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Volkskrankheit Zucker – Leben mit Diabetes

Allein in Deutschland sind mehr als sieben Millionen Menschen von Diabetes mellitus betroffen. Die richtige Ernährung ist wichtiger Bestandteil der Therapie. Wie schaut sie aus? Was dürfen Betroffene essen und woraus sollten sie lieber verzichten? Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Patientenakademie“ geben Dr. med. Matthias Prager, Chefarzt und Leiter des Zentrums für Innere Medizin, und Kerstin Grabow, Diabetesberaterin in der Helios Klinik Zerbst/Anhalt im Interview Tipps zur richtigen Ernährung bei Diabetes. In einer Telefon-Hotline der Klinik beantworten sie am 14. April in der Zeit von 15 bis 17 Uhr unter Tel.: (03923) 739-330 Fragen von Betroffenen und Interessierten rund um die Volkskrankheit.
07. April 2021

Herr Dr. Prager, welche Rolle spielt die Ernährung in der Diabetes-Therapie?

Dr. Prager: Die meisten Zuckererkrankten leiden an Typ-2-Diabetes. Ein ungesunder Lebenswandel führt hier durch verschiedene Mechanismen dazu, dass sich zu viel Zucker im Blut befindet. Der Blutzuckerspiegel der Betroffenen ist dauerhaft erhöht. Das schädigt mit der Zeit die Gefäße und verschiedenste Organe. Bei Diabetes ist es daher wichtig, darauf zu achten, dass sich die Blutzuckerwerte im normalen Bereich befinden. Hier helfen spezielle Medikamente, den Blutzucker zu kontrollieren. Daneben sind eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung wesentlicher Bestandteil der Therapie.

Diabetic patient measuring glucose level blood test

Wie sieht eine vollwertige Ernährung bei Diabetes aus?
Kerstin Grabow: Es darf schmecken und es muss eigentlich auf nichts verzichtet werden. Verbote, feste Uhrzeiten oder spezielle Diabetes-Lebensmittel gibt es nicht.

Die zehn Regeln der Deutsche Gesellschaft für Ernährung bieten eine gute Orientierung – nicht nur für Diabetes-Patienten!

  1. Lebensmittelvielfalt genießen 
  2. Gemüse und Obst - nimm 5 am Tag (kleine Portionen)   
  3. Vollkorn wählen    
  4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
  5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen                                                                                                  
  6. Zucker und Salz einsparen                                                                                                           
  7. Am besten Wasser trinken            
  8. Schonend zubereiten
  9. Achtsam essen und genießen
  10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben

Empfehlen würde ich z.B. die Vielfalt der mediterranen Küche! Sie besteht aus reichlich Gemüse und Obst und enthält durch Fisch, Nüsse und Olivenöl viele ungesättigte Fettsäuren. Eher seltener auf dem Speiseplan steht dabei Fleisch. Probieren Sie es aus!

Bei welchen Lebensmitteln sollten Diabetes-Patienten achtsam sein? 

Kerstin Grabow: Zum Beispiel bei Softdrinks wie Fanta oder Cola. Mit mehr als 30 Zuckerwürfeln pro Flasche wirken sie äußerst stark auf den Blutzuckerspiegel und die Kalorienbilanz. Betroffene sollten den Light oder Zero-Getränken, welche deutlich weniger Zucker enthalten, Vorzug geben und diese auch nur in Maßen konsumieren.

Doch auch bei vermeintlich gesunden Fruchtsäften ist ein genauer Blick auf das Etikett ratsam. Viele Fruchtsaftgetränke und Fruchtnektare beispielsweise bestehen nur zu 25 bis 50 % aus Fruchtsaftgehalt und enthalten daneben Zusatzstoffe und Zucker - teilweise in gleicher Größenordnung wie Cola! Wir empfehlen Fruchtsäfte mit 100% Fruchtgehalt. Diese enthalten ausschließlich Fruchtzucker, welcher aus den verwendeten Früchten stammt, und den Blutzuckerspiegel langsamer steigen lässt. Da sie dennoch Einfluss nehmen und sehr viele Kalorien enthalten, sollten auch reine Fruchtsäfte nicht in zu hohen Mengen getrunken und am besten großzügig mit Wasser verdünnt werden.

Welche Lebensmittel sollten noch auf dem Ernährungsplan stehen?

Kerstin Grabow: Lebensmittel mit reichlich Ballaststoffen! Sie finden sich in Vollkorn, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst und unterstützen unser Verdauungssystem. Zu den reichhaltigsten Ballaststofflieferanten zählen Vollkornprodukte, Schwarzwurzeln, Paprika, Karotten, Kiwi und Beeren.

Dr. Prager: Eine ballaststoffreiche Ernährung bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel nach dem Essen langsamer ansteigt und auch wieder langsamer absinkt. Insgesamt sorgen Ballaststoffe damit für einen gemäßigteren Blutzuckerverlauf. Das länger anhaltende Sättigungsgefühl kann bei der Therapie eines Typ2-Diabetes hilfreich sein. Es existieren sogar Hinweise darauf, dass eine ballaststoffreiche Ernährung die Insulinwirkung verbessern und zudem das Diabetesrisiko deutlich reduzieren kann.

Referenten:
Dr. med. Matthias Prager,
Chefarzt und Leiter des Zentrums für Innere Medizin
Kerstin Grabow, Diabetesberaterin

14. April 2021, 15 – 17 Uhr
Tel.: (03923) 739-330