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Erfahrungsbericht Unfallchirurgie

Rohan, der Junge aus Afghanistan

Als sich Rohan (Name geändert) aus einer afghanischen Provinz nahe Kabul im Frühjahr eine Verletzung am Oberschenkel zuzog, hätte der 11-Jährige sicherlich nicht gedacht, dass ihn dies wenige Wochen später beinahe 5000 Kilometer weit weg, bis nach Deutschland, führen würde.

 

„Im Februar erhielten wir einen Anruf aus dem Friedensdorf in Oberhausen, mit dem wir schon viele Jahre kooperieren“, erinnert sich Dr. Dennis Vogel, Chefarzt für spezielle orthopädische Chirurgie, Endoprothetik und Fußchirurgie am Helios Klinikum Siegburg. „Man sagte uns, dass sie einen 11jährigen Jungen betreuen, der dringend eine hochqualifizierte medizinische Versorgung wegen einer Knocheninfektion bei gebrochenem Oberschenkel mit einer offenen Wunde benötigte“, so Dr. Vogel. Die Chirurgen des Klinikums zögerten keine Sekunde und sagten zu, den jungen Patienten zu übernehmen.

 

Rohan erreichte das Krankenhaus in Siegburg Ende März 2022 und wurde umgehend in der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie aufgenommen. Die weitergehenden Untersuchungen zeigten ein deutliches Bild: Rohan litt unter einer Femurfraktur, einem Schaftbruch des Oberschenkelknochens. Im Verlauf hatte sich zudem eine Entzündung des Knochengewebes im betroffenen Bereich entwickelt. Der Knochen war im gebrochenen Bereich durch die Infektion mit Bakterien nahezu aufgelöst und es hatten sich zwei offene Stellen an der Haut gebildet. Als Folge dessen hatte man Rohan für mehrere Wochen einen Gips vom Becken bis an den Unterschenkel angelegt, sodass er vollständig bettlägerig war. Für den jungen Patienten eine starke emotionale Belastung unter großen Schmerzen.

 

„Da diese Verletzung bzw. Infektion in Afghanistan womöglich in einer Amputation des Beines geendet wäre, wurde der Patient über das Friedensdorf zu uns nach Deutschland überwiesen“, so Dr. Vogel. Am Tag nach der Aufnahme in der Klinik entfernten die Spezialisten den anliegenden Gips und führten die Erstoperation durch. Dabei wurde das abgestorbene entzündete Knochengewebe entfernt sowie ein Fixateur extern angelegt. Im weiteren Verlauf musste noch einmal entzündeter Knochen nachentfernt werden, so dass die Infektion vollständig beseitigt wurde. Es wurde ein Platzhalter, der lokal ein Antibiotikum freigibt, zur Überbrückung des großen Knochendefektes eingesetzt. Beim letzten Aufenthalt Ende Juni konnte dann der entfernte Teil des Knochens durch aus dem Beckenkamm entnommenes Gewebe des Jungen, sowie einer zusätzlichen Knochenspende wiederaufgebaut werden. Der Fixateur extern, eine äußere Schienung, welche das Bein sicher stabilisiert, bleibt weiter anliegend.

 

Die Prognose für Rohan ist gut. „Wenn sich das neu eingebrachte Knochengewebe in den verbliebenen Knochen integriert, kann der externe Fixateur im Verlauf abgenommen werden“, erklärt Dr. Vogel.

 

Für Rohan bedeutet das nicht nur, dass er dann wieder schmerzfrei laufen kann, sondern, dass er auch endlich wieder in seine Heimat reisen kann - zu seiner Familie in Afghanistan.

 

Rohan ist einer von mehreren jungen Patienten, die im Siegburger Klinikum in Kooperation mit dem Friedensdorf behandelt wurden. Erst im vergangenen Jahr wurde der damals 12jährige Karimullah ebenfalls wegen einer schweren Osteomyelitis am Unterschenkel, einer Infektion des Knochens und des Knochenmarkes durch Bakterien, erfolgreich behandelt.

Orthopäde mit jungem Patienten