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Hepatitis – wenn die Leber entzündet ist

Die menschliche Leber nimmt eine zentrale Rolle im menschlichen Stoffwechsel ein: Sie ist an der Verarbeitung und Speicherung von Nährstoffen, dem Aufbau von Proteinen sowie am Abbau und der Ausscheidung von Giftstoffen beteiligt. Umso gefährlicher, wenn sie sich entzündet.
28. Juli 2023

Die menschliche Leber nimmt eine zentrale Rolle im menschlichen Stoffwechsel ein: Sie ist an der Verarbeitung und Speicherung von Nährstoffen, dem Aufbau von Proteinen sowie am Abbau und der Ausscheidung von Giftstoffen beteiligt. Umso gefährlicher, wenn sie sich entzündet. Zum Welthepatitistag am 28.07 erklärt Dr. Dr. Johannes Weiß, Chefarzt der Gastroenterologie und Hepatologie am Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen, wie es zu einer Hepatitis kommt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Dr. Weiß, durch welche Symptome lässt sich eine Leberentzündung erkennen?

Die Erkrankung bleibt zunächst oft unbemerkt, da die Anzeichen meist unspezifisch sind. Häufig fühlen sich die Patienten müde und abgeschlagen. Seltener meldet sich die Hepatitis mit dumpfen Schmerzen bzw. einem Druckgefühl im Bereich des rechten Oberbauchs, was auf ein Anschwellen der Leber hinweist. Dann setzt das Gewebe die Leberkapsel unter Spannung, in der sich empfindliche Nervenenden befinden. Die Leber selbst ist aber nicht schmerzempfindlich. Das auffälligste Symptom kann eine Gelbfärbung der Haut und der weißen Augenanteile sein. Umgangssprachlich spricht man dann von einer „Gelbsucht“, der Mediziner von einem „Ikterus“. Dies ist ein starkes Indiz, dass die Leber nicht mehr all ihre Aufgaben bewältigt. Durch die hepatitisbedingten Schäden kann der Gallenfarbstoff Bilirubin nicht mehr ungestört in die Galle ausgeschieden werden. Stattdessen sammelt er sich im Blut an und führt zu einer Gelbfärbung von Haut und Augen.

Wie wird die Diagnose Hepatitis gestellt?

Erhöhte Leberwerte bei einer Blutuntersuchung oder etwa der Ikterus zeigen an, dass mit der Leber etwas nicht in Ordnung ist. Was genau das ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen, darunter auch ein Ultraschall der Leber. Zuvor klärt der Arzt in einem ausführlichen Gespräch mit dem Betroffenen mögliche leberschädigenden Einflüsse ab. Nimmt der Patient Medikamente, die die Leber beeinträchtigen können? Trinkt er zu viel Alkohol? Besteht ein Stoffwechselproblem? Oder kann der Patient sich eine Virusinfektion zugezogen haben, beispielsweise bei einer Auslandsreise? Die Diagnose einer Virushepatitis lässt sich dann relativ einfach über eine Blutuntersuchung stellen.

Was geschieht, wenn eine Hepatitis unbemerkt bleibt?

Bei einer Hepatitis sind Entzündungszellen in der Leber aktiv. Hält dieser Zustand längere Zeit an, kann sich vermehrt Bindegewebe bilden, wodurch eine Fibrose entsteht, also ein Überschuss von Bindegewebsfasern. Wenn die Leber rechtzeitig Hilfe bekommt, erholt sie sich in der Regel wieder. Ist dies nicht der Fall, können die Strukturen der Leber immer stärker zerstört werden. Bei einer maximalen Schädigung spricht man von einer Zirrhose.

Wodurch geht die Entzündung wieder zurück? (oder vielleicht besser: Wie lässt sich die Entzündung wieder zurückdrängen)

Ist ein Virus der Grund für die Erkrankung, ist das Vorgehen – je nach Virusart – unterschiedlich. Eine Infektion mit dem Hepatitis A Virus z. B. heilt nahezu immer von alleine ab. Ursache sind in der Regel mit dem Hepatitis-A-Virus kontaminierte Nahrungsmittel oder Trinkwasser. Mittels Impfung kann man sich hier effektiv schützen.

Wie ist das bei Hepatitis B?

Auch vor Hepatitis B schützt eine Impfung. Diese wird für Kinder, Jugendliche und Risikogruppen wie beispielsweise medizinisches Personals als Standardimpfung empfohlen und damit von der Krankenkasse bezahlt. Zwar heilt eine Hepatitis B-Infektion bei Erwachsenen in etwa 95 Prozent der Fälle ab. Bei den anderen 5 Prozent entwickelt sich allerdings eine chronische Infektion, die nicht mehr vollständig heilbar ist. Prinzipiell lassen sich die Viren aber durch sogenannte „virostatische“ Medikamente zumindest in Schach halten. Ob ein solches Medikament erforderlich ist, entscheidet der Leberspezialist anhand der individuellen Befunde.

Ist eine Hepatitis C heilbar?

Ist Hepatitis C einmal diagnostiziert, ist sie dank der neuen Therapiemöglichkeiten nahezu immer heilbar und sollte auch grundsätzlich behandelt werden. Die Wirkstoffe der Medikamente hemmen die Vermehrung der Viren auf mehreren Ebenen, sodass der Erreger schon kurz nach Beginn der Behandlung in den meisten Fällen nicht mehr im Blut nachweisbar ist. Problematisch wird es, wenn die Hepatitis C unbemerkt bleibt. Dann kann die Infektion schwere Folgen haben und schlimmstenfalls zu chronischen Leberschäden führen, bis hin zur Zirrhose oder gar Leberkrebs. Das gilt natürlich auch für die Hepatitis B. Wichtig ist es zudem, immer auch an eine Hepatitis E zu denken, wenn man eine Virusinfektion vermutet und das Hepatitis B und C Virus nicht nachzuweisen sind. Die Hepatitis E heilt in der Regel wie die Hepatitis A von selbst aus.

Häufige Ursachen für eine Leberschädigung:

  1. Alkohol: Dieser schadet der Leber doppelt: Sie muss diesen zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben abbauen.
  2. Zucker- und Fettstoffwechselstörungen bei Übergewicht: Lagert sich zu viel Fett in den Leberzellen ein, kann das ebenfalls zu einer Entzündung führen („Steatohepatitis“).
  3. Viren: Der häufigste Grund für eine ansteckende Leberentzündung ist eine Virushepatitis. Als Auslöser kommen klassischerweise die Hepatitisviren A, B, C, D und E infrage, aber auch andere Erreger wie beispielsweise das Epstein-Barr-Virus („Pfeiffersches Drüsenfieber“).
  4. Medikamente: Arzneimittel, allen voran Antibiotika und bestimmte Schmerzmittel, können bei anfälligen Personen eine Hepatitis auslösen.
  5. Autoimmunerkrankungen: Das Immunsystem kann gegen körpereigene Substanzen und Gewebe reagieren und so eine Entzündung auslösen („Autoimmunhepatitis“).
Hepatitis – wenn die Leber entzündet ist