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Der Infoabend „Rund um die Geburt“ der Helios-Klinik Kronach lockt viele schwangere Frauen, die in Sonneberg nicht mehr entbinden können, ins Stadtteilzentrum „Wolke 14“.
23. August 2023

Eigentlich wollte Nadine aus Sonneberg ihr drittes Kind im Sonneberger Krankenhaus zur Welt bringen. "Wäre für mich günstiger gewesen", begründet die junge Frau. Doch nach der vorübergehenden Schließung der Entbindungsstation muss sie sich eine andere Klinik suchen. "Suhl oder Saalfeld habe ich schon überlegt", erzählt sie. Dann hat sie jedoch die Einladung zum Informationsabend "Rund um die Geburt" der Helios-Klinik Kronach gelesen und ist am Mittwochabend mit ihrem Mann Felix ins Stadtteilzentrum "Wolke 14" gekommen. "Schön, dass sie dafür extra nach Sonneberg kommen", ist das Paar begeistert.

Das hört Klinikchef Georg Thiessen gern. Normalerweise, so betont er, fischt man nicht in fremden Gewässern. Doch hier in Sonneberg hat sich jetzt eine andere Situation ergeben, müssen die schwangeren Frauen der Region für die Entbindung nach Alternativen suchen. "Wir müssen zu den Leuten kommen", ist er überzeugt und freut sich, dass diejenigen, die zum Infoabend gekommen sind, das ebenso sehen.

"Ich finde es gut, dass ihr das macht", stimmt Jens Reimann, Chefarzt der Gynäkologie in der Medinos-Klinik zu. Er schaut kurz vor der Veranstaltung für einen kleinen Plausch mit den Kronacher Kollegen vorbei. Manche Entscheidung, so gibt er offen zu, kann er einfach nicht mehr nachvollziehen. "Aber das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem", schränkt er ein. Vieles, das lange gut funktioniert habe, muss verändert werden, auch wenn es gut war. Besonders schlimm ist es nicht nur für ihn, dass oft vom Schreibtisch aus entschieden werden, ohne zu wissen, wie es an der Basis läuft. Jetzt ist es die vorübergehende Schließung der Geburtenstation in Sonneberg. "Gut, ab September haben wir nur noch eine Hebamme", kann er nachvollziehen. Aber ob die Station wirklich wieder geöffnet wird, stehe in den Sternen, denn die vorgegebenen Zahlen seien gerade im ländlichen Raum nur schwer zu erreichen. Leider habe man aber die Auswirkungen der Entscheidungen zu wenig im Auge. "Ich weiß nicht, ob es wirklich von Vorteil ist, ein 500 Gramm schweres Frühchen bei 12 Grad Minus in ein anderes Krankenhaus zu fliegen", nennt er mit Blick auf die Diskussion um den Erhalt der entsprechenden Stationen ein Beispiel. Georg Thiessen gibt ihm recht, denn angesichts der Zahlen sehe es für die Frühchen-Station in Coburg schlecht aus.

In seiner Begrüßung betont er, dass die Helios-Klinik allen von der Stationsschließung Betroffenen eine Alternative anbieten möchte. "Den schwangeren Frauen, aber auch den Mitarbeiter, denn auch sie müssen sich eine neue berufliche Heimat suchen", erklärt er. Ganz persönlich ist er davon überzeugt, dass es bei der zeitweisen Schließung nicht bleibe, sondern die Geburtshilfe in Sonneberg ganz weg falle. Jeder kenne die Schwierigkeiten des Regiomed-Klinikverbundes und wisse die Zahlen, die von den Kassen gefordert werden. "Natürlich ist es schwer, aber wenn man einmal eine Strukturentscheidung klar formuliert, tut das nur einmal weh", ist er sicher. So aber hoffe jeder, dass es sich doch wieder ändert und wird immer wieder aufs Neue enttäuscht. "Aber heute wollen wir ihnen zeigen, wo sie ihr Kind sicher und angenehm zur Welt bringen können", leitet er zum eigentlichen Thema des Abends über und stellt das Team, das extra dafür in den Sonneberger Wolkenrasen gekommen ist, kurz vor. Neben Pflegedienstleiterin Anja Schönheit sind der zuständige Chefarzt Milos Popovic, das Hebammen-Team und die Krankenschwestern dabei. "Damit sie schon mal ein Gefühl für unsere Klinik bekommen und die für sie wichtigen Personen kennenlernen", begründet er.

Video gibt Einblick

Anja Schönheit ist Sonnebergerin und vielen, wie sie erklärt, eventuell noch von den Plakaten zur Landratswahl bekannt, für die sie sich beworben hatte. Auch sie ist traurig, dass die Entbindungsstation im Sonneberger Krankenhaus vorerst schließt und nimmt die Gäste virtuell in einem kleinen Video mit auf Station. "Helle und moderne Einzelzimmer oder wenn der Vater oder die Geschwister mitkommen möchten, größere Zimmer und eine familiäre Atmosphäre ähnlich wie im Sonneberger Haus", schildert sie. Hinzu kommen kurze Wege und Ärzte und Schwestern, die den Frauen die Ängste und Sorgen nehmen.

