Elf Schülerinnen und Schüler haben sich im Jahr 1983 in der Ausbildungsklasse der Pflegeschule des Nienburger Krankenhauses zusammengefunden. Drei der Absolventen sind noch immer in den Helios Kliniken Mittelweser tätig und haben in diesem Jahr ihr 38-jähriges Jubiläum gefeiert. Doch trotz gleicher Ausbildung haben sie sich nach ihrem Abschluss in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt.
Rüdiger Romaus hat seinen Schwerpunkt schnell gefunden: Und zwar im OP. „Nach meiner Ausbildung habe ich zunächst in der OP-Pflege gearbeitet. Das hat auch Spaß gemacht, ich mochte das Team und die Arbeit mit den Instrumenten. Doch die Anästhesiepflege hat mich dann noch mehr gereizt“, beschreibt Rüdiger. Sich und seine Kollegen beschreibt er liebevoll als „Eigenbrödler bei der Arbeit, aber in der Gemeinschaft sehr stark“. Am meisten Freude bereitet ihm der Kontakt zu den Patienten. „Es ist ein kurzer, aber intensiver Moment, den man gemeinsam hat. Viele haben Angst, die wir ihnen zu nehmen versuchen, in dem wir ruhig mit ihnen sprechen oder – je nach Typ – auch mal ein Späßchen machen. Da muss man schon ein gewisses Fingerspitzengefühl haben.“
Doch auch nach all den Jahren ist er in manchen Situationen noch immer angespannt. „Bei Reanimationen, bei Patienten mit Polytrauma – und natürlich besonders, wenn es um Kinder geht, z. B. bei Kaiserschnitten“ so Romaus. Ruhe und Ausgleich findet er im Angeln.
Privat ist der 57-Jährige sehr verbunden mit der Heimat, aber auch der Klinik. „Ich wurde selbst im alten Bollmann’s Krankenhaus geboren“, lacht er. Seine Frau ist ebenfalls Krankenschwester, kennengelernt haben sie sich: Natürlich bei der Arbeit.
Die Zweite im Bunde, Brunhilde „Bruni“ Schwob, wollte eigentlich gar nicht in die Pflege. „Das war der Notnagel, denn eigentlich wollte ich Physiotherapeutin werden. Dort habe ich jedoch keinen Platz zu bekommen, denn ich hatte mich natürlich nicht vorbereitet. Ein kleiner Test über die Gelenke, der nicht erfolgreich war“, so Bruni. Für sie nicht die schlechteste Schicksalsfügung, denn auch sie hat ihren Weg im Nienburger Klinikum gemacht. „22 Jahre lang war ich nach der Ausbildung auf der Intensivstation. Das war einfach ein tolles Team“, freut sich die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Eine besondere Herausforderung, aber für sie auch gleichzeitig das Schöne an der Arbeit war nicht nur die intensive Pflege der Patienten, sondern auch der Angehörigen. „Wir haben sie emotional aufgefangen und uns auch Zeit für sie genommen“, beschreibt sie. Das ist auch der Grund, warum sie sich entschlossen hat, nebenberuflich ein Bachelor-Studium in der Patienten- und Angehörigenberatung zu absolvieren. „Wir pflegen nicht nur den Patienten. Auch die Angehörigen und die Freunde sind in diesen Momenten immer in einer Ausnahmesituation.“
Doch die Intensivstation sollte nicht ihre letzte Station sein. „2009 bekam ich das Angebot, als pädagogische Lehrkraft in das Bildungszentrum zu wechseln. Das war natürlich eine komplett andere Welt.“ Bei der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern zusammen zu sein, ihr Wissen weiterzugeben, ihnen die Vielfalt der Pflege näher zu bringen und wie wichtig es ist, Spaß und Freude an der Arbeit zu haben. Die Projektarbeit ist einer ihrer Lieblingsbereiche. „Ich habe damals das Projekt ‚Schüler leiten eine Station‘ ins Leben gerufen, welches heute noch mit großer Freude von den Schülern umgesetzt wird.“
Last but not least ist da noch Veneta Warneke, die es zunächst in das Stolzenauer Krankenhaus verschlagen hat. „Die Spezialisierung, die das Haus heute hat, gab es damals noch nicht. Wir haben alle Bereiche abgedeckt und ich war in der chirurgischen Abteilung tätig“, so Veneta. Nach der Geburt des zweiten Kindes ist sie dann nach Nienburg auf die gynäkologische Station gekommen. Als 2006 der Umzug in das neue Haus erfolgte, ist sie auf die IMC und Stroke Unit gewechselt. „Ich habe dort einige Jahre gearbeitet. Die intensive Betreuung der Patienten hat mir großen Spaß gemacht, doch sie war auch sehr kräftezehrend.“
Auf der Suche nach einem auch körperlich etwas weniger anstrengenden Bereich hat sie zunächst im Röntgen gearbeitet und dann ihre wahre Bestimmung gefunden: Die Arbeit als Schmerzschwester. „Ich habe hierzu eine Weiterbildung absolviert und dann in der Schmerzambulanz sowie in der Stolzenauer Schmerzklinik gearbeitet.“ Nicht nur die Arbeit mit den Patienten, sondern auch mit dem Team hat ihr großen Spaß bereitet. Heute ist sie hauptsächlich in der Schmerzambulanz im Nienburger Klinikum tätig sowie in der Zentralen Notaufnahme.
In ihrer Familie ist Veneta Warneke lange nicht die Einzige im Klinikum. „Meine Mutter hat im Bollmann’s im Steri gearbeitet, meine Schwester hier auf der Station 4 und 5 und meine Tochter Greta ist hier Stationsmanagerin“.
Was ihr besonders gefällt: „Wenn man so lange Jahre in einem Krankenhaus arbeitet, in denen auch viele andere langjährige Kollegen sind, kennt man einfach fast jeden. Und zwar nicht nur die Kollegen, sondern auch alle Bereiche. Dadurch hat man auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Jede Abteilung hat ihre eigenen Herausforderungen und alle strengen sich an, um einen guten Job zu machen. Dadurch habe ich persönlich auch einen großen Respekt vor der Leistung der anderen Kolleginnen und Kollegen. Denn letztendlich ziehen wir doch alle an einem Strang“, beschreibt Veneta.
Was alle drei Kollegen noch immer verbindet, ist die Erinnerung an die Zeit der gemeinsamen Ausbildung. „Wir hatten einfach einen so starken Zusammenhalt und wir haben uns super untereinander verstanden“, so Rüdiger. „Wir treffen uns einmal im Jahr in der Gruppe aller elf ehemaligen Schülerinnen und Schüler und manche von uns fahren auch immer noch zusammen in den Urlaub“, ergänzt Bruni. Wieso gerade Urlaub? „Unsere Lehrerin, Ordensschwester Ruth, ist während der Ausbildung auch mit der gesamten Klasse in den Urlaub gefahren. „Sie hat uns gefragt und wir alle hatten Lust, haben uns in Fahrgemeinschaften zusammengetan und sind dann alle zusammen in einem Haus untergekommen“, so Veneta. Der erste Urlaub führte sie nach Trier, der zweite nach Frankreich. „Schwester Ruth hat für uns gekocht und uns die Gegend gezeigt. Das war einfach eine unvergessliche Zeit.“
Wir danken den Dreien dafür, dass wir an ihrer Geschichte teilhaben durften – und natürlich auch für die Loyalität über all die Jahre hinweg.
Foto: v.l. Veneta Warneke, Rüdiger Romaus, Brunhilde Schwob