Am 23. Januar kam das kleine Mädchen auf Grund einer Schwangerschaftserkrankung ihrer Mutter per Kaiserschnitt viel zu früh zur Welt. Mit 490 Gramm war sie kaum größer als eine Hand. Nicht verwunderlich, denn ihr errechneter Geburtstermin wäre der 1. Mai gewesen. Noch bevor das frühgeborene Kind seinen ersten Atemzug machte, stellte die Oberärztin der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dr. Friederike Senger, im Ultraschall eine lebensbedrohliche Fehlbildung fest: Eine sogenannte Zwerchfellhernie, bei der sich Organe aus dem Bauchraum in den Brustkorb verschieben. Eine Erkrankung, die das Atmen fast unmöglich macht und bei einem so winzigen Frühchen bisher als nicht operierbar galt.
„Auf Grund dieser Diagnose mussten wir den Eltern mitteilen, dass ihre Tochter nur eine sehr geringe Überlebenschance hat. Doch ich habe ihnen versichert, dass wir alles medizinisch Mögliche versuchen werden, um das winzige Frühgeborene zu retten,“ erinnert sich Dr. Kai Siedler, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Pforzheim.
Dank der hochspezialisierten Versorgung mit modernster Beatmungstechnik und besonderen Ernährungsstrategien ist es den Neugeborenenmedizinern um Chefarzt Dr. Kai Siedler und Oberärztin Alexandra Weber gelungen, die Kleine lebensrettend zu stabilisieren. In den folgenden Tagen konnten sie sogar über einen winzigen Schlauch tröpfchenweise mit der Gabe von Muttermilch beginnen.
Am 19. Lebenstag führte das interdisziplinäre Team aus Chirurgen und Kinderärzten die Operation an dem zarten Kind mit einem Gewicht von 540 Gramm durch. Mit speziellen Lupenbrillen gelang es Dr. Thomas Ringle, Chefarzt der Kinderchirurgie, Prof. Dr. Stefan Gfrörer aus dem Helios Klinikum Berlin-Buch und Oberarzt Max Böttinger-Hummel die Lücke im Zwerchfell zu schließen und die Organe wieder an ihren richtigen Platz zu bringen – bei einem Baby, dessen Organe gerade erst begonnen hatten sich zu entwickeln.
„Mit dem Eingriff, bei diesem extrem niedrigen Geburtsgewicht, haben wir Neuland betreten. Ohne die OP hätte das Kind keine Überlebenschance gehabt. Entscheidend für das Gelingen, war die perfekte Zusammenarbeit unseres erfahrenen interdisziplinären Teams aus Chirurgen, Kinderintensivmedizinern und unseren Intensivpflegekräften. Mitentscheidend war der enorme Überlebenswille mit dem uns die kleine Patientin immer wieder beeindruckt hat,“ betont Dr. Thomas Ringle, Chefarzt Kinderchirurgie am Helios Klinikum Pforzheim.
Nach dem erfolgreichen Eingriff wurde das Mädchen von den engagierten Pflegekräften der Kinderintensivstation und der IMC-Station, weiterhin intensiv betreut. Sie entwickelte sich vorbildlich: Komplikationen blieben aus, ihre Atmung stabilisierte sich, sie nahm an Gewicht zu und begann selbstständig zu trinken.
Am 3. Juni, an ihrem 130. Lebenstag, konnte die kleine Patientin mit einem Gewicht von 2.150 Gramm nach Hause entlassen werden. Sie wird weiterhin ambulant und bei zukünftig notwendigen Eingriffen in der Kinderklinik betreut.
Dr. Kai Siedler spricht von einem Meilenstein: „Dieser Fall zeigt, was moderne Medizin heute leisten kann – aber vor allem, was möglich ist wenn ein hochmotiviertes Team zusammenarbeitet. Wir sind stolz auf alle Beteiligten.“
Trotz großer Sorge waren die Eltern immer optimistisch: „Wir hatten große Angst unser Kind zu verlieren, trotzdem waren wir voller Hoffnung. Dass unsere Tochter heute lebt und sich so entwickelt, verdanken wir dem Mut und der Kompetenz der Ärzt:innen sowie dem gesamten Team der Kinderstationen. Wir sind unendlich dankbar, dass wir uns für dieses Krankenhaus entschieden haben.“
Dieser Erfolg unterstreicht die Rolle der Kinderklinik am Helios Klinikum Pforzheim in der Versorgung von Hochrisiko-Frühgeborenen. Die Erfahrungen dieser Operation werden in internationalen Fachkreisen geteilt.