Was Patient:innen während der Narkose einen sanften und sicheren Schlaf beschert, verursacht bis zu 35 Prozent aller Emissionen einer Klinik: Das Narkosegas. Die ausgeatmeten Gase werden bislang am Narkosegerät abgesaugt und in die Außenluft abgegeben. Narkosegase fördern somit den Treibhauseffekt und zählen zu den schlimmsten Klimakillern weltweit. An den 19 Helios Kliniken der Region Ost kommt nun ein neues Filtersystem zum Einsatz, welches die Wiederaufbereitung der Gase ermöglicht.
Bei einem Verbrauch von über 1.200.000 ml Inhalationsanästhetika allein an den 19 Kliniken der Helios Region Ost wird mit dem Recycling in Zukunft ein CO2-Äquivalent von rund 1.111.000 kg1 eingespart. Das ist vergleichbar mit einer Autofahrt von 4.831.284 km2 in einem Benziner der Mittelklasse. „Damit kommen wir rund 12,5 mal von der Erde zum Mond oder aber auch 120 mal um den Äquator“, so Prof. Sebastian Heumüller weiter.
Einsatz von Spezialfiltern
„Verwendet werden Aktivkohlefilter, die am Narkosegerät im OP bzw. am Beatmungsgerät auf der Intensivstation angebracht werden – genau dort, wo sonst der Abluftschlauch für das Narkosegas befestigt ist. In diesen Filtern werden die Gase abgefangen und zum Großteil wiederaufbereitet, bevor sie wieder für Narkosen eingesetzt werden – ganz im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Insgesamt können so rund 90 Prozent der Gase, die normalerweise in die Umwelt gelangen, angemessen recycelt und wiederverwendet werden“, sagt Dr. med. Stefan Wirtz, Chefarzt der der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und perioperative Schmerztherapie am Helios Klinikum Bad Saarow und Leiter der Helios Fachgruppe Anästhesie.
Helios geht noch einen Schritt weiter: Neben Recycling auch Reduzierung
Helios ist sich seiner Verantwortung bewusst etwas für den Klimaschutz zu tun und gleichzeitig das Wohl von Patient:innen nicht zu vernachlässigen. In einem Beschluss der Fachgruppe Anästhesie vom März 2022 wurde daher vereinbart das besonders klimaschädliche Lachgas Helios-weit nicht mehr einzusetzen. Zudem wird durch intelligente Verringerung der Gaszufuhr in das Narkosegerät die Emission der übrigen Narkosegase so weit wie möglich reduziert. Der Beschluss trägt bereits Früchte: Den Einsatz von Desfluran – ebenfalls ein sehr schädliches Gas – konnten wir bereits um 40 Prozent reduzieren. Damit haben diese Ad-Hoc Maßnahmen schon jetzt eine große positive Klimawirkung“, sagt Dr. Stefan Wirtz.
Nach Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin werden in den deutschen Krankenhäusern pro Jahr 17 Millionen Narkosen vorgenommen. Hinzu kommen viele Tausend weitere Narkosen im ambulanten Bereich. Jede Narkose stößt bis zu 118 Kilogramm CO2-Äquivalente aus.
1 BJA Education, Volume 15, Issue 4, August 2015, Pages 173–179
2 0,23kg CO2/km