Internationale Berufserfahrungen sind immer häufiger Teil des beruflichen Anforderungsprofils. Daher fördert das EU-Programm Erasmus+ Auslandsaufenthalte in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Im Februar 2020 hatten die damaligen Auszubildenden zur Gesundheits- und Krankenpflegerin Emily Limp, Ülkü Kahraman und Julia Schubert die Möglichkeit, über das Programm drei Wochen in einer finnischen Senioren- und Pflegeeinrichtung im Ort Lapua zu arbeiten.
Koordiniert hatte dies Michael Wagner, der neben seiner Lehrtätigkeit an der BBS in Nienburg auch Beauftragter für europäische Austauschprogramme wie z.B. Erasmus+ ist. „Ich freue mich, auch nach diesem außergewöhnlichen Jahr einige Europässe aushändigen zu können und bedanke mich für das Engagement der jungen Frauen, ihrer Ausbildenden und dem Unternehmen. Die Teilnahme am Erasmus+-Austausch ist sicherlich ein Gewinn für die Auszubildenden, aber ohne die gute Zusammenarbeit mit den Betrieben und Ausbildungszentren wäre es nicht umzusetzen“, betont Wagner.
Für die jungen Frauen war es eine sehr aufregende Zeit. „Wir hatten die Möglichkeit, die Pflege in Deutschland und Finnland direkt miteinander zu vergleichen. Hiervon konnten wir viel für unseren Berufsalltag in der Klinik mitnehmen“, so Ülkü Kahraman. Besonders beeindruckt waren sie davon, wie modern die finnische Pflegeeinrichtung in technologischer und auch diagnostischer Hinsicht aufgestellt war. „Es gab dort CRP-Tests, mit Hilfe derer die benötigten Blutwerte innerhalb von 30 Sekunden festgestellt werden konnten“, erzählt Emily Limp. Auch seien sie mitgerissen gewesen von der offenen und immer fröhlichen Art der Finnen. „Während wir in Deutschland einen oft sehr hektischen Berufsalltag erleben, waren die finnischen Kollegen immer entspannt. Es hat einfach Spaß gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“
Doch nicht alles haben sie nur als positiv empfunden. „Manche Aspekte der Pflege werden bei uns in Deutschland etwas intensiver durchgeführt – was natürlich auch mehr Zeitaufwand für uns Pflegekräfte bedeutet. Vielleicht liegt es daran, dass wir es so gewohnt sind, doch für die Patienten finde ich das dann trotzdem viel schöner“, erklärt Ülkü Kahraman.
Neben der Arbeit hatten die drei Frauen auch die Möglichkeit, das Land kennenzulernen. Am Wochenende haben sie Ausflüge unternommen, z. B. nach Helsinki oder zum Polarkreis. Und auch das finnische Essen stieß auf positive Resonanz. „Die Ernährung war sehr gesund, es gab viel Porridge und jede Menge Lachs“, lacht Emily Limp.
Die Zeit in Finnland und die dort erworbenen beruflichen Kompetenzen im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ werden mit dem sog. Europass Mobilität dokumentiert und im Folgejahr des Aufenthalts an die Teilnehmer überreicht. „Normalerweise wird dies durch Abgeordnete aus dem Bundes- oder Landtag im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übernommen“, so Rüdiger Seifert, Leiter des Helios Bildungszentrums Nienburg. Doch in diesem Jahr ist aufgrund von Corona alles anders. Daher wurden die Pässe heute in einer kleineren Zeremonie durch den Projektkoordinator für die Erasmus+-Projekte, Michael Wagner, an Emily Limp und Ülkü Kahraman überreicht. Die Dritte im Bunde, Julia Schubert, konnte leider nicht dabei sein, da sie inzwischen eine neue berufliche Herausforderung in Hamburg angenommen hat. Die anderen beiden arbeiten auch weiterhin in den Helios Kliniken Mittelweser, Emily Limp auf Station 7 im Bereich der Wahlleistung und Orthopädie, Ülkü Kahraman auf der IMC.
„Das Programm Erasmus+ im Rahmen der beruflichen Bildung ist eine hervorragende Gelegenheit nicht nur für Auszubildende, sondern auch für Lehrende, ihren Horizont zu erweitern und von unseren europäischen Nachbarn zu lernen. Ich kann dies nur jedem empfehlen und bin sehr froh, dass auch die Schülerinnen und Schüler unseres Bildungszentrums dies immer wieder wahrnehmen“, so Seifert.