstörung an einer geistigen Retardierung. Doch Herzbeschwerden kannte ihr Sohn nicht. Im Klinikum Siegburg reagierte man schnell. In einer Not-Operation wurde die Implantation eines sogenannten LVADs (Linksventrikuläres Unterstützungssystem) komplikationslos durchgeführt. Dies sind künstliche Herzunterstützungssysteme, die bei schwerer Pumpleistungsstörung des linken Herzens dessen Funktion ersetzen. Das Besondere daran: Der Eingriff erfolgte minimalinvasiv. „Die Kunstherzimplantation ist eine lebensrettende Maßnahme die mittlerweile gut etabliert ist. Um jedoch diese Operation minimalinvasiv durchzuführen, also mit kleinen Schnitten, bedarf es großer Erfahrung im Team“, erklärt der behandelnde Arzt Prof. Dr. Aron-Frederik Popov. „Durch die minimalinvasive Operation ist die postoperative Komplikationsrate deutlich geringer und die Erholungszeit des Patienten verkürzt - ganz zu schweigen vom kosmetischen Aspekt,“ so Popov weiter.
Der Eingriff war riskant, aber gleichzeitig auch unvermeidbar, das wusste Christophers Familie sehr genau. Seine Mutter erinnert sich an die Stunden vor dem Eingriff. „Wir hatten unglaubliche Angst um Chris,“ sagt sie und erinnert sich, wie schwer es ihr gefallen sei, noch kurzfristig eine Patientenverfügung zu formulieren. Das Vertrauen in die Siegburger Herzspezialisten und Prof. Dr. Popov gab ihr aber die entscheidende Ruhe und Zuversicht für den schwierigen Eingriff. „Unser Sohn ist stark, und wir wussten, dass er das schafft. Er war bei Prof. Popov in den besten Händen“, so die Mutter von Chris. Nach nur zweieinhalb Stunden war die Operation überstanden und Christopher wurde auf der Intensivstation betreut.
„‘Was macht Chris?‘ war wohl ab diesem Moment eine der meist gestellten Fragen auf der Station“, schmunzelt seine Mutter heute. Schwestern und Pfleger hätten sich nach der Operation immer nach ihrem Sohn und seinem Wohlergehen erkundigt und kleine Erfolge waren täglich sichtbar. Sie erinnert sich besonders an einen Moment auf der Intensivstation: „Chris konnte zum ersten Mal alleine mit seinem Rollator den Stationsstützpunkt umrunden. Die Pflegekräfte standen dort und haben ihn angefeuert, das war unglaublich bewegend“, erinnert sie sich. Nach knapp 2 Wochen durfte Christopher dann endlich nach Hause zu seiner Familie. Immer mit dabei: eine kleine Tasche, die die Stromversorgung des Herzunterstützungssystems sicherstellt, denn dieses funktioniert nur über externe Energiezufuhr.
Die Funktion der linken Herzkammer wurde von einer mechanischen Pumpe an der Herzspitze übernommen. Die Pumpe saugt das Blut aus der linken Herzkammer und führt es über eine Gefäßprothese in die Hauptschlagader. Die linke Herzkammer wird umgangen und die Durchblutung aufrechterhalten. Die Stromversorgung wird über ein Kabel gewährleistet, das aus dem Bauch austritt und die Pumpe mit dem Steuergerät und der Batterie verbindet. Beides trägt Christopher nun in einer Tasche immer bei sich. Alle 4-6 Wochen kommt er zur Kontrolle in das Siegburger Herzzentrum.
Für das Team der Herzspezialisten aus dem Helios Klinikum Siegburg findet seine Mutter nur dankbare Worte. „Die Ärzte haben meinem Sohn das Leben gerettet, dafür kann ich ihnen gar nicht genug danken.“ Chris wird jetzt für eine Herztransplantation vorbereitet und wartet auf ein Spenderherz, während er wieder ein „fast“ normales Leben führt.
Prof. Dr. Aron-Frederik Popov, der den schwierigen Eingriff durchgeführt hat, freut sich über die Fortschritte seines Patienten: “Wir als Team freuen uns sehr, dass es Christopher nach der komplexen Operation wieder gut geht. Die Implantation eines LVAD macht eine zukünftige Herztransplantation zwar nicht unvermeidlich, aber das LVAD übernimmt bis zu diesem Zeitpunkt die Pumpleistung und ermöglicht den Betroffenen somit ein beinahe normales Leben.“
Das Helios Klinikum in Siegburg ist eine von deutschlandweit nur 3 Kliniken, die diesen Eingriff erfolgreich minimalinvasiv durchführen. Die Siegburger Experten Prof. Dr. Mirko Doss und Prof. Dr. Aron-Frederik Popov wollen diese minimalinvasive Operation zukünftig überregional anbieten, um die zunehmende Anzahl der Patienten mit einer Herzschwäche schonend und optimal zu versorgen. In naher Zukunft wird ebenfalls ein interdisziplinäres und überregionales Herzinsuffizienz-Zentrum mit allen Experten aus dem Klinikum Siegburg gegründet.
Weitere Informationen zum Siegburger Herzzentrum finden Sie hier: Mein Herzzentrum | Helios Herzzentrum Siegburg (helios-gesundheit.de)
Foto: Der 27jährige Christopher mit seiner Mutter nach der erfolgreich durchgeführten, minimalinvasiven Kunstherzimplantation im Siegburger Helios Klinikum. (Helios)