Welche das genau sind, weiß der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, Milos Popovic. "Wir sind ein sehr junges Team, das im oberärztlichen Bereich noch wächst", erklärt er. Er selber ist seit 15 Jahren Facharzt und seit Februar dieses Jahres an der Helios Klinik in Kronach tätig.

Baby auf nackten Oberkörper

Babyfreundlich, so erklärt Kinderkrankenschwester Christine Bauer, hat in Kronach eine besondere Bedeutung. "Wir sind eine von fünf Kliniken in Bayern, die das gleichnamige Zertifikat dafür haben", hebt sie hervor. Für diese Initiative, die man seit 2010 innehat, müssen zehn Qualitätsmerkmale erfüllt sein. Eins davon ist das Auflegen des Neugeboren auf den nackten Oberkörper von Mutter und Vater. Das, so weiß die Krankenschwester, sorge für eine besondere Bindung zwischen Eltern und Kind. Deshalb bietet die Klinik seit einigen Jahren auch das Rooming-in an, sodass die Babys 24 Stunden im Zimmer der Mutter bleiben. Schon im Kreißsaal beginnt das Stillen, das je nach Wunsch auch nach der Entlassung in der Stillambulanz weiter begleitet wird. "Aber auch Muttis, die nicht stillen können oder wollen, sind bei uns willkommen", ergänzt sie.

Bleiben dürfen die jungen Muttis nach der Entbindung so lange sie wollen. "Es gibt keine festen Liegezeiten, wir halten keinen fest, schmeißen aber auch keinen raus", erklärt eine andere Krankenschwester. Soweit gewünscht, können die frisch gebackenen Muttis verschiedene, alternative Heilmethoden wie beispielsweise Laserbehandlung zur Behandlung gereizter Brustwarzen, Schüssler-Salze oder Bachblüten- oder Aroma-Therapie in Anspruch nehmen. Als zusätzliche Angebote werden Osteopathie für Neugeborene, Babymassage oder der Elterntreff genannt.

"Und eventuell schon bald ein Storchen-Taxi", ergänzt Klinik-Geschäftsführer Georg Thiessen. An anderen Standorten von Helios bereits etabliert, möchte man dies auch in Kronach anbieten. Erste Gespräche mit Taxiunternehmen hat es bereits gegeben. Weitere, möglichst auch mit Sonneberger Taxis, sollen folgen. Gedacht ist das Storchentaxi für all diejenigen, die nicht wissen, wie sie in die Klinik oder nach der Geburt wieder nach Hause kommen. Die Kosten dafür übernimmt die Klinik.

Nachdem Hebamme Nadine Schnappauf den Kreißsaal ein bisschen näher vorgestellt hat, verrät Sophie Will, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, noch, dass jede Mutti zwei kostenlose Babybilder und ein kleines Abschiedsgeschenk mit regionalen Produkten mit nach Hause nehmen darf. Danach bleibt noch ausreichend Zeit, um Fragen zu stellen. So möchte eine Bald-Mutti wissen, ob die Babys bei einer Gelbsuchtbehandlung separat behandelt werden und ob ein Kinderarzt schnell vor Ort ist. "Die Kleinen sind rund um die Uhr bei der Mutter und ein Kinderarzt ist regelmäßig da", antwortet man ihr. Eine andere junge Frau fragt nach der Anmeldezeit. Die, so erfährt sie, liegt zwischen der 29. und 31. Woche vor dem errechneten Geburtstermin. Sollte sich jemand bereits seine Hebamme ausgesucht haben, darf diese gern mitkommen.

Zum Thema Schnuller, das eine werdende Mutti interessiert, erklären die Krankenschwestern, dass es prinzipiell kein Verbot sondern nur eine Empfehlung gebe. Lediglich in den ersten zwei bis drei Lebenswochen sollte man darauf verzichten. Beruhigen können sie auch bei den Windeln. Wer möchte, kann gerne Stoffwindeln verwenden.

Auskunft erhalten die Gäste auch zur eventuellen Nutzung der Plazenta. Zum großen Teil, so weiß Hebamme Nadine Schnappauf, bleibe die in der Klinik und werde entsorgt. Wer möchte, kann sie aber auch mit nach Hause nehmen. "Manch einer pflanzt darauf einen Lebensbaum", weiß sie aus Gesprächen.

Geklärt werden kann an diesem Abend der Umgang der Formalitäten. Genau wie bisher werden die Daten an das Standesamt gemeldet, das die Geburtsurkunde ausstellt. "Aber in Kronach oder?", hakt eine junge Frau nach. "Ja, denn das ist der Geburtsort", wird sie aufgeklärt. "Es gibt also keine kleinen Sonneberger mehr", bedauern einige in der Runde.

Bei einem kleinen Imbiss können die Besucher anschließend noch ganz individuelle Probleme ansprechen.

"Ich habe heute Abend Antworten auf alle meine Fragen bekommen", ist Nadine am Ende zufrieden. Eventuell, so überlegt sie mit ihrem Mann Felix, wird sie sich für Kronach entscheiden. "Hier ist ja auch schon mein erstes Kind geboren", erinnert sie.

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