Ein einfacher Bissen Brot oder Zähneputzen: Dinge, die für andere selbstverständlich sind, bedeuteten für sie lange Zeit ein tägliches Hindernis. Auslöser war ein Kieferbruch, der im Heilungsprozess dazu führte, dass ihr Unterkiefer mit dem Schädelknochen zusammenwuchs – eine sogenannte Kiefergelenk-Ankylose. Dabei wurde das rechte Kiefergelenk vollständig zerstört. Die 55-Jährige konnte ihren Mund dadurch zuletzt nur noch rund fünf Millimeter weit öffnen und war auf Nahrung in Breiform angewiesen. Vier Operationen an verschiedenen Universitätskliniken brachten keine Besserung. Diese schien jahrelang unerreichbar.
Letzter Griff nach dem Strohhalm
Mitte November wagte sie nun einen letzten Versuch – und dieser wurde zum Wendepunkt. In einer rund dreistündigen Operation setzte das Team der Mund-, Kiefer- und plastischen Gesichtschirurgie der Helios Kliniken Kassel erstmals eine patientenspezifische Kiefergelenks-Endoprothese ein - mit Erfolg. Denn schon kurz nach der Operation konnte die 55-Jährige ihren Mund mit ca. 10 Millimeter bereits doppelt so weit öffnen. Diesen Moment wird das Behandlungsteam nicht so schnell vergessen: „Die Patientin war überwältigt. Dieser kleine Abstand von wenigen Millimetern bedeutet für sie ein Stück Freiheit“, so Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie in den Helios Kliniken Kassel. Inzwischen liegt die Mundöffnung durch kontinuierliches Training bei 27mm und ist damit schon fast wieder normal.