Leiden Patienten unter malignen Herzrhythmusstörungen, wie Kammerflimmern oder einer zu schnellen Herzfrequenz (ventrikuläre Tachykardie), kann das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen. Dadurch entfällt die Versorgung der Organe mit Sauerstoff. Die Folgen für Betroffene reichen von Schwindel über Atemnot bis hin zur Ohnmacht. Damit es nicht zum plötzlichen Herztod kommt, muss der Herzrhythmus kontinuierlich überwacht und schnellstmöglich mit Hilfe eines Defibrillators wiederhergestellt werden.
Zur Behandlung solcher lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen haben Spezialisten für Rhythmuschirurgie in der Helios Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe erstmals einen sogenannten extravaskulären Defibrillator (EV-ICD) eingesetzt. Dieser vereint die Funktionen eines herkömmlichen transvenösen Defibrillators (TV-ICD) mit den Vorteilen eines subkutanen Defibrillators (s-ICD):
Wie der transvenöse Defibrillator verfügt der extravaskuläre Defibrillator über eine Stimulationsfunktion. Das bedeutet er kann durch die Abgabe von elektronischen Impulsen als Herzschrittmacher fungieren. Er kann so auch längere Pausen des Herzschlags ausgleichen und darüber hinaus eine antitachykarde Therapie (ATP) zur Kontrolle einer zu schnellen Herzfrequenz vornehmen. Erst wenn – trotz schonender elektrischer Impulse die Rhythmusstörungen anhalten – gibt das Gerät einen Stromschlag ab.
Die zusätzliche Stimulationsfunktion ist eine Weiterentwicklung der Defibrillator-Therapie im Vergleich zum subkutanen Defibrillator, welcher lediglich eine Schock-Therapie einleiten kann. Der s-ICD eignet sich deshalb vor allem für Patient:innen, die nicht auf einen Herzschrittmacher angewiesen sind und bereits Voroperationen am Herzen hatten. Beiden Geräten gemein ist ein geringeres Komplikationsrisiko. Denn im Gegensatz zum transvenösen Defibrillator, bei dem mindestens eine Elektrode über die Vene in der rechten Herzkammer platziert wird, werden sowohl der subkutane als auch der extravaskuläre Defibrillator außerhalb der Blutgefäße und des Herzens platziert. Dies reduziert Langzeitrisiken wie Gefäßverschlüsse, Infektionen und funktionelle Herzklappenstörungen. Zudem besteht ein geringeres Risiko für Sondenbrüche oder Sondeninfektionen (Sondenendokarditiden) sowie Komplikationen bei der Sondenentfernung. Während bei dem subkutanen Defibrillator die Elektrode oberhalb des Brustbeins liegt, wird diese beim extravaskulären Defibrillators substernal, also unterhalb des Brustbeins platziert und liegt auf dem Herzbeutel, also praktisch dem Herzen auf.
„Die direkte Nähe zum Herzen ist eine echte Revolution in der Devicetherapie. Somit ist der extravaskuläre Defibrillator für nicht am Herzen voroperierte Patienten mit einem normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) und einer Herzfrequenzsteigerung bei körperlicher Aktivität die beste Therapieoption. Denn Patient:innen profitieren von den Funktionen herkömmlicher Defibrillatoren und haben gleichzeitig ein geringeres Komplikationsrisiko, weil keine Elektroden in das Herz eingeführt werden müssen. Zudem können Herzrhythmusstörungen ganz ohne schmerzhafte Schocks behandelt werden, was den Patientenkomfort deutlich erhöht“, weiß Dr. Ghaffari Mehrjerdi, Leiter der Rhythmuschirurgie, Helios Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe.
