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Einer, der sich nicht unterkriegen lässt: John Walmsley erzählt von seinem Leben mit einem Bauchaortenaneurysma

„… und dann wurde es um ihn herum schwarz und er merkte, wie er langsam das Bewusstsein verlor.“ Was sich wie ein Satz aus einem spannenden Roman anhört, hat John Walmsley tatsächlich erlebt. Er erinnert sich an den 3. Oktober 2017: „Morgens habe ich Schmerzen im Bauchraum gehabt, dann ging es mir schnell immer schlechter. Ich habe meiner Frau dann gesagt, dass sie einen Notarzt rufen soll, weil ich nichts mehr gesehen habe. Alles wurde schwarz, ich wurde langsam ohnmächtig. Erst dachte ich, ich habe eine Kolik. Ich habe zwar noch so halb mitbekommen, dass mich der Rettungsdienst rausgetragen hat. Danach ist für mich aber alles nur noch Hören-Sagen.“
14. Februar 2023

Nachdem John Walmsley in Oranienburg notversorgt wurde, flog ihn ein Rettungshubschrauber ins Helios Klinikum in Buch. Die Diagnose: ein bislang nicht bekanntes Bauchaortenaneurysma. Sein behandelnder Arzt, Priv.-Doz. Dr. med. Alexander Meyer, Chefarzt der Gefäßchirurgie, erklärt:

Dr. med. Alexander Meyer Chefarzt Gefäßchirurgie, John Walmsley, Helios Klinikum Berlin-Buch

Dank einer Notoperation, bei der das gerissene Bauchaortenaneurysma damals mittels einer Stentprothese ausgeschalteten werden konnte, zählte John Walmsley an diesem Tag zu jenen 50 Prozent. 

Viel gesehen, viel erlebt: John Walmsleys erstaunliche Lebens- und komplizierte Krankheitsgeschichte 

„Ich hatte schon immer einen starken Überlebenswillen“, beschreibt sich der 64-Jährige. Ein Blick auf seine Lebensgeschichte bestätigt ihn. In Singapur als Sohn eines Militärangehörigen geboren, wuchs John Walmsley gemeinsam mit seinen Geschwistern als Weltenbummler auf. Schließlich landete die Familie in Münster – von wo aus sich der damals erst 12-Jährige allein auf den Weg nach Hamburg machte. „Das ist ja das Tor der Welt und von dort habe ich dann einfach einen Dampfer genommen. Es war egal, was für ein Schiff und wohin das fährt. Ich habe keine Papiere gehabt – Hauptsache weg“, erzählt er. Der Dampfer brachte ihn nach England, wo ihn ein älteres Paar für kurze Zeit aufnahm. Aber wieder packte ihn der Freiheitsdrang. Trampend gelangte er schließlich nach London. In der Metropole an der Themse schlug er sich als Zeitungsverkäufer durch und kam in einem Missionswerk unter. „Später arbeitete ich in einem Schreibwarenladen“, erinnert er sich und fügt hinzu:

Dazu zählen mittlerweile wohl auch die Ärzte und das Pflegepersonal im interdisziplinären Gefäßzentrum des Bucher Helios Klinikums, die es ihm ermöglichten, sein Leben im brandenburgischen Birkenwerder gemeinsam mit seiner Frau so normal wie unter diesen Umständen möglich fortzuführen. Bis zum Sommer 2022. „Ich hatte mittlerweile so unerträglich starke Schmerzen und meine Beine waren beidseitig steinhart“, beschreibt John Walmsley seinen damaligen Zustand. Wieder waren die Spezialisten aus der Bucher Gefäßchirurgie zur Stelle. Priv.-Doz. Dr. med. Alexander Meyer blickt zurück: „Es kam zu einem Abknicken des Stents im Bereich der Beckenschlagader, sodass vorher bereits mehrfach Reparaturen, ebenfalls endovaskulär, also innerhalb eines Gefäßes, durchgeführt werden mussten. Aufgrund des kompletten Verschlusses war dies nun nicht mehr möglich.“ Das Bucher Ärzteteam explantierte die Stentprothese in einer fünfstündigen OP und ersetzte die Haupt- und Beckenschlagadern erfolgreich durch eine neue Gefäßprothese (Y-Prothese), um die Durchblutung beider Beine wiederherzustellen.

Neuer Lebensmut – alte Fehler: eine der wohl wichtigsten Erkenntnisse in John Walmsleys Leben 

Nach seiner letzten OP, einem dreimonatigen Klinikaufenthalt und einer Reha fasste er neuen Lebensmut und flog kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres gemeinsam mit seiner Frau nach Hurghada in Ägypten. Ein Urlaub, den er in schmerzhafter Erinnerung behalten sollte. „Es hatte sich ein rötlicher Streifen an meinem Bauch gebildet. Das hat mir große Angst gemacht, erzählt er. Abbrechen wollte er die Auszeit in der Sonne aber trotzdem nicht und kämpfte sich bis zum Ende seines Urlaubs durch. Zurück in Berlin diagnostizierte ihm sein Ärzteteam eine weit fortgeschrittene Infektion in der Leiste. Um ein Übergreifen der Entzündung auf die Gefäßprothese zu verhindern, musste John Walmsley erneut operiert werden. Zwar konnte er sich gut erholen, erlangte allerdings eine schmerzhafte Einsicht: „Ich habe einen Fehler gemacht, weil ich gesundheitliche Checkups immer ignoriert habe. Vielleicht wäre mir durch eine Früherkennung einiges erspart geblieben.“

Dass John Walmsley sich von den diversen Eingriffen gut erholen konnte, liegt auch an der guten interdisziplinären Zusammenarbeit im Gefäßzentrum des Helios Klinikums Buch. „Angesichts der Schwere des Krankheitsbildes liegt bei Herrn Walmsley ein guter Genesungsverlauf vor“, bestätigt auch Priv.-Doz. Dr. med. Alexander Meyer und wird noch deutlicher: „Er ist dem Tod schon mehrfach erfolgreich von der Schippe gesprungen.“ Da ist er also wieder, John Walmsleys Überlebenswille. Schließlich hat der 64-Jährige noch viel vor. Er verrät: „Vielleicht wollen wir nochmal nach Kuba fliegen. Aber erst zum Jahresende.“