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Hilfe für kranke Venen

Sind Venen krank, zeigen sich an den Beinen meist unschöne Besenreiser oder Krampfadern. Nur Optik? Oder doch ein medizinisches Problem? Jede fünfte Frau, jeder sechste Mann in Deutschland leidet unter unzureichender Funktion der Venenklappen. Dann ist der Rücktransport des Blutes über die Adern zum Herzen gestört. Bleibt Venenschwäche unbehandelt, kommt es nicht nur zur dauerhaften Wasseransammlung (Ödem) und „schweren Beinen“, sondern im Krankheitsverlauf oft sogar zum „offenen Bein“. Unter dieser Spätfolge leiden deutschlandweit etwa 80.000 Menschen. Dazu muss es nicht kommen! Im Interview ist Gefäßexperte Dr. med. Andreas Gussmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im Helios Klinikum Berlin-Buch und Direktor vom Helios Gefäßzentrum Berlin-Brandenburg:
07. Juli 2020

Wann sind Venen krank?

Eine Funktionsschwäche der Venen bleibt oft lange unbemerkt. Ein Vorzeichen ist die Schwellung der Beine - vor allem an Unterschenkel und Fuß. Diese bildet sich im Laufe des Tages aus und kann bei sitzender oder stehender Tätigkeit sehr ausgeprägt sein. Durch Wasseransammlung im Gewebe kommt es zum Schweregefühl in den Beinen.

Wie kann man vorsorgen?

Sich im Alltag täglich reichlich bewegen! Das beginnt schon mit „Treppensteigen, statt Fahrstuhl nutzen“. Spazierengehen, laufen, schwimmen, Fahrrad fahren – all das hilft Venen, gesund zu bleiben.

Was ist Ursache für Venenschwäche?

Der Grund, warum Venen schwach werden, ist noch nicht endgültig erforscht. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Auch die genetische Veranlagung, Schwangerschaften aber vor allem zu vieles Sitzen und langes Stehen können eine Venenschwäche beschleunigen.

Welche Folgen sind möglich?

Das Blut versackt in den Beinen. Die noch funktionierenden Venen leisten Mehrarbeit. Das hat zur Folge, dass auch hier die Klappen irgendwann nicht mehr richtig schließen. Das Blut staut sich. Wasser sammelt sich im Gewebe. Bleibt Venenschwäche unbehandelt, kann es zu einer dauerhaften Wasseransammlung (Ödem) und „schweren Beinen“ kommen. Im schlimmsten Verlauf entwickelt sich ein „offenes Bein“ - eine offene Wunde, die nicht heilt.

Was tun bei Venenbeschwerden?

Die Venen sollten von einem Spezialisten – zum Beispiel Gefäßmediziner oder Phlebologen – untersucht werden. Er betrachtet die sichtbaren und die tiefen Venen: für den Betroffenen ohne Risiko mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung der Gefäße, der sogenannten farbkodierten Duplexsonographie. Hierdurch können Blutfluss und seine Richtung sowie die Venenklappenfunktion sichtbar gemacht werden.

Mit welchen Therapien beginnt man?

Um Venenschwäche einzudämmen gibt es viele Möglichkeiten. In allen Stadien der Erkrankung können Stützstrümpfe oder medizinische Kompressionsstrümpfe helfen. Lindernd können auch Präparate aus Rosskastanien oder rotem Weinlaub wirken. Viele Betroffene spüren eine deutliche Erleichterung durch physikalische Maßnahmen aus der Kneipp-Therapie oder eine manuelle Lymphdrainage in Kombination mit einer Kompressionstherapie.

Und wenn das nicht mehr hilft?

Ist eine Venenerkrankung weiter fortgeschritten, kommen verschiedene moderne operative Therapien in Frage: minimalinvasive Methoden wie Schaumsklerosierung, Hochfrequenzstrom oder Laserlicht. Aber auch das gezielte lokale Unterbinden von defekten Venenabschnitten, klassische Operationsmethoden sowie die Entfernung oberflächlicher Leitvenen in Teilen oder auf gesamter Länge - das „Stripping“. Welche Methode die individuell optimale ist, entscheidet der Arzt gemeinsam mit der oder dem Betroffenen.

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