Suchen
Menü
Schließen

Halbzeit in der Zentralapotheke

Für sieben Millionen Euro baut das Helios-Klinikum Meiningen ihre Zentralapotheke um. 76 000 Patienten in drei Bundesländern werden mit Medikamenten aus der Werrastadt versorgt. Der Erweiterungsbau ist notwendig, um die neuen Herausforderungen meistern zu können.

27. März 2024
Halbzeit in der Zentralapotheke

Als Großprojekt bezeichnet Claudia Holland-Jopp, Geschäftsführerin des Helios-Klinikums Meiningen, den Umbau der Zentralapotheke. Seit November 2022 werden an dem freistehenden Gebäude oberhalb des Klinikums immense bauliche Veränderunen vorgenommen. "Wir haben fast Halbzeit", sagt die Klinikchefin und nennt als Fertigstellungstermin den April kommenden Jahres. Zeitlich gesehen läuft alles nach Plan. Der Korpus des Gebäudes in der Bergstraße bleibt bestehen. Er wird entkernt, mo‐ dernisiert und in die Anbauten integriert, sodass letztendlich der gesamte Komplex eine Einheit ergibt. Derzeit verlegen Elektriker die Versorgungsleitungen, andere Firmen widmen sich dem Trockenbau oder dem Estrich. Die Klinikleitung lobt die am Bau beteiligten Firmen. "Es ist nicht einfach für die Bauleute und natürlich auch für unsere Mitarbeiterinnen. Denn während der gesamten Baumaßnahme läuft der Betrieb in der Zentralapotheke uneingeschränkt weiter", hebt die Helios-Geschäftsführerin die Zusammenarbeit und das gute Miteinander hervor. Es gelten höhere Anforderungen als in öffentlichen Apotheken - auch in baulicher Hinsicht. So muss unter anderem eine spezielle Lüftungstechnik integriert sein, die im Labor für die Schleusenfunktion benötigt wird.

In Trägerschaft des Helios-Klinikums Meiningen werden von diesem Standort aus zwölf Krankenhäuser im Umkreis von 100 Kilometern mit Medikamenten versorgt. Und das schon seit mehr als 20 Jahren. "Wir beliefern nicht nur Einrichtung innerhalb von Helios, sondern auch Kliniken in den Bundesländern Thüringen, Hessen und Bayern. "Insgesamt decken wir 3400 Betten ab", beschreibt Claudia Hol‐ land-Jopp die Reichweite der Zentralapotheke. Einst wurde das Gebäude als Dialysezentrum errichtet und später als Mund- und Kieferchirurgie von Dr. Kindler genutzt. Bis das damalige Rhön-Klinikum vor 20 Jahren die Zentralapotheke an diesem Standort etablierte.

Mehr Platz für Neues 

Nicht ganz einfach gestaltet sich das derzeitige Umfeld der 16 Mitarbeiterinnen. Die Tätigkeit in der Zentralapotheke ist nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern bedarf auch langer Erfahrungswerte und einer hohen Konzentration. Eine falsche Medikation kann fatale Folgen für die Patienten haben. "Die stückweise Beräumung des Gebäudes ist schon eine enorme Herausforderung für alle. Ich bin froh, ein so gutes Team zu haben. Ohne deren Verständnis wären die enormen Umbauarbeiten bei laufendem Betrieb kaum möglich", lobt die Klinikchefin und legt bei der Gestaltung der neuen Büros und Räumlichkeiten auch Wert auf die Meinung ihrer Mitarbeiter. "Gemeinsam mit dem Architekten konnten sie ihre Wünsche zum Beispiel zur Farbauswahl äußern. Das Mitspracherecht sehe ich als Wertschätzung. Denn die Mitarbeiter sind es, die sich in ihrem neuen Domizil wohlfühlen sollen", wünscht sich die Geschäftsführerin. Das Gebäude wird um 600 Quadratmeter vergrößert und nach der Fertigstellung auf dem modernsten Stand der Technik sein. Rund sieben Millionen Euro, inklusive Fördermittel vom Land, investiert Helios in den Umbau der Zentralapotheke. 

Neben Lagerräumen, Hochregalen und Kühlmöglichkeiten entsteht zudem eine große Halle. In ihr werden vollautomatische Maschinen Medikamente für die Patienten zusammenstellen. "Mit Hilfe von Unit Dose läuten wir ein neues Zeitalter ein", sagt Claudia Holland-Jopp begeistert. Der Automat wird für jeden Patienten, die einzunehmenden Medikamente in Blister-Tütchen verpacken und entsprechend beschriften. Von dieser vollautomatischen Medikamentenversorgung profitiert vor allem das Personal auf Station. Dort gilt zwar das Vier-Augen-Prinzip und die Kontrolle, aber dennoch können Arbeitsabläufe optimiert werden.

Medikamentenmangel allgegenwärtig 

Gut gefüllt sind die Hochregale der Zentralapotheke. Der Eindruck entsteht zumindest auf den ersten Blick. Doch auch hier kämpfen die Mitarbeiterinnen der Zentralapotheke mit dem deutschlandweiten Problem des Medikamentenmangels. Damit jedoch die Patienten in den Kliniken täglich ihre Arznei erhalten, müssen auch in Meiningen enorme Anstrengungen beim Einkauf oder auch bei der Eigenherstellung unternommen werden. "Derzeit mangelt es gerade wieder an Diabetikermedikamenten, Schmerzmitteln und Antibiotika", sagt Franziska Hessel, stellvertretende Leiterin der Zentralapotheke. Damit immer ein ausreichender Vorrat vorhanden ist, wurde seit Jahresbeginn die gesetzliche Re‐ gelung einer Pflichtbevorratung von sechs Wochen getroffen. "Wir sind noch etwas besser und haben uns einen Vorrat von acht Wochen angelegt", sagt Franziska Hessel stolz. Derzeit sind 2000 verschiedene Präparate, Ampullen und Tabletten abrufbereit. Die Mitarbeiter stehen sieben Tage die Woche 24 Stunden per Rufbereitschaft zur Verfügung, um auch bei dringenden Notfällen die Medikamente per Kurier verschicken zu können. Im Labor werden nach hohen Qualitätsstandards jährlich circa 8300 Zytostatika, das sind Chemotherapien für Krebspatienten und Schmerzpumpen, keimfrei hergestellt. Zusätzlich fertigt die Apotheke auf den Patienten individuell zugeschnitten 16 000 verschiedene Re‐zepturen wie Salben, Kapseln und Lösungen.

Gefüllte Regale Zentralapotheke