Prof. Dr. Jürgen Kuschyk von der Universitätsklinik Mannheim bestätigt: „Nach über 20 Jahren Entwicklung ist der extravaskuläre Defibrillator ein neuer Meilenstein in der kardialen Gerätetherapie. Weil der enge Raum zwischen Brust und Herzen nur schwer zugänglich ist, war es bisher nicht möglich die Elektrode unter dem Brustbein und nicht im Herzen zu platzieren. Nun kommen wir ganz ohne Kabel im Herzen aus, was gerade für Patient:innen mit einem hohen OP-Risiko, Infektionsanfälligkeit und undichten Herzklappen ein echter Game-Changer ist.“
Das innovative Gerät wurde im Rahmen einer weltweiten Zulassungsstudie mit 356 Patient:innen an 46 Kliniken in 17 Ländern untersucht. Die Defibrillationserfolgsrate lag bei 98,7%. Die Batterielaufzeit des modernen Gerätes wird auf bis zu 11,7 Jahre prognostiziert. 2023 erfolgte die CE-Zertifizierung, schon jetzt zeigen erste Implantationen weltweit vielversprechende Ergebnisse.
„Ich freue mich sehr, dass wir bei uns in der Herzchirurgie einen ersten Patienten erfolgreich mit diesem fortschrittlichen Gerät behandelt haben. Ich bin sicher, dass wir damit noch viele Leben retten werden“, freut sich Prof. Dr. Uwe Mehlhorn, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Herzchirurgie Karlsruhe.
Standortleiter Dominik Teich ergänzt: „Wir sind stolz, als erste Klinik unserer Region dieses lebensrettende und zugleich schonende Verfahren für unsere Patientinnen und Patienten anbieten zu können. Unsere langjährige Expertise und Fachkenntnis ermöglichen uns, als Pionier im Helios Konzern solche innovativen Eingriffe erfolgreich durchzuführen.“
Am Herzzentrum Leipzig absolvieren die Expert:innen derzeit eine intensive Ausbildung, um künftig auch dort extravaskuläre Defibrillatoren zu implantieren. Geplant ist, dass dieses moderne Behandlungsverfahren ab Oktober 2025 angeboten wird.
Die Helios Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe gehört seit 2014 zu den Helios Kliniken. Die Klinik wurde 1995 als herzchirurgische Fachklinik gegründet und verfügt über 96 Betten, davon 24 Intensivbetten und 16 Intermediate-Care-Betten. Der OP-Bereich umfasst fünf Operationssäle, darunter ein hochmoderner Hybrid-OP. Dieser ermöglicht die Durchführung einer besonders schonenden Operationstechnik zum Herzklappenersatz (sog. TAVI). Mit über 1.800 Eingriffen im Jahr gehört die Helios Klinik für Herzchirurgie zu den größten herzchirurgischen Fachkliniken in Deutschland. Das operative Spektrum umfasst die gesamte Bandbreite herzchirurgischer Eingriffe im Erwachsenenalter, mit Ausnahme der Herz- und Lungentransplantation. Das Einzugsgebiet der Klinik reicht weit über die Stadtgrenzen von Karlsruhe hinaus und umfasst unter anderem Nordbaden, die Pfalz sowie die Metropolregion Rhein-Neckar.
Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius und ist Europas führender privater Gesundheitsdienstleister mit rund 128.000 Mitarbeitenden. Zu Fresenius Helios gehören die Helios Gruppe in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika. Rund 26 Millionen Menschen entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2024 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von mehr als 12,7 Milliarden Euro.
In Deutschland verfügt Helios über mehr als 80 Kliniken, rund 220 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit etwa 570 kassenärztlichen Sitzen, sechs Präventionszentren und 27 arbeitsmedizinische Zentren. Helios behandelt im Jahr rund 5,5 Millionen Menschen in Deutschland, davon mehr als 4 Millionen ambulant. Seit seiner Gründung setzt Helios auf messbare, hohe medizinische Qualität und Datentransparenz und ist bei über 90 Prozent der Qualitätsziele besser als der bundesweite Durchschnitt. In Deutschland beschäftigt Helios rund 78.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Jahr 2024 einen Umsatz von rund 7,7 Milliarden Euro. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.
Quirónsalud betreibt 57 Kliniken, davon sieben in Lateinamerika, rund 130 ambulante Gesundheitszentren sowie über 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 20 Millionen Patient:innen behandelt, davon mehr als 19 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt rund 50.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden Euro.
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